Dachau:Und wieder ist Krieg

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Der Ukrainer Volodymyr Dshelali überlebte das KZ-Dachau. Seine Tochter Vera harrt nun im Krieg in Kiew aus. (Foto: Toni Heigl)

Nach all dem Leid, das der Zweite Weltkrieg über ihr Land gebracht hat, müssen ukrainische KZ-Überlebende erneut ums Überleben fürchten. Die meisten von ihnen können nicht mehr fliehen. Über die historische Verantwortung Dachaus für die Ukraine.

Von Helmut Zeller, Dachau

Die Katzen von Mariupol. Und Volodymyr Dshelali. Der damals 86-Jährige stimmt die Geige und, bevor er das Instrument ansetzt, erzählt er von ihnen, den Katzen seiner Heimatstadt am Asowschen Meer. Seine Begeisterung für ihre Grazie, ihre Klugheit und Unabhängigkeit springt über auf die anderen Gäste dieses Abends. Dshelali liebt Katzen, und sie lieben ihn. Es dauert noch, bis er spielt. Jetzt betrachtet er in einem Bildband Fotografien von den grünäugigen Katzen in Kairo - und als er schließlich aufblickt, liest er vor: "The name of the god who guards you ist Cat". Dann hebt er den Bogen und streicht über die Saiten. Die Gespräche am Tisch verstummen. Sein Gesicht wirkt der Welt entrückt. Wer hätte an diesem Abend 2011 in Dachau schon ahnen können, dass Jahre später alles anders sein würde. Menschen und Katzen der Hafenstadt Mariupol laufen unter russischem Raketenbeschuss um ihr Leben - und Dshelali ist tot und begraben.

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