SZ-Benefizkonzert:Fels in der Brandung

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Daniel Harding wird das Benefizkonzert des SZ-Adventskalenders dirigieren. (Foto: Julian Hargreaves)

Der Brite Daniel Harding ist kurzfristig für den erkrankten Zubin Mehta eingesprungen und dirigiert in diesem Jahr das Benefizkonzert des SZ Adventskalenders in Zusammenarbeit mit dem BR-Symphonieorchester.

Von Susanne Hermanski

Im Scherz möchte man rufen: Daniel Harding ist ein Überflieger! Denn der heute 47-Jährige hat nicht nur bereits als Schüler Simon Rattle für sich als Nachwuchstalent am Pult eingenommen und fortan eine Karriere im Überschalltempo hingelegt. Harding besitzt seit wenigen Jahren auch einen Pilotenschein. Als der Brite hörte, dass Zubin Mehta aus gesundheitlichen Gründen das Dirigat des SZ-Adventskalender-Konzerts absagen musste, ist er extrem kurzfristig eingesprungen.

In München war Harding schon oft gern gesehener Gast. Die Kritiken für seine Arbeit mit beiden Münchner Orchestern - den Philharmonikern und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BRSO) - fielen immer begeistert aus. Und auch Daniel Harding scheint sich wohlzufühlen hierzulande. Er sagt: "Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks verbindet mich seit vielen Jahren eine enge und, man kann schon sagen freundschaftliche Zusammenarbeit. Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass wir für den SZ-Adventskalender das Benefizkonzert gemeinsam gestalten!"

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Seine Beweggründe, die kurzfristige Anfrage anzunehmen, die ihn mitten in einer Tournee und bei Vorbereitungen verschiedenster anderer Verpflichtungen ereilte, beschreibt er so: "Mariss Jansons zu Ehren, der die Kooperation mit der Süddeutschen Zeitung einst gegründet hat - und mit meinen besten Wünschen für den von mir verehrten Zubin Mehta - gab es für mich keinen Moment zu zögern, als die Frage kam." Denn zusammen mit den Musikerinnen und Musikern des Orchesters "und der großartigen Sarah Wegener können wir auf unsere Weise Menschen helfen, die unverschuldet in Not geraten sind". Das bedeute Daniel Harding, gerade in solch "turbulenten Krisenzeiten, sehr viel".

Er übernimmt das Programm, so, wie es mit Zubin Meta geplant war

Harding übernimmt das Programm unverändert, so wie es mit Zubin Mehta, der Sopranistin Sarah Wegener und dem BRSO geplant war. Es rankt sich ganz um Richard Strauss. Zu hören sein werden "Don Juan", op. 20, "Vier letzte Lieder" und "Also sprach Zarathustra", op. 30. Harding gilt unter seinen Musikerkollegen als Dirigent von extrem schneller Auffassungsgabe was etwa das Lesen und Durchdringen von Partituren anbelangt. Strauss' Werk ist ihm freilich bestens geläufig. So hat er erst vor drei Wochen gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern "Also sprach Zarathustra" aufgeführt, und damals über den "berühmtesten Sonnenaufgang der Musikgeschichte", der den Anfang des Werks markiere, in einem Interview gesagt: "Es gibt wohl kein anderes Musikstück, dessen erste Minute derart bekannt ist, während man die restlichen 33 Minuten gar nicht präsent hat". Dies verdanke man der engen Verbindung, die Bilder mit Musik manchmal eingehen. In diesem Fall Stanley Kubriks großartigem Film "2001: Odysee im Weltraum". "Hat man einmal dazu diese Bilder gesehen, wird man sie kaum wieder los".

Das mache es nicht leicht, sich auf den philosophischen Ansatz zu konzentrieren, der Strauss' Zarathustra zugrunde liegt, "ohne gleich wieder im All zu landen und in dessen unendliche Weiten gesogen zu werden", trotzdem sei er die Mühe wert. Denn nach diesem grandiosen, fast blendendem Höhepunkt des Anfangs folgten der Zweifel, die Suche nach dem, was sonst noch bleibt, die Antwort auf die Frage, warum der Mensch trotz aller Kämpfe und Mühen gegen die Übermacht der Natur immer noch da sei. "Und die Antwort ist", so Harding: "Weil mein Wille unzerstörbar ist. Weil mein Überlebenswille derart stark ist."

Der Kämpfer und Künstler Daniel Harding ist in Oxford geboren. Nachdem er als Assistent von Simon Rattle viele Erfahrungen sammeln konnte, gab er 1994 sein Debüt beim Birmingham Symphony Orchestra. Danach assistierte er Claudio Abbado bei den Berliner Philharmonikern und dirigierte das Orchester nur zwei Jahre später zum ersten Mal. Aktuell ist er der musikalische und künstlerische Leiter des Schwedischen Radio Symphonie Orchesters. Das Orchestre de Paris leitete er von 2016 bis 2019, in Paris lebt auch seine Familie.

Um seinen unzähligen internationalen Engagements mit den bekanntesten Orchestern weltweit nachzukommen, ist Daniel Harding viel unterwegs. Zum Teil auch selbst am Steuerknüppel eines Flugzeugs. Und Sonnenaufgänge habe er auf diese Weise schon sehr viele erlebt. Auf die Frage, welche Sonnenaufgangsmusik zum wahren Naturerlebnis am besten passe, sagte er unterdessen in einem Gespräch mit dem Berliner Geiger Philipp Bohnen, nicht etwa Strauss' Zarathustra: "Ein Sonnenaufgang geht unfassbar langsam vonstatten. Ich finde am nächsten kommt dem Ravel."

Am Freitag nun werden die Besucher des Konzerts sich ihre eigene Meinung darüber bilden können. Und ganz nebenbei werden sie ihren Mitbürgern helfen, die sonst weniger auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Denn die Einnahmen des Konzerts gehen wie in jedem Jahr an den SZ Adventskalender der guten Werke.

Benefizkonzert des SZ-Adventskalenders mit Daniel Harding, Sarah Wegener (Sopran) und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Freitag, 11. November, 20 Uhr, Isarphilharmonie im Gasteig HP8, Konzerteinführung um 18.45 Uhr, Karten von 43 bis 120 Euro, erhältlich über shop.br-ticket.de oder Tel. 0800 / 5900 594 sowie über MünchenTicket, muenchenticket.de oder Tel. 089 / 54 81 81 81

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