Töpfermarkt in Dießen:Die Schirmherrin ist ein echter Fan

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Victoria Mayer, Schirmherrin des diesjährigen Töpfermarkts in Dießen. (Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)

Schauspielerin Victoria Mayer lebt seit 14 Jahren am Ammersee. In diesem Jahr eröffnet sie die beliebte Veranstaltung - und das aus besonderem Grund.

Von Renate Greil, Dießen

Die lebendige Atmosphäre und den Trubel beim Dießener Töpfermarkt schätzt Victoria Mayer schon lange. Umso mehr hat sich die bekannte Schauspielerin über die Anfrage aus dem Rathaus gefreut: Ob sie nicht die Schirmherrschaft für die 22. Ausgabe des internationalen Keramikfestivals übernehmen wolle? Traditionell beginnt diese Veranstaltung an Christi Himmelfahrt und dauert vier Tage. Mayer wollte, und daher hält sie in diesem Jahr die Eröffnungsrede. Ein Part, den im Vorjahr Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) übernommen hatte. "Ich freue mich darauf, den Eröffnungstag zu begleiten", sagt Mayer. Sie lebt seit 14 Jahren mit ihrer Familie im Ort und weiß um die Bedeutung dieser Großveranstaltung für Dießen. Sie genießt aber auch das bunte Miteinander an diesem verlängerten Wochenende. "Dann ist Dießen besonders flirrend", sagt sie.

Es sei damals ein Zufall gewesen, dass die Familie in Dießen gelandet ist. "Uns hat es auf Anhieb gut gefallen", erzählt die Schauspielerin, die mit Schauspieler Jan Messutat verheiratet ist. Der Künstlerort am Ammersee zog das Paar an, das aus München aufs Land ziehen wollte. "Die Vermittlung eines Freundes hat die Möglichkeit eröffnet", berichtet Mayer, die zuvor 14 Jahre in München gewohnt hatte. Mit ihren beiden Kindern lebt das Paar nun in Dießen. Um ihre Person macht Mayer wenig Aufhebens, auch zum Interview erscheint sie ganz natürlich. Gelegentlich werde sie im Ort angesprochen, etwa, wenn die gefragte Schauspielerin im Kino- oder in Fernsehfilmen wie einer Tatort-Episode oder einer Komödie wie "Servus, Schwiegermutter!" zu sehen war.

Aber "ich lebe hier ganz unaufgeregt", sagt sie. Dabei ist Mayer, Jahrgang 1976, als Schauspielerin seit vielen Jahren gut beschäftigt. 2020 wurde sie für ihre Rolle in "Tage des letzten Schnees" von der Deutschen Akademie für Fernsehen als "Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle" ausgezeichnet. 2021 bekam sie für "Adisa" den Oscar Student Academy Award in Silber, in dem mittellangen Studenten-Kurzfilm spielte Mayer die Hauptrolle.

Victoria Mayer schätzt den Dießener Töpfermarkt schon seit Jahren - und kauft dann gelegentlich auch ein schönes Stück. (Foto: Nila Thiel)

Victoria Mayer besucht den Töpfermarkt schon seit Jahren, bewundert stets die Vielfalt der gezeigten Waren und kauft auch das eine oder andere Stück. Selbst getöpfert hat sie bisher zwar nicht. Dennoch hat sie einen Bezug zum Handwerk über ihr Elternhaus: Ihre Mutter, eine Maßschneiderin, hat getöpfert. Geboren wurde Mayer in Münster, sie wuchs bei Bremen und Marburg auf. Als Zwanzigjährige zog es sie nach München, dort studierte sie Schauspiel an der Bayerischen Theaterakademie. Erst im vergangenen Herbst hat die Schauspielerin nach 15 Jahren Pause wieder bei einer Theaterproduktion mitgewirkt.

