Sanierung der Mittelschule Glonn:Frischluft fürs Klassenzimmer

Lesezeit: 3 min

Zuerst die Grund-, jetzt die Mittelschule: Die Architekten Martin und Katrin Wäsler aus Glonn (links) haben das marode Gebäude komplett saniert. Schulleiterin Doris Pfefferkorn (rechts) freut`s. (Foto: Christian Endt)

Weniger Echo in den Räumen und Fenster, die isolieren: Die Sanierung der Mittelschule Glonn war dringend notwendig. Der Umbau, der in Sachen Energieeffizienz ausgezeichnet wurde, kann nun im Rahmen der "Architektouren" besichtigt werden.

Von Franziska Langhammer, Glonn

Bauarbeiten in einer Schule sind bestimmt kein Traum für alle Beteiligten: Staub, Baustellenlärm, Absperrungen - und gleich nebenan sollen die einen lehren und die anderen lernen. Umso erleichterter wirkt Doris Pfefferkorn, Rektorin der Grund- und Mittelschule Glonn, dass der Unterricht von den Sanierungsarbeiten an ihrer Schule relativ wenig gestört wurde - trotz laufenden Betriebs. Eine große Staubwand wurde in der Aula eingezogen, so dass nur ein schmaler Gang durch den großen Raum führte. "Und die ganz lauten Arbeiten wurden hauptsächlich nachmittags durchgeführt", erzählt die Rektorin.

Präsentiert werden die Ergebnisse des Umbaus im Rahmen der Architektouren 2023 am kommenden Wochenende: Jedes Jahr werden besonders hochwertige Architektur-Projekte in Bayern gezeigt. Neben zwei weiteren Gebäuden im Landkreis Ebersberg können Interessenten dabei auch die Grund- und Mittelschule in Glonn begehen.

Im Zuge der Sanierung wurde auch die Fassade komplett neu eingekleidet mit sibirischer Lärche. (Foto: Christian Endt)

Während in den Klassenzimmern gebohrt und gehämmert wurde, waren die Schüler ausgelagert in andere Trakte des Schulgebäudes. Dafür hatte man zum Beispiel zwei Handarbeitsräume und einen Musikraum kurzerhand umgewidmet. Auch zwei Horträume mussten ersatzweise herhalten als Klassenzimmer. Die Hortkinder wiederum wurden zeitweise in den Übungsraum der Feuerwehr einquartiert. Ein Riesenprojekt - für das die Corona-Zeit mit all ihren Konsequenzen für den Unterricht ausnahmsweise mal von Vorteil war. "Wir hatten viel Home Office", sagt die Schulleiterin.

Notwendig seien die Maßnahmen allemal gewesen, so die Rektorin: "Die Fenster haben nicht mehr geschlossen, die Heizung war kaputt, der Boden fürchterlich." Das Gebäude, das 1971 errichtet wurde, musste komplett auf Rohbau-Niveau heruntergebrochen werden. Die Sanierung erfolgte in zwei Bauabschnitten: zuerst außen, dann innen. Das Dach wurde abgerissen und neu errichtet, nun mit einer PV-Anlage bestückt. Die komplette Außenfassade ist nun mit sibirischem Lärchenholz verkleidet. Erneuert wurden unter anderem auch die Elektrik, die Heizungs- und die Kabelanlage, die Wasserleitungen; eine neue Außentreppe dient nun als Fluchtweg.

Vieles im alten Gebäude entsprach nicht mehr den gesetzlichen Vorgaben. So mussten etwa auch die Handläufe an den Treppen neu gefertigt werden, weil sie zu niedrig waren. (Foto: Christian Endt)

Beauftragt mit dem Umbau wurde das Architektenpaar Katrin und Martin Wäsler aus Glonn, das bereits für die Sanierung der Grundschule im Jahr 2010 verantwortlich war. Martin Wäsler stammt aus Glonn und hat dort auch die Schule besucht, die er nun wieder hergerichtet hat. Bei der Dämmung, erzählt er, habe man überall über dem gesetzlichen Standard gebaut. Unter anderem deswegen erhielt das Gebäude nun das Prädikat "Klima-Kultur-Kompetenz" in Sachen Energieeffizienz.

Um die Corona-Maßnahmen einzuhalten, erzählt Architekt Martin Wäsler, habe man für die Bauarbeiter extra eine Warmwasseranlage und zwei Toiletten einrichten müssen. Außerdem mussten die Termine so koordiniert werden, dass die Spezialisten für einzelne Gewerke nie aufeinander trafen. Kurzzeitig gab es auch Lieferprobleme von Materialien; von der großen Preisexplosion, die auf Corona folgte, sind die Sanierungsmaßnahmen jedoch noch verschont geblieben. Laut Glonns Bürgermeister Josef Oswald belaufen sich die Kosten für die Sanierung der Mittelschule auf 3,5 Millionen Euro.

