Umweltschutz:Benjamin Sedlmair will Azolla-Forschung voranbringen

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Seit dem Frühjahr baut Benjamin Sedlmair die Schwimmpflanze Azolla in seinem Garten in Petershausen an. Inzwischen hat sich in seinem Versuchsbecken einiges getan. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der 16-jährige Petershausener knüpft Kontakte in Politik und Wissenschaft. Demnächst liefert er den Algenfarn, mit dem er das Klima retten will, auch an die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

Von Anna Schwarz, Petershausen

Benjamin Sedlmair will mit der Schwimmpflanze Azolla den Klimawandel stoppen. Das ist sein großes Ziel. Der 16-Jährige baut den Algenfarn bereits seit vergangenem Frühjahr in seinem Garten in Petershausen an und hat nun auch Kontakte in Politik und Wissenschaft geknüpft.

Auf Azolla ist der Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums gestoßen, als er sich auf ein Referat vorbereitete. Dabei las er davon, dass die Algenpflanze, die bislang vor allem als Versteck für Fische in Aquarien genutzt wird, wahnsinnig viel CO₂ binden kann. Groben Schätzungen zufolge bindet Azolla unter natürlichen Bedingungen etwa 40 bis 50 Tonnen CO₂ pro Hektar und pro Jahr. Zum Vergleich: Der bayerische Staatswald fixiert laut Bayerischen Staatsforsten durchschnittlich knapp elf Tonnen CO₂ pro Hektar und Jahr.

Studentinnen sollen erforschen, ob Azolla auch als Lebensmittel zugelassen werden könnte

In der Forschung ist Azolla aber immer noch ein Nischenthema. Sedlmair will das ändern. Deswegen hat er die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf angeschrieben und bekam eine positive Rückmeldung von Professorin Iryna Smetanska aus dem Lehrgebiet "Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft". Zwei ihrer Studentinnen wollen Azolla in ihren Bachelor- und Masterarbeiten genauer erforschen. Sedlmair wird ihnen die Schwimmpflanze liefern. Die Oberfläche seines Versuchsbeckens im Garten ist voll mit dem hellgrünen Pflanzenteppich: "Das Wachstum ist sehr rasant", sagt er.

Das Ziel der Bachelorstudentinnen sei es, zu erforschen, ob Azolla auch als Lebensmittel zugelassen werden könnte, sagt Smetanska. Schließlich sei es sehr eiweißreich und bislang nur als Futtermittel für Tiere erlaubt. Ihre Masterstudentin wird sich anschauen, welche Produkte mit Azolla entstehen könnten, also etwa Süßigkeiten, Soßen oder Getränke. Denkbar sei auch, dass es als grüner Farbstoff oder wegen enthaltener Polysaccharide, also Vielfachzucker, zum Gelieren eingesetzt werden kann. Unklar sei aber, ob die Schwimmpflanze mögliche Giftstoffe enthalte. "Es gibt noch nicht viel Literatur darüber", sagt Smetanska, es sei das erste Mal, dass sie Azolla in ihrem Labor habe.

Die Wasseroberfläche ist voll mit dem hellgrünen Pflanzenteppich. (Foto: Benjamin Sedlmair)
Seine Ernte liefert Benjamin Sedlmair nun an zwei Studentinnen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. (Foto: Benjamin Seldmair)

Außerdem hat Sedlmair die CSU-Kreisrätin und Bezirksrätin Stephanie Burgmaier angeschrieben. Auch sie schaute sich das Versuchsbecken vor Kurzem an und lobte in einer Pressemitteilung: "Solche jungen Menschen wie Benjamin brauchen wir, dann wird mir um unsere Zukunft nicht bang." Sie verwies den Gymnasiasten an das Algentechnikum der TU München in Ottobrunn. Das wolle sich der 16-Jährige demnächst anschauen, denn die Wissenschaftler könnten dort verschiedene Klimata simulieren. Das sei sehr hilfreich, um herauszufinden, unter welchen Bedingungen Azolla am besten wachse, sagt Sedlmair.

"Es wird viel über den Klimawandel gesprochen, aber die meisten wissen nicht viel darüber"

Er hat große Visionen und will aus dem Azolla-Anbau auch ein eigenes "Business" machen und seine Anbauflächen in Zukunft noch vergrößern. Gerade wachse der Algenfarn so schnell, dass er die Ernte auch verkaufen würde oder eben an seine Oma weitergebe. Sie nutzt die Pflanze als Dünger im Garten. Azolla hat einen hohen Nitratanteil und wird bereits in der ostasiatischen Landwirtschaft, wie auf Reisfarmen in China, als Düngemittel genutzt. Sedlmair sieht darin auch Möglichkeiten für die heimische Landwirtschaft.

Zudem hat der Petershausener an seiner Schule angefragt, ob man die Pflanzentröge auf dem Dach des Neubaus mit Azolla bepflanzen könnte, um den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, welches Potenzial in dem Algenfarn steckt. Sedlmair ist überzeugt: "Es wird viel über den Klimawandel gesprochen, aber die meisten wissen nicht viel darüber."

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