Nach der Aufregung der vergangenen Monate, in denen eine mutmaßlich kriminelle Jugendbande in Karlsfeld Angst und Schrecken verbreitete, haben die Karlsfelder es gerne gehört, als der Dachauer Polizeichef Thomas Rauscher am Montag in der Bürgerversammlung verkündete: "Wir haben einen sicheren Landkreis und eine sichere Gemeinde."
Von Oktober 2020 bis Februar 2021 sei es zu einer sehr starken Häufung an Körperverletzungs- und Bedrohungsdelikten gekommen, die alle sehr klar den Mitgliedern der Jugendgruppe zugeordnet werden konnten, berichtete Rauscher schon früher. Insgesamt seien 30 Delikte angezeigt worden. Neun Tatverdächtige gab es, die aber zum Teil nicht nur in Karlsfeld aktiv gewesen seien, sondern auch in München und anderswo. Aber seit die beiden Haupttäter, zwei Minderjährige, inhaftiert wurden, "ist es schlagartig ruhiger geworden", berichtete Rauscher. Die Polizei habe aber trotzdem sehr viel Präsenz gezeigt an allen Brennpunkten, vor allem dem Karlsfelder See, schon um den Bürgern ein Gefühl der Sicherheit wiederzugeben.
Er lobte, dass viele nach den Aufrufen der Polizei, sich doch noch dazu entschlossen hätten, Anzeige zu erstatten. "Es setzt ein Zeichen, wenn man nicht alles akzeptiert", sagte er und rief die Bürger erneut dazu auf, sich umgehend zu melden, sobald Ruhestörungen da seien.
Auch in Sachen Poserszene sei man erfolgreich gewesen, berichtete der Dachauer Polizeichef. Vor allem die Anwohner der Münchner Straße beschweren sich regelmäßig über den Lärm getunter Autos, die gerne ordentlich Gas geben, vielleicht sogar noch illegale Rennen fahren. Seit Februar werde regelmäßig mithilfe von Kollegen aus Gauting, Fürstenfeldbruck oder Olching kontrolliert. Dabei geht es einerseits um die Einhaltung des Tempolimits, andererseits werfen die Beamten aber auch einen Blick auf die Verkehrstüchtigkeit der Fahrzeuge, die keinesfalls immer gegeben sei. Oft seien die Sonderbetriebserlaubnisse für bestimmte Scheinwerfer, Auspuffe oder Reifen erloschen.
In den vergangenen Monaten haben die Beamten 25 Wagen sichergestellt und abschleppen, beziehungsweise von Prüforganisationen genauer unter die Lupe nehmen lassen. Für die Eigentümer bedeute dies in der Regel eine Menge Ärger und Kosten, bis die Zulassungsstelle ihr Auto wieder akzeptiere, berichtet Rauscher. Auf den Social-Media-Kanälen habe sich das bereits herumgesprochen. Ab Mitte November könne die Polizei 100 Euro Bußgeld verlangen, wenn jemand unnütz hin und her fährt. Zudem muss der Fahrer einen Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg fürchten.
Abgesehen von diesen beiden Hauptproblemen steht Karlsfeld gut da: Die Zahl der Verkehrsunfälle ist laut Rauscher im Jahr 2020 auf 399 gesunken. 2019 waren es noch 84 mehr. Auch auf Landkreisebene ist dieser Rückgang deutlich spürbar: 700 Unfälle weniger (2020: 4128). Der Grund ist laut Polizeichef das coronabedingt geringere Verkehrsaufkommen. Auffällig ist allerdings, dass die Zahl der Unfälle, bei denen Personen verletzt wurden, relativ gleich geblieben ist. Die Zahl der Unfallfluchten ging 2020 ebenfalls zurück, landkreisweit um 16 auf 98. In Karlsfeld um neun auf 36.
Die Kriminalitätsentwicklung in Karlsfeld ist 2020, anders als auf Landkreisebene, um 114 gestiegen auf 667. Rauscher beunruhigt das nicht: "Es waren mehr Fahrrad- und Ladendiebstähle", berichtet er. Außerdem seien knapp über 30 Rauschgiftfälle aufgedeckt worden. Wenn die Polizei den Fokus darauf richte, gehe es wie im Schneeballsystem, erklärte er. Anderswo habe man einige Drogenringe aufgespürt. Die Auswirkungen reichten bis Karlsfeld. Froh ist Rauscher über die Aufklärungsquote von 60,3 Prozent in Karlsfeld und 65 im Landkreis. Sie ist zum vierten Mal in Folge gestiegen.