Busverkehr:Landkreis will ÖPNV weiter ausbauen

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Die Buslinie 721 soll zu den Hauptverkehrszeiten in Zukunft im 30-Minuten-Takt verkehren. (Foto: Toni Heigl)

Mehrere Buslinien müssen spätestens 2024 neu ausgeschrieben werden, das wollen Landkreisverwaltung und MVV mit Optimierungen und Ausweitungen des Angebots verbinden. Zum Nulltarif ist das nicht zu haben, trotzdem spricht sich eine Mehrheit der Dachauer Kreisrätinnen und Kreisräte dafür aus.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Eines, das schickte Peter Sigmund gleich vorweg, müsse klar sein: Was er im Folgenden vorstellen werde, sei nur eine "Zwischenevaluation", kein abschließendes Ergebnis. Ein "positiver Trend" ist aber laut dem Mitarbeiter der Landkreisverwaltung sehr wohl klar erkennbar: Das ÖPNV-Angebot im Landkreis Dachau wird in den meisten Fällen sehr gut angenommen - und das, obwohl seit der Pandemie verstärkt im Home-Office gearbeitet wird und immer wieder erforderliche Fahrplanänderungen aufgrund von Busfahrermangel vorübergehend zu weniger Fahrgästen auf einigen Linien führen. Dass "Geisterbusse" ohne Fahrgäste durch das Dachauer Land fahren, das sei nach jetzigem Erkenntnisstand also ein Mythos. Klar gebe es mal einen Bus mit weniger, als den angestrebten zehn Fahrgästen, aber in der Gesamtheit gebe es keine Leerfahrten, so Sigmund.

Damit der Öffentliche Personennahverkehr auch weiter eine Erfolgsgeschichte bleiben kann, bedarf es aber, wie so oft, vor allem einer Sache: Geld - und davon eine ganze Menge; eine ganze Liste an Buslinien muss nämlich neu ausgeschrieben werden und soll im Zuge dessen optimiert und ausgeweitet werden. Außerdem ist geplant, flächendeckend sukzessive den freigestellten Schülerverkehr in den MVV zu integrieren, damit alle Schulkinder mit dem 365-Euro-Ticket fahren können. Konkret geht es dabei für den ohnehin finanziell gebeutelten Landkreis zwar um Investitionen in Millionenhöhe, eine Mehrheit im Umwelt-, Verkehrs- und Kreisausschuss sprach sich aber vergangenen Freitag trotzdem dafür aus, den Vorschlägen der Verwaltung zu folgen. Ein Überblick.

Linie 639

Die Linie 639, die zwischen Hohenkammer über Haimhausen nach Lohhof verkehrt, soll im Dezember 2024 neu ausgeschrieben werden. Eine Verlängerung bis Fröttmaning, wo ein Umstieg in die U6 möglich ist, ist im Zuge dessen angedacht. Eine Abstimmung mit dem Landkreis Freising, der als Aufgabenträger federführend zuständig ist, sowie mit dem Landkreis und der Landeshauptstadt München steht laut Sigmund derzeit noch aus, deshalb gebe es auch noch kein finales Fahrplankonzept. Ebenso ließen sich die finanziellen Auswirkungen für den Landkreis noch nicht genau beziffern. Fest steht nur: Der Landkreis Dachau wird sich wohl nach dem Territorialprinzip an der Finanzierung beteiligen. Das bedeutet: Er bezahlt anteilig für so viele Kilometer, wie die Linie im Landkreis verkehrt.

Linie 703

Die Linie 703 soll nach der Neuausschreibung als Querverbindung zwischen Odelzhausen und Erdweg dienen und unter der Woche nicht mehr im Zwei-Stunden-, sondern im Ein-Stunden-Takt verkehren. Die Linie 703 Ost soll zudem im Teilabschnitt zwischen Unterweikertshofen und Erdweg die Linie 704 ersetzen und die Linie X732 im Streckenabschnitt zwischen Odelzhausen und Gaggers ergänzen. Der Schülerverkehr der Schulbuslinie 19, der von Odelzhausener Realschülern genutzt werde, werde im neuen Fahrplan ebenfalls berücksichtigt, heißt es in der Sitzungsvorlage des Ausschusses. Und: "Die Haltestelle Erdweg Schule wurde, wie durch die Gemeinde gewünscht, bei der Neukonzeption herausgenommen." Dadurch würden nun alle Fahrten an der Haltestelle Erdweg S-Bahnhof enden. Die Neuausschreibung bringt damit nicht nur erhebliche Vorteile für die Fahrgäste. Laut Sigmund soll zumindest diese Linie in Zukunft sogar "nahezu kostenneutral" zu haben sein.

