Sportpark:Dünnes Eis

Lesezeit: 3 min

Ein Herz fürs Eisstadion Dachau zeigten zuletzt auch rund 7000 Menschen, die die Petition "Eis für Dachau" unterzeichnet haben. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der ESV Dachau will die neue Schlittschuhbahn nun selbst bauen. Damit ist die Stadt ein Streitthema am Sportpark in der Gröbenrieder Straße los. Doch kann der kleine Verein die Finanzierung von bis zu sieben Millionen Euro überhaupt stemmen?

Von Jessica Schober, Dachau

Die Stadt Dachau hat entschieden, dass der Eissportverein ESV Dachau Woodpeckers als Bauherr und Betreiber eine neue Schlittschuhbahn errichten soll. Der Verein will die Finanzierung des Projekts allein stemmen, ohne Zuschüsse der Stadt. Damit ist Dachau ein Streitthema los - gleichzeitig steht der Verein mit nur 350 Mitgliedern vor einer "Mammutaufgabe", wie es im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates hieß.

Für die Sitzung hatte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) schon angekündigt, dass sich eine "Lösung" für den Sportpark an der Gröbenrieder Straße finden würde. Hier will die Stadt die marode Georg-Scherer-Halle abreißen und für den Schulsport neu errichten, dafür soll die bestehende Eisfläche weichen. Für einen ursprünglich geplanten Neubau der Eisfläche war der Stadt das Geld ausgegangen. Zuletzt hatte der ESV im Jahr 2019 einen Vorschlag vorgelegt, wie er ein Eisstadion mithilfe der Stadt bauen wollte - und war damit gescheitert. Nachdem die Schlittschuhbahn in den jüngsten Entwürfen für das Areal nun gar nicht mehr aufgetaucht war, hatten fast 7000 Menschen die Online-Petition "Eis für Dachau" unterschrieben. Den Lokalpolitikern war klar geworden, wie wichtig der Bevölkerung die Sportstätte ist.

Das Grundstück will die Stadt dem Verein verpachten

In der Zwischenzeit haben ESV-Vorstand Stefan Steurer und Vizevorsitzender Thomas Bakomenko sich in Gesprächen mit der Stadt geeinigt: Die Stadt überlässt dem Verein ein rund 4400 Quadratmeter großes Baugrundstück im Südwesten des Sportparks an der Gröbenrieder Straße, entweder zur Pacht oder im Erbpachtvertrag. Momentan sind dort vier Tennisplätze untergebracht. Auf der von der Stadt gerodeten und gekiesten Fläche will der Verein dann mit eigenen Mitteln eine Eisbahn bauen. Das Geld dafür soll von Sponsoren kommen, von einem Programm der Städtebauförderung des Freistaats und vom Bayerischen Landessportverband. Zehn Prozent der Kosten sollen durch ein Darlehen dieses Verbands gedeckt werden, 20 Prozent über eine Förderung, so Steurer.

Unter Vereinsvorstand Stefan Steurer will der ESV eine Summe zwischen zwei und sieben Millionen Euro auftreiben für den Neubau. (Foto: Toni Heigl)

Mit der Bezifferung des benötigten Geldes tat sich der Verein zunächst etwas schwer. Steurer sagte nach der Sitzung, die Investitionskosten würden sechs bis sieben Millionen Euro betragen für einen Bau mit Umkleidekabinen und Überdachung mit Fotovoltaikanlage. Vizevorstand Bakomenko sagte dagegen: "Für rund zwei Millionen Euro bekommen wir eine Eisfläche mit Bande und Überdachung." Es sei gut möglich, dass die Volksbank dem Projekt einen Kredit gewähre - schon 2019 war die Bank als Partner dabei, damals war jedoch mit Thomas Höbel auch noch ein ausgewiesener Eishockeyfan Bankvorstand. Der ESV setzt nun auf eine "modulare Bauweise" - je nachdem, wie viel Geld er zusammenbekommt, entscheidet sich, ob es auch für Umkleidekabinen oder einen Wärmeraum reichen wird. Zum Vergleich: Der Sportverein ASV mit seinen mehr als 4000 Mitgliedern beteiligt sich mit rund 500 000 Euro am Neubau der benachbarten Georg-Scherer-Halle, die sowohl für den Schulsport als auch für Bundesliga-Volleyballspiele genutzt werden soll.

"Der ESV übernimmt schon zum zweiten Mal Verantwortung"

Die Stadt will sich nun beim ESV eigene Buchungszeiten für den öffentlichen Eislauf sichern. Ob auch die Erwachsenen der Eishockey-Abteilung des ASV die Fläche eines Tages nutzen können, müsse "erst noch verhandelt werden", sagt Bakomenko. Er wünscht sich zudem Platz und Zufahrt für 25 zusätzliche Parkplätze, so der Vizevorstand. In seinem Antragsschreiben teilt der ESV außerdem mit: "Neben den Einnahmen aus dem öffentlichen Lauf sind auch Zuschüsse seitens der Stadt Dachau zur Subventionierung des Eintrittspreises notwendig." In welcher Höhe genau sei noch zu klären, so Bakomenko.

SZ PlusSport
:Endspiel auf dem Eis

Die neue Georg-Scherer-Halle soll auf dem Grundstück der Eislaufbahn in Dachau Süd entstehen. Für den ESV Woodpeckers bedeutet dies wohl das Aus, obwohl der Eishockeyverein sehr viel Zulauf hat.

Von Morris Zalesjak

In der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses bezeichnete OB Hartmann den Vorschlag als "sehr vielversprechendes Angebot". Sportreferent Günther Dietz (CSU) sagte, er sehe darin vor allem den Vorteil einer "schnellen Lösung", denn "Priorität hat die neue ASV-Halle". Er wünschte dem ESV "viel Glück" für die "Mammutleistung", die der Verein vollbringen müsse. SPD-Fraktionsvorsitzende Anke Drexler lobte sowohl die Initiatoren der Petition "Eis für Dachau" für ihr Engagement als auch den Eissportverein: "Der ESV übernimmt nun schon zum zweiten Mal Verantwortung." Als der ESV vor fünf Jahren ein eigenes Eisstadion an der Wallbergstraße bauen wollte, hatte nur die SPD-Fraktion Steurers kleinem Verein das Großprojekt zugetraut. Nun sind die Kassen leer und CSU-Fraktionsvorsitzender Florian Schiller sagt zum neuerlichen Vorschlag: "Es ist der richtige Standort, das richtige bauliche Konzept und der richtige Bauherr." Die Ausschussmitglieder stimmten dem Vorschlag einstimmig zu, andere Anträge zum Thema wurden zurückgezogen.

"Dachau ist im Moment weiter von einer Eisfläche entfernt als je zuvor"

Wann die Eisfläche Realität wird, ist laut ESV auch noch offen: "Ideal wäre, wenn die Bahn in zwei bis drei Jahren steht", sagt Steurer. Der Verein will auch mit einem Crowdfunding um finanzielle Beteiligung aus der Bürgerschaft werben. Dazu hofft er, so Steurer, auf weiterhin gute Zusammenarbeit mit der Interessengemeinschaft, die sich aus den Petitionsinitiatoren gegründet hatte.

Daniel Sommer von der Interessengemeinschaft "Eis für Dachau" zeigte sich vom Vorschlag des ESV überrascht - er hatte mit seiner Initiative auf ein breites Bündnis gezielt und wollte unterschiedliche Möglichkeiten der Beteiligung ausloten. Man dürfe die Stadt nicht aus ihrer Verantwortung entlassen, so Sommer. "Dachau ist im Moment weiter von einer Eisfläche entfernt als je zuvor", sagte er nach der Sitzung, "so macht man es der Politik zu leicht". Es sei auch suggeriert worden, es handele sich um einen gemeinsamen Vorschlag von ESV und Interessengemeinschaft: "Das ist nicht so." Sommer sagt, er könne nur hoffen, dass der Verein einen Sponsor gefunden habe, den die Interessengemeinschaft bisher übersehen habe. Denn dass Dachau eine Eisfläche brauche, sei ein gemeinsames Anliegen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusAngriffe
:"Ihr gehört weggesperrt"

Parteimitglieder der Grünen sehen sich zunehmend Anfeindungen ausgesetzt. Auch im Landkreis Dachau werden Kommunalpolitiker beschimpft und bedroht. Könnten hier aus Worten Taten werden?

Von Lisa Nguyen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: