Nachruf:Trauer um Conny Hoffmann

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Conny Hoffman. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Viele große Namen holte er nach Anzing in den "Weinbeisser". Er entdeckte mit seinem Gespür aber auch so manches Talent, das erst später große Säle füllte.

Von Anja Blum und Barbara Mooser

Sein Markenzeichen war sein berühmter schwarzer Hut. Der, und die "kleinste Bühne der Welt"; gerade einmal gut einen Quadratmeter umfasste die, umgeben von einem urgemütlichen Wirtshaus wie es nicht nur im Landkreis Ebersberg seinesgleichen sucht, dem Anzinger Weinbeisser. Schweren Herzens hat sich Conny Hoffmann bereits 2018 von seinem Herzensprojekt verabschiedet. Ein bisschen kürzertreten wollte er, mehr Zeit im Chiemgau und in Südtirol verbringen, aber auch wieder als Dokumentarfilmer tätig werden. Nun ist Conny Hoffmann im Alter von 82 Jahren gestorben.

Ein spannendes Leben ist zu Ende gegangen, denn der Weinbeisser war ja nur eines von vielen Projekten des so kreativen, an vielen Dingen interessierten Mannes. Seine eigentlichen Wurzeln musste Conny Hoffmann früh kappen: Geboren und aufgewachsen ist Hoffmann in Halle an der Saale, also in der damaligen DDR - mit einem frühen Drang hin zum Theater, wie er erzählte.

Er absolvierte eine Ausbildung zum Handpuppenspieler sowie eine zum Feinmechaniker im Bereich Kameras, und verbrachte seine freie Zeit am Stadttheater: Bühne fegen, Kabel aufrollen, mal eine Requisite herbeischaffen. Mit 17 dann ging Hoffmann an eine Defa-Schule in Berlin, ließ sich dort zum Kameramann ausbilden. Doch der DDR-Machtapparat hatte ihn im Visier, an Silvester 1958 ging Hoffmann in den Westen.

In den CCC-Studios bei Artur "Atze" Brauner konnte er sich als Beleuchter die ersten paar West-Mark verdienen, später wechselte an berühmte deutsche Schauspielhäuser. Heinz Erhard kannte er, auch den großen Gustaf Gründgens und noch viele andere; Conny Hoffmann konnte Jahrzehnte später noch die schönsten Anekdoten erzählen. Am Deutschen Theater in München war Hoffmann 25 Jahre lang als Chef für Technik und Beleuchtung verantwortlich, nebenher arbeitete er auch noch selbständig.

Kulturveranstalter und Wirt wurde er eher zufällig. Eigentlich hatte Hoffmann nur ein Depot in Anzing gesucht, für den vielen guten Wein vom Schwager aus Südtirol. Doch aus dem Lager wurde schnell der Weinbeisser - und aus diesem eine Heimat. Auf der winzigen Bühne im Böglhof spielten die Künstler - vorzugsweise Kabarettisten und Musiker - zwischen Ofen und Tischen, stets auf Augenhöhe und Tuchfühlung mit dem Publikum.

Viele große Namen konnte Hoffmann nach Anzing locken, entdeckte mit seinem hervorragenden Gespür aber auch so manches Talent, das erst später die großen Säle füllte. Schnell traf sich in der Anzinger Bühne ein treues Stammpublikum, das die hohe Kunst und vor allem auch die ungezwungene Atmosphäre dort schätzt: Man ging einfach "zum Conny", der für jeden ein schönes Plätzchen, einen guten Tropfen und ein liebes Wort übrig hatte.

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