Die Aßlinger wollen sich nicht mit der Trassenentscheidung zum Brenner-Nordzulauf abfinden. In der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend haben die Anwesenden einstimmig beschlossen, die DB Netz AG aufzufordern, die Trassen neu zu bewerten. Außerdem wollen sie, dass nochmals geprüft wird, wie ein Streckenausbau nahe an den bestehenden Gleisen aussehen könnte. Die Entscheidung fällten die Gemeinderätinnen und Gemeinderäte vor einem vollen Zuschauerraum - das Thema bewegt die Aßlinger derzeit wie kaum ein anderes.
Inzwischen gibt es eine zweite Bürgerinitiative
Dabei ist es nicht so, dass alle Aßlinger die Trasse Limone, auf die die Entscheidung der Bahn Mitte Juli gefallen ist, ablehnen. Die Trasse verläuft von Ostermünchen im Landkreis Rosenheim kommend direkt an den kleinen Ortsteilen Niclasreuth und Dorfen vorbei, ehe die neuen Gleise bei Lorenzenberg in einem etwa 1,5 Kilometer langen Tunnel verschwinden. Dieser endet bei Hamberg, von wo aus die Trasse über Schammach und Taglaching bei Kirchseeon wieder mit der Bestandsstrecke zusammengeführt wird. Das heißt, es sind viele Landwirte und Bürger betroffen, die von der bisherigen Bahntrasse weit entfernt sind - dafür bekommen diejenigen, die jetzt schon an der Bahn leben, kein zweites Gleispaar vor die Nase gesetzt. Die Bürgerinitiative "Schützt Aßling und das Atteltal" begrüßt das - für sie ist Limone eindeutig das kleinere Übel.
Doch inzwischen gibt es einen zweiten Zusammenschluss, die "Bürgerinitiative Brenner-Nordzulauf Landkreis Ebersberg", die vor der Gemeinderatssitzung mit Traktoren vor dem Rathaus anrückte und deutlich machte, dass sie die Trasse Limone unter keinen Umständen akzeptieren will. Damit ist diese Initiative auch eher auf der Linie der Politik - nicht nur der des Gemeinderats, auch Landrat, Abgeordnete und andere Kommunalpolitiker im Landkreis haben sich bereits entschieden gegen die Trasse Limone ausgesprochen und ihren Widerstand angekündigt.
Zweiter Bürgermeister Ernst Sporer-Fischbacher (Unabhängige Neue Liste), der die Sitzung am Dienstagabend leitete, kann, wie er sagt, durchaus nachvollziehen, dass sich die heutigen Bahnanwohner gegen noch stärkere Belastung wehren. Andererseits brächte ein bestandsnaher Ausbau für sie auch mehr Lärmschutz, sagt er, während durch die Trasse Limone Landschaft zerstört, landwirtschaftliche Betriebe gefährdet und viele Anwohnerinnen und Anwohner durch Lärm belastet würden.
In seiner Stellungnahme hat der Gemeinderat auch einen Forderungskatalog für eine mögliche bestandsnahe Trasse angehängt. Der Trassenverlauf muss optimiert werden um Betroffenheiten zu reduzieren, heißt es, unter anderem müsse die "Insellage" von Gebäuden vermieden werden.
Bei ihrem neuerlichen Vorstoß, doch noch zu einer anderen Trasse zu kommen, erhoffen sich die Aßlinger Gemeinderäte Unterstützung von den Landtags- und Bundestagsabgeordneten aus dem Landkreis, so Sporer-Fischbacher. So schnell werde man jedenfalls nicht aufgeben.