Das findet man selten, dass das Opfer eines Einbruchs herzhaft lacht über das, was ihm widerfahren ist. Erstens ist Valentin Großmann, seines Zeichens Nebenerwerbs-Kioskbetreiber am Vierkirchner Naturbad, ein gestandenes Mannsbild, das so leicht nichts ins Schwanken bringt, zweitens ist er eh schon einbruchserprobt und drittens ist der neueste Fall wirklich kurios.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag nämlich sind, wie schon öfter in den 19 Jahren, seit es das Naturbad gibt und Valentin Großmann den Kiosk dort betreibt, wieder Einbrecher am ideal abgelegenen Kiosk angerückt, gut möglich, dass auch Einbrecherinnen dabei waren. Jedenfalls haben sie laut Polizeibericht den Rollladen hoch geschoben und sind so in das Innere gelangt. Sie zwickten das Kabel der Alarmanlage durch und hatten offenbar nichts anderes im Sinn, als - die Eistruhe.
"Die haben sie komplett ausgeräumt, da war Eis im Wert von 600 bis 800 Euro drin", berichtet Großmann und muss schon wieder lachen. "Ich würde so gerne mit denen reden, ich bin, auch wenn's blöd klingt, wirklich dankbar, dass sie nichts sonst kaputt gemacht haben und auch sonst nichts genommen haben, also kein Bier, keinen Schnaps, unglaublich", findet er. Nicht einmal das kleine Sparschwein, in dem manchmal Trinkgeld landet, hat die Täter interessiert.
"Das ist innerhalb von einer Stunde kaputt."
Zu gerne wüsste Großmann, was die Einbrecher mit dem ganzen Eis gemacht haben, immerhin ein paar Hundert Einzel-Packungen. "Das ist innerhalb von einer Stunde kaputt, wenn es nicht in eine Gefriertruhe kommt. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass die mit einem Kühltransporter gekommen sind", grübelt er. Cornetto-Gate in Vierkirchen? Bandenkriminalität in ganz neuem Stil? Oder doch eher eine Abschlussklasse auf Abenteuertour? Eingebrochen worden ist früher immer wieder mal in seinen Kiosk, vier-, fünfmal schon, schätzt er. "Das war aber immer der gleiche Täter, und der sitzt inzwischen im Gefängnis." Seither lässt Großmann das Wechselgeld nicht mehr in der Kasse.
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Bei allem Witz will der Kioskpächter für das nächste Mal vorsorgen, es könnten ja auch weniger spezialisierte Einbrecher kommen. Er will jetzt bei der Gemeinde Vierkirchen beantragen, dass er eine Überwachungskamera installieren darf. Den Schaden, den die Eisräuber angerichtet haben, wird ihm die Versicherung ersetzen, ob da der Einkaufs- oder der Verkaufspreis veranschlagt wird, das muss er noch erfragen.
Ans Aufhören denkt Kiosk-Betreiber Großmann noch nicht wirklich
Ob er froh sei, dass das Wetter an den Tagen nach dem Einbruch regnerisch ist und die leer geräumte Eistruhe so nicht groß ins Gewicht fallen dürfte, meint Großmann nur: "Für einen Kioskbetreiber ist schlechtes Wetter immer schlecht." Da trifft es sich, dass der 65-Jährige nebenbei noch im Betrieb des Sohnes, dem Vierkirchener Hotel-Café Paso, mitarbeitet. Eigentlich, meint er, könnte er ja langsam an die Rente denken. "Aber ich tu mir schwer mit dem Aufhören, ich bin ein begeisterter Geschäftsmann." Und nach fast 20 Jahren Kiosk am Naturbad würde ihm auch der Job wirklich fehlen, "ich mag einfach die Gesellschaft, das ist mein Leben".
Weil die Fragen rund um diesen skurrilsten aller bisherigen Einbrüche in den Naturbad-Kiosk auch die Dachauer Polizeidienststelle beschäftigen, bittet sie etwaige Zeugen, ihre Beobachtungen unter der Telefonnummer 08131/5610 mitzuteilen.