Linie 704

Aktuell, so Sigmund, folge die Buslinie 704, die zwischen Lauterbach und Dachau Bahnhof verkehrt, keinem Takt und sei damit "nicht nutzerfreundlich". Der Nahverkehrsplan des Landkreises gebe eine Ausweitung der Linie vor, in Absprache mit dem MVV soll mit der Neuausschreibung im Dezember 2024 deshalb ein Ein-Stunden-Takt eingeführt werden. Mit dem Angebot des Schienenpersonennahverkehr (SPNV) wolle man nicht konkurrieren, vielmehr sei "eine Ergänzung zum Fahrplanangebot" der S-Bahn-Linie 2 Altomünster das Ansinnen.

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Altomünsters Bürgermeister Michael Reiter (FW) monierte an dieser Stelle, dass die Linie zwar kleinere Ortsteile wie Wollomoos anfahre, nicht aber den Hauptort Altomünster. "Wenn der Bus vorbeifährt, kann ich das meinen Bürgern nur schwer vermitteln", so Reiter, vor allem deshalb, weil viele Menschen aus seiner Gemeinde nach Aichach fahren würden und umgekehrt.

Mitarbeiter des MVV erklären das damit, dass die Fahrt in die Ortschaft zu viel Zeit in Anspruch nehmen würde und in der Folge dann für die übrigen Fahrgäste weniger attraktiv sei. Wolle man nach Altomünster rein fahren brauche es ein Fahrzeug mehr und "jedes Fahrzeug kostest uns richtig Geld". Und selbst ohne ein Fahrzeug mehr "explodieren" die Kosten: Waren es bislang 75 000 Euro, die der Landkreis Dachau aufbringen musste, werden es in Zukunft sage und schreibe 830 000 Euro sein.

Allerdings werden fortan nicht nur die beiden Grund- und Mittelschulen in Erdweg und Altomünster in die Linie integriert, sondern auch alle weiterführenden Schulen in Dachau sowie das Gymnasium, die Realschule und das Förderzentrum Aichach. Immerhin: Durch die mögliche Verlängerung in den Nachbarlandkreis ist laut Verwaltung eine Förderung über den Topf "Landkreisübergreifende Expressbusverbindungen" zumindest denkbar.

Auf die Frage, warum sich der Landkreis Aichach-Friedberg nicht an den Kosten beteiligt, wusste auch Sigmund keine zufriedenstellende Antwort. Bislang sei man trotz des Nutzens für die Aichacher Bevölkerung bei dem Thema im Nachbarlandkreis stets "auf taube Ohren gestoßen". Schließlich einigte man sich darauf, noch einmal das Gespräch zu suchen und auch den neuerlichen Einsatz eines Pendelbusses zwischen Altomünster und Aichach zu prüfen.

Linie 721

"Nach Diskussionen mit den MVV-Verkehrsplanern" sei, so heißt es in der Vorlage, auf der Linie 721, die zwischen Dachau und Unterumbach verkehrt, vereinbart worden, zur Hauptverkehrszeit in der Früh und am Abend einen 30-Minuten-Takt einzuführen und in der restlichen Zeit einen Ein-Stunden-Takt. Auch auf dieser Linie ist eine Integration der Schülerfahrten von und nach Odelzhausen, Bergkirchen und Dachau geplant. Deutenhausen und Palsweis sollen unterdes aus dem Regelfahrplan heraus fallen, da die Ruftaxi-Linie 7000 die beiden Orte mit dem Gewerbegebiet GADA, dem Dachauer Bahnhof und Bachern "ideal erschließt".

Die Querverbindung zwischen Bergkirchen und Feldgeding soll nach aktuellem Planungsstand die Linie 730 übernehmen. Die kostengünstigere Direktvergabe fällt in Zukunft weg, was auch auf der Linie 721 eine enorme Kostensteigerung mit sich bringen wird. Die Verwaltung geht derzeit von rund 2,5 Millionen Euro aus. Ausgeschrieben werden soll die Buslinie im Dezember dieses Jahres.

Linienbündel 730 und 791

Die Linie 730 soll in Zukunft als Tangentiallinie Schwabhausen und damit den südlichen Landkreis an die S-Bahn-Stammstrecke in Pasing anbinden, profitieren werden davon auch die Gewerbegebiete Gada und Geiselbullach. Grundsätzlich, so heißt es, sei die "Schaffung neuer, attraktiver Umsteigebeziehungen" das Ziel dieser neuen Linie, gebündelt mit der bereits existierenden Linie 791, die zwischen Gröbenried und Bergkirchen verkehrt und im Dezember 2024 neu ausgeschrieben werden muss, sollen Synergieeffekte erzeugt werden.

Das sich der Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck an der Ausweitung der Linie in Richtung Geiselbullach beteiligen wird, sei bereits beschlossen worden, ob das auch die Landeshauptstadt tun werde, gelte es noch abzuwarten. Durch die landkreisübergreifende Verbindung sei aber in jedem Fall auch für diese Linie mit einer Förderung zu rechnen. Trotz möglicher Fördergelder, das betonte Sigmund, sei aber eine Finanzierung ohne eine Erhöhung der Kreisumlage im kommenden Jahr wohl kaum finanzierbar.

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