Campus in Anzing
:Kunst und Türen ins Nichts

Beim Bau zweier Gebäude für die Kinderbetreuung haben die Architekten sowohl zurück als auch nach vorne geblickt.

Von Franziska Langhammer

Ganz neu durch den Umbau entstanden ist die Schulbücherei im Erdgeschoss der Mittelschule, ein Raum, der ganz früher den Zugang zum Hallenbad darstellte und in den vergangenen Jahren als Lager diente. Ursprünglich gab es keine Heizung, auch die Fenster schlossen schlecht. "Im Winter war es zu kalt, im Sommer zu heiß", fasst Doris Pfefferkorn das Problem zusammen. Im Zuge der Sanierung wurde in dem schmalen Raum sowie in allen Klassenzimmern eine Akustikdecke eingebaut, eine funktionierende Heizung, gut isolierende Fenster.

Früher Lagerraum, heute Schulbücherei: Dank der neuen Fenster, einer funktionierenden Heizanlage und einer Akustikdecke ist der schmale Raum im Erdgeschoss der Mittelschule nun endlich sinnvoll nutzbar. (Foto: Christian Endt)

Mittlerweile stehen in den Regalen Bücher für alle Jahrgangsstufen; von "Die wilden Hühner und die Liebe" für die Drittklässler bis zu "Taran und die Reise zum Drachen" für die älteren Mittelschüler können die Schüler nun während der Pausen Lesestoff ausleihen. Demnächst sollen auch noch Sitzmöbel das Ambiente verschönern, so dass aus dem ehemaligen Lager ein richtiges Lesenest werden kann.

Die Schule als Ort des Wohlfühlens

Überhaupt, die Akustikdecken. "Traumhaft", findet die Rektorin sie. Architekt Martin Wäsler erklärt: "Sie reduzieren die Nachhallzeit." So können zum einen die Schüler besser hören, was gesagt wird, zum anderen wird auch der Lärm, der manchmal in einem Klassenzimmer herrscht, gedämpft. Besonders von Vorteil sind die Akustikdecken in größeren Zimmern, so wie es sie in Glonn noch gibt. Bis zu 70 Quadratmeter Platz habe hier eine Klasse, erklärt Wäsler - nach neuen Richtlinien würde bereits seit einigen Jahren kleiner gebaut. Weil man aber im Zuge der Sanierung die großzügige Aufteilung der Räume erhalten hat, dürfen die Schüler in Glonn weiterhin ihre Beine lang machen.

Im Gewebegebiet Grafing
:Workspace meets Wohlfühlatmo

Eine geknickte Acht als Grundriss: Die neue Firmenzentrale der Firma Cadfem soll nicht nur ein Arbeitsort sein.

Von Franziska Langhammer

Damit die Schüler auch bei guter Luft lernen können, wurden an den Decken aller Klassenzimmer große Belüftungsrohre verlegt: eines für die Ab-, eines für die Zuluft. "Die Raumluft tauscht sich innerhalb von einer Stunde dreimal aus", so Wäsler. Bei der Gestaltung der Fenster habe man darauf geachtet, natürliche Materialien zu verwenden. Die hellen, hölzernen Rahmen fügen sich jedenfalls gut in das Gesamtbild der heimeligen Klassenräume ein. "Die Schule soll ja auch ein Ort des Wohlfühlens sein", sagt die Rektorin.

Eine große Einweihungsparty durfte es zwar wegen Corona nicht geben, als die Schüler nach fast zwei Jahren Bauzeit im Januar 2022 wieder in ihre alten, neuen Klassenräume eingezogen sind. Doch Schulleiterin Pfefferkorn ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis: "Jetzt ist alles toll, ich bin ganz glücklich."

Die sanierte Mittelschule in Glonn, Klosterweg 10, kann im Rahmen der Architektouren 2023 am Sonntag, 25. Juni, von 14 bis 15.30 Uhr besichtigt werden. Mehr Infos gibt es auf der Homepage der bayerischen Architektenkammer .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGastronomie im Landkreis Ebersberg
:Tradition trifft Trend

Wirtstochter Bettina Mühlbauer hat den legendären Gasthof Bichler in Emmering umgekrempelt - und damit vor dem Untergang gerettet. Die Gastronomie brummt wieder, außerdem kann man nun auch in dem historischen Haus übernachten. Ein Rundgang.

Von Anja Blum

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: