Neues Schuljahr:Fuß vom Gas - die Erstklässler kommen!

Lesezeit: 3 min

Von links nach rechts: Claudia Stier, Beate Rexhäuser, Andreas Knorr, Adrian Wiedenmann, Richard Wacht und Stefan Januschkowetz. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zum Schulbeginn ruft die Verkehrswacht zu erhöhter Aufmerksamkeit im Straßenverkehr auf und appelliert, auf "Elterntaxis" zu verzichten

Von Lena Krafft, Dachau

Wenig ist in diesem Jahr so wie sonst. Was sich aber auch in einer weltweiten Pandemie nicht ändert, sind die Gefahren des Straßenverkehrs. Diese betreffen vor allem die mehr als 1400 Schulkinder im Landkreis, die am Dienstag zum ersten Mal den Weg zur Schule bestreiten. Nicht nur weil sie klein sind, sondern auch weil Kinder Umwelteinflüsse und Gefahrsituationen im Straßenverkehr oft noch nicht richtig einschätzen, müsse besonders auf sie geachtet werden, appelliert Andreas Knorr, Polizeihauptkommissar und Sachbearbeiter Verkehr Dachau. Sein Vorgänger im Amt, Richard Wacht, fügt an, dass die Sicherheit der Kinder eine Gemeinschaftsaufgabe sei, die Stadt, Landkreis, Polizei und Verkehrswacht zusammen angingen. Dies beinhaltet neben dem allgemeinen Aufruf an alle Verkehrsteilnehmer, in den nächsten Wochen besonders auf Kinder zu achten, auch neue elektronische Tafeln in Tempo-30-Zonen und Transparente in Einfahrtsstraßen im gesamten Landkreis. Zusätzlich plant die Polizei eine verstärkte Präsenz von Streifen und mehr Kontrollen.

Im baulichen Bereich investiert die Stadt Dachau außerdem in Querungshilfen und Ampeln. So wird bereits am Wochenende die neue Ampelanlage an der Einmündung Theodor-Heuß- / Geschwister-Scholl-Straße installiert. Auch in der Mittermayerstraße soll anstelle eines Zebrastreifens eine Ampelanlage her, doch die wird wohl nicht zu Schulbeginn fertig sein.

Schulstart
:Unterrichtsfach: Maskenpflicht und Händewaschen

Nach monatelanger Schließung kehren Lehrer und Schüler zum Schuljahresbeginn in die Klassenzimmer zurück. Die Schulleiter im Landkreis sind zuversichtlich, dass die Hygienemaßnahmen gegen das Coronavirus greifen, aber normal wird der Regelbetrieb noch lange nicht laufen

Von Jacqueline Lang

Die Polizei betont jedoch, dass die sicherste Art für Schüler, die Straße zu überqueren, immer noch durch sogenannte Schulweghelfer erfolge. Die Ehrenamtlichen passen an besonders unübersichtlichen, gefährlichen oder einfach größeren Straßenübergängen auf die Kinder auf. Stefan Januschkowetz, Leiter der Verkehrswacht Dachau, befürchtet jedoch, dass in diesem Jahr weniger Freiwillige zu Verfügung stehen, da wegen Corona weniger Eltern angesprochen und akquiriert werden konnten. Vor allem in Dachau sei noch Bedarf an Helfern, doch auch in anderen Gemeinden würden noch Eltern, Großeltern und andere Freiwillige gesucht.

Dass die Helfer leider nicht nur auf LKW-Fahrer oder Raser als Gefahrenquelle für die Kleinen achten müssen, ist Beate Rexhäuser, Fachberaterin für Verkehrserziehung im Kreis, ein Dorn im Auge. Sie sagt: "Kein Verkehrsteilnehmer ist für mich schlimmer als eine gestresste Mutter, die ihre Kinder morgens zur Schule fährt." Die sogenannten Elterntaxis sind auch nach Angaben der Polizei für die Verkehrssicherheit vor Schulen ein großes Problem. Viele lassen hier ihre Kinder direkt vor dem Schulgebäude aussteigen, packen noch schnell den Ranzen um oder tragen die Sporttasche hinterher. Dadurch verkompliziere sich die Verkehrssituation vor allem zu den Stoßzeiten zu Schulbeginn und -ende. Es wird hektisch und unübersichtlich, oft sind dann auch hier Kinder die Leidtragenden. Besser wäre es, die Kinder zu Fuß oder mit dem Bus in die Schule zu schicken, meint Rexhäuser in Übereinstimmung mit Verkehrswacht und Polizei. Auch das Landratsamt weist noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass überall im Landkreis eine sichere Busverbindung für Schüler bestehe.

Damit das Busfahren auch klappt, erhalten die Erstklässler vor Schulbeginn ein Bustraining. Zusammen lernen sie, wie man sich im Bus richtig verhält, wie und wo sie aussteigen müssen und dass sie im Bus eine Maske tragen und Abstand halten sollen. Rexhäuser, die die Buskinder beim Training begleitet, empfiehlt hier, sie so früh als möglich - am besten schon in der ersten Schulwoche - mit dem Bus fahren zu lassen. Einmal um sie an die neue Situation zu gewöhnen und auch, weil in den ersten Wochen die Kleineren oft noch den "Welpenschutz" der älteren Schüler genießen. Für Rexhäuser ist der Schulweg so wieso etwas, das einen großen Teil des Erlebnisses Schule ausmacht: Kinder sprechen und spielen auf dem Schulweg gern noch miteinander und sollten das auch tun können. Eltern störten da nur, meint sie.

Damit dieser Schulweg trotzdem sicher ist, gibt die Verkehrswacht noch verschiedene Tipps, wie Eltern und Kinder sich vorbereiten können. Unter anderem sollte die sicherste Route ausgewählt und so Gefahrenstellen gemieden werden, auch wenn der Weg dann etwas länger dauert. Diesen können Eltern dann mit ihren Kindern im Vorhinein schon einmal abgehen, dem Kind zeigen, wo es was zu beachten hat und wo und warum besondere Vorsicht geboten ist. Auch helle Kleidung oder Schutzwesten helfen, dass Kinder sichtbarer werden. Eine weitere Schutzmaßnahme sei es, die Kinder in kleineren Gruppen in die Schule laufen zu lassen. So seien sie schneller erkennbar und machten sich gegenseitig auf Gefahren aufmerksam, meint Knorr. Außerdem kommt dann auch das Ratschen nicht zu kurz.

© SZ vom 07.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Infektionsschutz
:Diese Regeln gelten an Bayerns Schulen

Trotz Corona sollen möglichst viele Kinder in den Präsenzunterricht - mit Maske und unter Hygiene-Auflagen. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen im Überblick.

Von Anna Günther und Kassian Stroh

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: