Preis der Grünen-Bezirkstagsfraktion:"In jedem Kind steckt ein kleiner Künstler"

Lesezeit: 3 min

Musiker Sascha Seelemann will junge Talente fördern. (Foto: Bayram Er/oh)

Warum Musiker Sascha Seelemann das Preisgeld des "Grünen Wanninger" komplett dem Verein "Weitblick Jugendhilfe" spendet

Von Jana Rick, Dachau

Er ist ein Entertainer mit Herz: Der 33-Jährige Sascha Seelemann ist nicht nur Moderator bei Bayern 3, sondern auch ein großer Musiker des Dachauer Landkreises. Der geborene Dachauer ist Sänger und Pianist und setzt sich seit vielen Jahren mit seiner Musik für soziale und kulturelle Belange in seiner Heimat ein. Egal ob im Hörfunk oder auf der Bühne, er denkt dabei stets an andere. Nun wurde Sascha Seelemann mit dem Kulturpreis "Der Grüne Wanninger 2020" geehrt, der seit 1988 jedes Jahr von der Grünen-Bezirkstagsfraktion verliehen wird. Im Interview erklärt der Preisträger, warum er eher nur mit einem T-Shirt und einer Unterhose leben würde, als nicht zu spenden.

SZ: Herr Seelemann, wann und wie haben Sie erfahren, dass Sie für den Wanninger-Preis vorgeschlagen wurden?

Sascha Seelemann: Das kam an einem Nachmittag total überraschend, als mich ein alter Schulfreund angerufen hat und mir erzählt hat, dass er mich bei den Grünen für den Kulturpreis vorschlagen wird. Ich habe mich natürlich total gefreut, vor allem, als ich ihn dann tatsächlich gewonnen habe. Das ist der erste Preis, den ich jemals gewonnen habe außer der Teilnehmerurkunde bei den Bundesjugendspielen (lacht).

Ehrt Sie der Preis?

Und wie! Ein solch historischer Preis - das macht mich schon stolz. Da vorne steht er, der Preis, auf dem Longboard neben meinem Fernseher! (zeigt nach vorne).

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Sie haben den Preis für Ihr kulturelles Engagement im Dachauer Land bekommen. Man braucht nur das Kulturfestival Amperitiv, das SZ-Benefizkonzert oder "Jazz in allen Gassen" aufzuzählen, bei denen Sie mitgewirkt haben. Welche Aktion bleibt Ihnen denn besonders in Erinnerung?

Also die schönste Erinnerung habe ich an Israel. Damals wurde ich dort mit meiner Band eingeladen, vor Jugendlichen zu spielen, die Holocaust-Überlebende betreuen. Das kann man sich gar nicht vorstellen, als Dachauer Band dort vor den Zeitzeugen zu spielen, die Schreckliches erlebt haben, auch in Dachau. Aber dann gab es diesen Moment, als wir das Eis gebrochen haben und alle getanzt und gesungen haben, sogar die Alten kamen auf die Bühne. Diesen Moment werde ich nie vergessen.

Was verbinden Sie mit Dachau?

Heimat, Freunde, Familie, Verwurzelung. Und natürlich Kultur, denn mir wurden hier immer viele Möglichkeiten gegeben, mich kulturell zu entfalten. Hier wird Kultur gefördert. Und deswegen hat Dachau im Prinzip dazu beigetragen, dass ich jetzt Musiker bin. Ich war als Kind schon immer willkommen auf allen Bühnen, durfte mit in die Partnerstädte nach Klagenfurt, nach Fondi, das waren einfach prägende Erlebnisse.

Sie haben sich dazu entschieden, das Preisgeld zu spenden.

Genau. Der Preis ist mit 1500 Euro dotiert und ich werde das Geld dem Dachauer Verein "Weitblick Jugendhilfe" spenden. Dieser setzt sich für Jugendliche aus schwierigen Familienverhältnissen ein und gibt ihnen ein Zuhause. Nächste Woche werde ich beim Verein vorbeifahren und besprechen, wie man das Geld dort am besten verwenden kann, vielleicht für ein paar Instrumente oder Musikunterricht.

Warum sind Ihnen gerade Jugendliche so wichtig, wenn es um kulturelle Förderung geht?

Ich weiß einfach, dass ich selbst mal jung war und Musik machen wollte. Und ich will Kindern und Jugendlichen, die vielleicht nicht diese Möglichkeiten haben, Chancen geben. Denn die Jugend ist die Zukunft, und in jedem Mädchen oder Jungen steckt vielleicht ein kleiner Künstler. Deswegen möchte ich das gerne fördern.

Kam für Sie gar nicht in Frage, das Geld selbst zu behalten?

Als ich erfahren habe, dass es ein Preisgeld geben wird, war für mich sofort klar, dass ich das weitergeben werde. Klar könnte ich mit dem Geld auch schön in den Urlaub fliegen oder mir neue Musikboxen kaufen, aber ich befinde mich ja in der glücklichen Situation, einen Job zu haben, und ich möchte einfach öffentlichkeitswirksame Arbeit machen, die Kultur unterstützt. Für mich stand nichts anderes zur Debatte. Selbst wenn ich nur noch ein T-Shirt und eine Unterhose zu Hause hätte, würde ich mir trotzdem zweimal überlegen, ob ich den Preis nicht vielleicht doch in einen Kulturfonds für Jugendliche stecke.

Spielt Solidarität auch in Ihren Songs eine Rolle?

Zumindest im entferntesten Sinne gibt es zum Thema Solidarität schon einen Song von mir, der heißt: "Wer wenn nicht wir". Ich war 2019 mit den Jugendlichen von Fridays for Future bei einem Demozug in München und habe oben auf einem der Wagen gesungen. Und es gibt da einen Song, der das Thema sexualisierte Gewalt an Frauen anreißt. Es ist noch nicht klar, wann und wie der Song veröffentlicht wird, aber auch das ist ein Thema, das ich ansprechen möchte.

© SZ vom 24.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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