Die Osteuropa-Option haben die privaten Autobesitzer vor dem Autokino Aschheim allerdings kaum. Für 22 Euro dürfen sie hier ihr Fahrzeug auf dem großen Platz vor der weißen Leinwand parken. Dazu gibt es ein weißes Schild mit rotem Rand, auf dem sie Baujahr, Preis und weitere Eckdaten des Wagens notieren können. Dass es in Zeiten von Online-Autoportalen überhaupt noch private Automärkte gibt, liegt laut dem Aschheimer Marktleiter Johann Zwickl daran, dass es für den Kunden praktischer und sicherer ist, die Autos direkt vor Ort zu begutachten: "Der Käufer sieht sofort, ob das Auto Mängel hat." Aber wer hätte vor Kurzem noch gedacht, dass dazu nicht nur Dellen in der Tür zählen, sondern schlicht die Tatsache, dass das Auto einen Dieselmotor hat?
Diesel sind kaum noch etwas wert, diese leidvolle Erfahrung hat auch Engelbert Stengel gemacht.
(Foto: Florian Peljak)Der Ärger unter deren Besitzern hat an diesem Vormittag noch einen zweiten Adressaten neben der Politik: die großen Autohersteller. So wie bei Peter Kraus. "Wer übernimmt da mal eine Verantwortung?", fragt der 51-Jährige. Er ist am Morgen mit dem blauen Volvo seiner Frau von Pegnitz in Oberfranken nach Aschheim gefahren, um den Diesel mit seinen 250 000 Kilometern an einen der ganz überwiegend männlichen Käufer zu bringen.
Für 7000 Euro, so sein Wunsch. Die Kunden hätten sich schließlich auf die Emissionswerte der Hersteller verlassen, die sich jetzt als viel zu niedrig herausgestellt haben, klagt Kraus. Er ist seit Jahren in der Reifenbranche tätig, und die Art und Weise, wie die Verbotsdiskussion seit Jahren geführt werde, nervt ihn: "Das Einzige, was wirklich helfen würde, wäre, Verbrennungsmotoren komplett zu verbieten", spöttelt er. Kraus hat eigentlich großes Verständnis für das Anliegen, die Luftqualität zu verbessern, wie er sagt. "Aber dann muss es gerecht zugehen."
Und er hat dazu auch gleich einen Vorschlag parat: "Intelligente Leitsysteme würden viel mehr helfen." Der Individualverkehr könne dadurch entzerrt, die Schadstoffbelastung reduziert werden. Persönlich sieht Kraus die Diskussion über Fahrverbote in Großstädten aber eher gelassen: "Wenn das wirklich kommt, kaufe ich mir halt einen Benziner."
Engelbert Stengel ist da schon weiter: Er hat sich bereits ein neues Auto gekauft. Einen Benziner natürlich. Hat er noch Hoffnung, heute seinen Diesel-SUV loszuwerden? Der 68-Jährige schüttelt den Kopf und sucht zum Abschied Zuflucht im Humor: Die aktuelle Diesel-Debatte erinnert ihn an den schalkhaften Vorschlag eines berühmten Münchner Komikers. Jahrzehnte her, aber für Stengel trifft es die Gegenwart genau: "Das ist ja wie beim Karl Valentin. An geraden Tagen fahren dann in Zukunft nur noch Benziner und an ungeraden Tagen nur noch Fahrräder."