Drama in Tiefgarage:Im letzten Moment

Lesezeit: 1 min

Mit einem Laster als Rammbock: Wie Mevludin Potoku einem eingeklemmten Kollegen das Leben rettete.

Susi Wimmer

Es waren nur fünf Minuten, die Mevludin Potoku zu früh dran war am Freitagmorgen. Aber wäre er nicht zu früh in der Garage gestanden, wäre für einen 21-jährigen Mann aus Petershausen jede Hilfe zu spät gekommen: Denn der Mann wurde zwischen einer Wand und seinem eigenen, ins Rollen geratenen Lkw eingequetscht. Potoku nutzte geistesgegenwärtig seinen Kleinlaster, fuhr gegen den 26-Tonner und stoppte so den Koloss. Der Arbeiter an der Wand überlebte.

Mevludin Potoku reagierte sofort, als er sah, wie ein 26-Tonner auf seinen Kollegen zurollte. (Foto: Robert Haas)

Schüchtern sitzt Mevludin Potoku nun vor der Presse, "bisschen nervös", sagt er und lächelt. Dann erzählt er stockend, was vor ein paar Stunden in der Maxburgstraße passiert ist.

Es ist Freitag, 8.30 Uhr, Potoku soll bei Oberpollinger in der Tiefgarage die Abfallcontainer abholen. Wie immer fährt der 34-jährige Münchner mit seinem Kleinlaster in die Garage, steigt aus und unterhält sich kurz mit zwei Mitarbeitern des Kaufhauses. Zu diesem Zeitpunkt versucht ein 21-Jähriger aus Petershausen, seinen 26-Tonner die schmale Auffahrtsrampe der Garage hochzufahren, bleibt allerdings mit dem rechten Außenspiegel an der Wand hängen. Potoku hört das schleifende Geräusch des Metalls an der Wand.

"Er ist ausgestiegen und wollte den Spiegel einklappen", mutmaßt er. Doch zum Einklappen kommt es nicht: Der Brummifahrer hat zwar die Handbremse gezogen, doch die wirkt nur an der Mittelachse - und die hängt in diesem Augenblick wegen einer Bodenmulde in der Luft und greift nicht.

Der Lkw rollt rückwärts, der 21-Jährige steckt in dem Spalt zwischen Fahrertüre und Wand, reißt seine Arme schützend vor den Brustkorb, der Spalt wird immer kleiner. Potoku sieht den 26-Tonner und einen Schatten an der Wand. Dann gellen laute Schreie durch die Garage.

Potoku begreift sofort: Er stürzt zu seinem Kleinlaster, legt den Rückwärtsgang ein, hält auf den Lkw zu und stellt ihn quer als Rammbock in die Ausfahrt. Der Koloss knallt dagegen - und stoppt. Dann steigt Potoku aus und legt Keile hinter die Räder des 26-Tonners. Er ist einfach nur geschockt - und sehr froh, dass sich ein Mitarbeiter um den eingeklemmten Mann kümmert.

Der 21-Jährige schreit vor Schmerzen und Panik, es dauert, bis die Feuerwehr ihn mit Lufthebekissen befreien kann. Zur Beobachtung kommt er auf die Intensivstation einer Klinik: "Er hatte Glück und keine schweren Verletzungen", sagt Polizeisprecherin Claudia Künzel.

© SZ vom 21.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: