Landgericht München II:Neue Handys zum Schleuderpreis

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Angestellte eines Dachauer Mobilfunkgeschäfts sollen Ausweise gefälscht und fingierte Handyverträge abgeschlossen haben. Der Schaden beträgt mehr als 100.000 Euro. Jetzt stehen sie vor Gericht.

Andreas Salch

Die Vorgabe war klar und unmissverständlich: Der Umsatz mit Handys müsse unbedingt gesteigert werden, forderte der Vorgesetzte von Süheyp Ö. und Taner S., die als Verkäufer in einem Mobilfunkgeschäft in Dachau angestellt waren. Die beiden 22 und 25 Jahre alten Männer setzten die Anweisung ideenreich, jedoch nicht legal um - und landeten am Ende in Untersuchungshaft.

Die beiden Hauptangeklagten sitzen bereits in Untersuchungshaft, weil sie fingierte Handy-Verträge abgeschlossen haben sollen. (Foto: dapd)

Seit Mittwoch müssen sich Süheyp Ö. und dessen mutmaßlicher Komplize vor dem Landgericht München II wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs in 79 Fällen sowie Urkundenfälschung verantworten.

Zwischen November 2008 und April 2009, so die Anklage, sollen sie fingierte Mobilfunkverträge abgeschlossen und die Hardware, die sie dafür von einem Mobilfunkanbieter erhielten, weiterverkauft haben. Tatkräftig unterstützt worden sein sollen Ö. und S. dabei von Latif D., 32, und Dragan K., 24, die mit auf der Anklagebank sitzen.

Ihr Part bei dem großangelegten Betrug bestand laut Staatsanwalt darin, Ausweispapiere zu besorgen und zu fälschen. Dies geschah, indem echte Pässe zunächst auf einem Computer eingescannt und die Daten anschließend mit einem handelsüblichen Bildbearbeitungsprogramm verändert wurden. In einem zweiten Schritt wurde schließlich der Name des Inhabers durch einen frei erfundenen ersetzt.

In gerade einmal fünf Monaten gelangten die vier Angeklagten vor allem mit gefälschten Ausweispapieren an nicht weniger als 275 Handys und 16 Laptops im Wert von knapp 78 000 Euro. Außerdem zweigten sie, so die Anklage, die Provisionen aus den fingierten Handy-Verträgen für sich ab.

Auf diese Weise sollen sie zusätzlich an rund 32 000 Euro gelangt sein. Auch wenn die Angeklagten die meist teuren Mobilfunkgeräte an Freunde und Bekannte für einen Preis weit unter dem tatsächlichen Wert verkauften, sollen sie dennoch einen Profit von mindestens 60 000 Euro gemacht haben.

Dem Mobilfunkanbieter, von dem Ö. und seine mutmaßlichen Komplizen die Hardware erhalten hatten, fiel der Schwindel erst auf, als die vermeintlichen Neukunden trotz Mahnung kein Geld überwiesen.

Nach Verlesung der Anklage ließ zunächst Süheyp Ö. über seinen Verteidiger, Rechtsanwalt Markus Meißner, eine Erklärung abgeben. Darin bekannte sich der 22-Jährige im großen und ganzen zu den Vorwürfen. Die Initiative für das krumme Geschäft sei, so Ö., aber von Taner S. ausgegangen.

Im Juli 2008 habe dieser erstmals das heikle "Thema" Umsatzsteigerung angesprochen. In der Folgezeit sei es dann zu "Kennenlernrunden" mit Latif D. und Dragan K. gekommen. Als die Vorsitzende Richterin die Angeklagten nach ihren Plänen fragte, meinten Süheyp Ö. und Taner S., dass sie heiraten wollten. Latif D. gab an, er wolle eine Therapie beginnen, um endlich von seiner Spielsucht loszukommen.

Dragan K. möchte künftig als Unternehmensberater tätig werden. Der ursprünglich mitangeklagte Milovan O., 43, ist inzwischen verstorben. Er erlitt in der Untersuchungshaft einen Herzinfarkt. Ein Urteil in dem Prozess wird erst Anfang April erwartet.

© SZ vom 10.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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