Brauerei aus Markt Schwaben:Die Kleine mit dem Bierbauch

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Die Privatbrauerei Schweiger aus Markt Schwaben füllt ihr Bier künftig in neuen Flaschen ab - und folgt damit einem Trend.

Interview von Andreas Junkmann, Markt Schwaben

Kleiner und dicker statt hoch und dünn wird ein Großteil der Bierflaschen der Privatbrauerei Schweiger aus Markt Schwaben künftig aussehen. Das Unternehmen verabschiedet sich von der sogenannten NRW-Form und kehrt zur traditionellen Euroflasche zurück. Auch die Kisten bekommen eine neue Optik. Geschäftsführer Erich Schweiger spricht im SZ-Interview über den Lebenszyklus von Leergut und warum Brauereien immer mehr auf traditionelle Designs setzen.

SZ: Herr Schweiger, Sie füllen in Ihrer Brauerei alle untergärigen Biere und Biermischgetränke künftig wieder in der dickeren Euroflasche ab. Ist das ein Unterschied rein optischer Natur oder trinkt das Auge in gewisser Weise mit?

Erich Schweiger: Also das Bier schmeckt definitiv nicht anders. Der Unterschied in der Flaschenform ist ja jetzt nicht so groß und alles andere, wie etwa die Abfülltechnik, bleibt ja gleich. Das Bier innen drin ist also eins zu eins das gleiche. Was dann das Auge oder das Gehirn draus macht, ist allerdings wieder etwas anderes.

Warum haben Sie sich für die Umstellung auf die neue Flaschenform entschieden?

Ausgangspunkt war, dass wir ohnehin in den nächsten drei Jahren eine größere Investition in unser bestehendes Gebinde hätten tätigen müssen. Unsere jetzigen Bierkisten sind inzwischen fast 30 Jahre alt und der Kunststoff wird schön langsam brüchig. Außerdem haben wir im Flaschenbierbereich trotz Corona ein schönes Wachstum. Deshalb haben wir uns gesagt: Wenn wir ohnehin Geld in die Hand nehmen müssen, legen wir noch was drauf und starten neu mit einer neuen Kiste. Aus dieser Überlegung ist dann auch die Idee entstanden, wieder zurück auf die dicke Flasche zu gehen.

Das hört sich nach einem enormen Aufwand an, das komplette Sortiment auszutauschen. Wie lange dauert denn dieser Prozess?

Wir schätzen, dass wir etwa 80 Prozent der Flaschen und Kisten innerhalb von zwei Monaten getauscht haben. Der Rest wird dann nach und nach zurückkommen. Natürlich gibts es einzelne Kisten, die auch mal etwas länger draußen sind. Wir hatten zum Beispiel schon Fälle, bei denen die Kisten erst nach ein paar Jahren wieder zu uns zurückgekommen sind. Aber das sind Ausnahmen. Dadurch, dass wir sehr regional unterwegs sind, dauert der Großteil der Umstellung nicht so lange.

Was machen Sie mit den alten Flaschen und Kisten?

Die Flaschen werden weiterverkauft. Wir müssen also auch das, was zurückkommt nochmal in die Hand nehmen und sortieren. Bei den Kisten ist es etwas anders. Die werden geschreddert und zermahlen, und schließlich wieder zu neuen Kisten verarbeitet. Es ist sozusagen ein geschlossener Kreislauf. Aber das Ganze ist nicht nur nachhaltig, sondern das Material ist auch ein wertvoller Rohstoff, für den wir sogar noch Geld bekommen.

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Mit der Rückkehr zur Euroflasche sind Sie ja in bester Gesellschaft. Immer mehr Brauereien, wie zuletzt etwa Spaten, stellen wieder auf die dickere Flasche um. Woher kommt dieser Trend?

Das ist eine sehr gute Frage. Bei uns ist es so, dass unsere untergärigen Biere, also vor allem das Helle Export und das 1516 Bayerisch Hell, etwa 60 Prozent vom Flaschenbier-Umsatz ausmachen. Und für Helle Biere hat sich eigentlich die Euroflasche am Markt durchgesetzt, vor allem in Bayern. Wir hatten diese Flaschenform ja bereits bis 1994 und sie hat uns jetzt wieder gut gefallen.

Erich Schweiger ist Geschäftsführer Technik & Technologie bei der Privatbrauerei Schweiger in Markt Schwaben. Der im Jahr 1934 gegründete Familienbetrieb wird inzwischen bereits in vierter Generation geführt. (Foto: Privat)

Jetzt muss die neue Form nur noch gut bei den Kunden ankommen.

Bevor man so eine Entscheidung trifft, fragt man natürlich ein bisschen herum bei Verbrauchern und Kunden. Es geht schließlich um viel Geld. Aber eigentlich war das Votum relativ eindeutig. Zwar hat auch die andere Flasche ihre Fans, aber der Großteil hat gesagt: Wenn ihr eine neue Flasche macht, dann bitte die dickere.

Nicht nur die Flaschenform ist neu, sondern auch das Design der Bierkisten. Die Inspiration dazu haben Sie sich auf dem eigenen Dachboden geholt. Was hat es damit auf sich?

Es war klar, dass die Kiste rot sein wird. Das war immer schon so und rot ist einfach unsere Hausfarbe. Beim restlichen Design waren wir eigentlich relativ offen und hatten auch den Auftrag schon an eine Agentur erteilt. Aber dann haben wir uns doch gesagt, wir gehen nochmal auf den Dachboden in unser Archiv und schauen, was es an alten Kisten gibt. Dort haben wir dann ein bisschen herumgewühlt und haben relativ schnell zwei Kisten aus den 60er/70er Jahren gefunden, als wir von der Bügel- auf die Euroflasche umgestellt haben. Wir waren zu dritt da oben, haben die Kisten angeschaut und gesagt, eigentlich sind wir fertig. Wir haben die Kiste dann eins zu eins so nachgebaut, nur der Schriftzug hat sich über die Jahre leicht verändert.

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Also eine Rückkehr zu den Wurzeln sozusagen?

Ja, das ist jetzt zu 90 Prozent die alte Kiste. Die ist einfach super und nicht mehr zu verbessern. Alte Designs sind ohnehin oft zeitlos. Die sind jetzt noch schön und werden es auch in 20 Jahren immer noch sein.

Ab wann werden denn die neuen Flaschen und Kisten in den Getränkemärkten der Region stehen?

Wir haben vor zwei Wochen den technischen Umbau gemacht und haben auch schon einzelne Sorten abgefüllt. Seit dieser Woche laufen jetzt eigentlich alle untergärigen Biere und Biermischgetränke in die neue Flasche.

© SZ vom 17.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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