MAN-Betriebsrat:Widerstand gegen "Arbeitsplatzvernichtung"

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Am Freitag war bekannt geworden, dass MAN zahlreiche Stellen an allen Standorten in Deutschland und Österreich abbauen will - betroffen ist auch das Stammwerk bei Karlsfeld. Der Betriebsrat kündigt Widerstand an

Von Jacqueline Lang, Dachau/Karlsfeld

MAN-Vorstandschef Andreas Tostmann hat Ernst gemacht: Schon zu Beginn der Corona-Krise hatte sein Vorgänger Joachim Drees einen "signifikanten Stellenabbau" angekündigt. Am Freitag wurde nun bekannt gegeben, dass der Lastwagenbauer in Deutschland und Österreich bis zu 9500 Stellen abbauen will - laut Betriebsrat stellt das beinahe den Jobs jedes zweiten Beschäftigten in Deutschland und Österreich in Frage. In allen Bereichen sollen Stellen wegfallen, zudem sollen Produktion und Entwicklung an andere Standorte verlegt werden. Der Produktionsstandort im österreichischen Steyr und die Betriebe in Plauen (Sachsen) und Wittlich (Rheinland-Pfalz) könnten sogar ganz geschlossen werden. Schon seit März befinden sich zahlreiche deutsche Konzernmitarbeiter in Kurzarbeit. Auf Nachfrage der SZ Dachau, wie stark das Münchner Stammwerk, das sich nur wenige Meter hinter dem Karlsfelder Ortsschild befindet und auch zahlreiche Landkreisbewohner beschäftigt, betroffen sein wird, blieb ein Unternehmenssprecher am Freitag vage: Details des Personalabbaus müssten erst noch verhandelt werden. Fest stehe aber schon jetzt, dass "alle Standorte" betroffen seien, heißt es. Der MAN-Konzernbetriebsrat hat Widerstand gegen die geplante "Arbeitsplatzvernichtung" angekündigt.

Lkw-Produktion bei MAN in München: Chips fehlen, deswegen kann nicht so viel wie geplant gebaut werden. (Foto: imago)

"Es kann nicht sein, dass Stellenabbau und Standortschließungen die einzigen Lösungsansätze sind, die dem Vorstand einfallen. Das sind Managementkonzepte von tief unten aus der Mottenkiste", sagte Saki Stimoniaris, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei der MAN Truck & Bus SE und der Traton SE. Auch die Corona-Krise ändere nichts daran, dass Sparprogramme "nach der Rasenmähermethode" mit den Mitarbeitern des Lkw-Herstellers nicht zu machen seien, heißt es in einer Pressemitteilung. "Wir werden dem Vorstand jetzt unsere Vorstellungen vorlegen und erwarten, dass hier die Bereitschaft besteht, bessere Lösungen für die Menschen und unsere MAN zu finden." Fest steht zum jetzigen Zeitpunkt lediglich, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Eine Betriebsvereinbarung schließt diese bis 2030 aus. Stattdessen müssen sich Mitarbeiter wohl auf Maßnahmen wie Altersteilzeit, keine Neubesetzungen freier Stellen, natürliche Fluktuation und Abfindungsprogramme einstellen. An den insgesamt sechs deutschen und österreichischen MAN-Standorten arbeitet mit Stand Ende August eine Gesamtbelegschaft - inklusive Leiharbeit - von etwa 25 000 Menschen, davon knapp 20 000 in Deutschland. In den Standort bei München hatte der Konzern erst vor wenigen Jahren im Zuge der Übernahme durch Volkswagen massiv investiert. "Seit 2010 war die Konjunktur wieder gut. In zehn Jahren haben es verschiedene Vorstände nicht geschafft, für ausreichend Rendite zu sorgen, um eine Krise wie die jetzige zu überstehen. Darauf haben wir immer wieder hingewiesen", so Stimoniaris. Für die roten Zahlen könnten die MAN-Mitarbeiter deshalb ebenso wenig etwas wie für die derzeitige Krise, "doch für beides sollen wir nun büßen".

Kritisiert die Sparpolitik des Konzerns "nach der Rasenmähermethode": der MAN-Betriebsratsvorsitzende Saki Stimoniaris. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Konzernbetriebsratsvorsitzende, der auch im Aufsichtsrat der Volkswagen AG sitzt, machte klar, dass die Transformation nur mit der Belegschaft und nicht gegen sie gelingen könne. Es müsse darum gehen, Jobs zu sichern und gleichzeitig das Unternehmen nach vorne zu bringen. "Hier muss man innovativ denken und Lösungen finden, die allen eine Zukunftsperspektive geben", so Stimoniaris. Dabei seien der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen sowie die mit dem Betriebsrat vereinbarten Investitionen in die Standorte und Forschung und Entwicklung Grundvoraussetzung für die Aufnahme von Gesprächen mit dem Unternehmen.

© SZ vom 14.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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