Das zentrale Thema vom großen Gatsby betrifft auch das Deutsche Theater in München, in dem noch der Geist der goldenen Feten-Ära spukt: "Ist es besser reich und erfolgreich zu sein oder geliebt zu werden?" So hat der Star-Choreograf Enrique Gasa Valga die zentrale Frage der Geschichte von F. Scott Fitzgerald zusammengefasst, die er im Februar mit seiner Innsbrucker Limonada Dance Company als Tanztheater in den Show-Palast an der Schwanthaler Straße bringen wird. Für Thomas Linsmayer, den Intendanten des Hauses, ist die Antwort wohl einfach: am besten beides.
Reichtum anzustreben wäre in der gegenwärtigen Lage zwar vermessen für "Die Bühne der Stadt München", aber Publikumserfolge sind durchaus nötig, um bei einem Mini-Etat von unter zwei Millionen Euro allein durch Kartenverkäufe im Geschäft zu bleiben. 80 Prozent Auslastung bei "Die Wüstenblume - das Musical" sind da eher ein Ausrutscher nach unten, den man sich aber schon mal leisten mag, wie Linsmayer sagt, weil man auch schwierigere, "intellektuellere" Stoffe bieten möchte. Das "größte Musical-Theater Süddeutschlands" soll mehr sein als "nur ein Event-Tempel" (etwa mit spektakulären Stücken wie "Six", dem Pop-Musical über die sechs Ex-Frauen König Heinrich VIII., von 26.3. bis 7.4.).
Also doch eine Herzenssache: Als Linsmayer vor zwei Jahren das gefeuerte Vorgänger-Duo ablöste, hatte er "zwei große Wünsche": Mit viel mehr Partnern arbeiten. Und den vernachlässigten Silbersaal mit Leben füllen. Beides hat sich erfüllt, wie bei der Präsentation des Programmes der neuen Spielzeit zu sehen war: Die Veranstaltungen im schmucken Zweit-Saal füllen nun ein eigenes, dickes Büchlein: eine Weltmusikreihe, Kammeropern, Salonabende mit Klassik, eine Liedermacherreihe und Abende zum Selbertanzen von Swing bis Tango.
Wie die Profis tanzen, wird die Limonada Dance Company aus Innsbruck regelmäßig in einer Art "Dance Residency" zeigen, sie bereitet schon das zweite Stück "Frida Kahlo" vor. Mit einem anderen Partner arbeitet das Deutsche Theater schon seit "Die Päpstin" prima zusammen: dem Festspielhaus Füssen. Von dort soll nicht nur Ralph Siegels Musical "Summer of Love" kommen (Termin steht noch nicht fest), sondern auch ein neues Wagnis: Am 11. April 2024 hat "Die Zauberflöte" in München Welturaufführung - als Musical! "Kein Mozart Light", verspricht Regisseur Benjamin Sahler, sondern ein neuer Blick auf Rassismus, Gleichberechtigung, Patriarchales System, neue Texte und neue, ziemlich rockige Musik (Frank Nimsgern). Ob das erfolgreich und geliebt wird, wird sich zeigen.