In "Das achte Leben (für Brilka)" spielt Victoria Mayer (re.) - hier mit Sophie Rogall - am Metropoltheater München gleich drei verschiedene Rollen. (Foto: Marie-Laure Briane/Metropoltheater München)

"Das ist ein großes Abenteuer, wieder auf der Bühne zu stehen", berichtet Mayer. Gleich drei sehr unterschiedliche Rollen übernahm sie in der Bühnenfassung von Jochen Schölch am Metropol Theater München in "Das achte Leben (Für Brilka)" nach einem Roman von Nino Haratischwili. "Die Verbindung gibt es schon lange", sagt Mayer, die nach der Schauspielschule 2002 am Metropol engagiert war. Von Oktober an wird das Stück wieder aufgenommen, und Mayer freut sich schon darauf, wieder die drei Rollen als Daria, Alla und Ida zu spielen. "Das Tolle am Theater ist, dass wir das Alter rauf und runter spielen können. Das macht viel Spaß", sagt sie. Was das Älterwerden angeht, stimmt die Filmbranche die Schauspielerin, die auch Mitglied bei "Pro Quote Film" - ein gemeinnütziger Verein, der sich für die Erhöhung des Frauenanteils in allen Bereichen der Filmproduktion einsetzt - ist, vorsichtig optimistisch: "Das wandelt sich gerade." Bislang gilt: Mit jedem Jahrzehnt, das Schauspielerinnen älter werden, werden immer weniger Rollen angeboten.

Im Sommer steht Mayer wieder vor der Kamera, gedreht wird bei einer dieser noch geheimen Produktionen in München und Berlin. Es sei allerdings eher selten, dass sie von Dießen aus täglich zu den Filmsets pendeln kann, auch wenn sie normalerweise häufig unterwegs ist. Mayer arbeitet auch als Sprecherin, macht Hörspiele. Ein Angebot zur Produktion eines Hörbuchs war allerdings noch nicht dabei - auch das würde sie reizen, denn Mayer ist vielseitig interessiert. Derzeit hat sie ein Drehbuchprojekt mit fünf beteiligten Frauen in Arbeit. Dabei schätzt sie insbesondere den kreativen Aspekt, denn sie habe "viel Wissen über Figurenentwicklung und Dynamik". Allerdings hat das Projekt bisher nicht höchste Priorität. Sie beteiligt sich auch an lokalen kulturellen Initiativen wie einem Literaturwettbewerb für Frauen, auch in der Dießener Buchhandlung CoLibri hat sie eineinhalb Jahre ausgeholfen. "In der Zeit habe ich noch mehr gelesen als sonst, um Buchempfehlungen abgeben zu können", erzählt sie. Kürzlich erst wirkte sie auch als Co-Regisseurin an einem Schulprojekt mit und schwärmt von den persönlichen Entwicklungen der Schülerinnen und Schüler beim Theaterspielen.

Literaturabend & Videokunst zum Weltfrauentag 2015: Ulrike Kreutzer, Victoria Mayer und Miriam Anton (v. lesen abwechselnd. (Foto: Nila Thiel)

Ihr beruflicher Schwerpunkt liege aber weiterhin bei Film und Fernsehen, macht sie deutlich. Bisher habe sie auch stets das Glück gehabt, dass während der beruflich bedingten Abwesenheiten entweder ihr Mann oder sie für die Familie da sein konnte. Die Freiberuflichkeit bringe es auch mit sich, dass sich die Phasen, in der sie viel zu tun habe, mit den Phasen, in der lange nichts sei, abwechseln. "Diesen Wechsel gut hinzubekommen, das ist eine Herausforderung", erzählt sie. Es sei toll, diese Lebensqualität hier in dem Künstlerort am Ammersee zu haben. Sie empfindet es als sehr wertvoll, sich auszutauschen und merkt an, dass in der Gegend "auch viele Kolleginnen und Kollegen leben". In Dießen jetzt aber den Töpfermarkt zu eröffnen, ist für sie eine besondere Ehre.

Der 22. Dießener Töpfermarkt findet vom 9. bis 12. Mai (täglich 10 bis 18 Uhr) in den Seeanlagen statt. Mehr als 160 Keramikwerkstätten aus 14 Ländern präsentieren in den Seeanlagen ihre Waren, der Eintritt ist frei.

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