Bürgerversammlung in Karlsfeld:Das Problem ist vor allem das Geld

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Bei der zweiten Karlsfelder Bürgerversammlung geht es um Verkehr und die Erhöhung der Kitagebühren. Die Gemeinde argumentiert vor allem mit finanziellen Nöten

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Der Verkehr und die geplante Erhöhung der Kinderbetreuungsgebühren bewegt die Karlsfelder derzeit am meisten. Das wurde am Montagabend auf der Präsenz-Bürgerversammlung deutlich. Nachdem Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) seine Bilanz vorgetragen hatte, meldeten sich mit Olaf Radtke und Andrea Horney ein Vater und eine Mutter zu Wort. "20 Prozent Steigerung der Kosten für die Kinderbetreuung ist eine Hausnummer", sagte Radtke und appellierte an die Gemeinde, die "Erhöhung der Kosten so gering wie möglich zu halten". Kolbe indes rechnete ihm vor, dass die geplante Erhöhung nicht so dramatisch sei. Für Familien die sechs bis sieben Stunden im Kindergarten gebucht hätten, würde es 30 Euro mehr bedeuten - 1,50 Euro pro Tag. "Wir haben fünf Kinder und arbeiten beide Vollzeit. Da ist diese Erhöhung schwer nachzuvollziehen", gab Andrea Horney zu bedenken.

Kolbe machte daraufhin die Notwendigkeit einer Beitragserhöhung deutlich: Die Gemeinde habe in den vergangenen zwölf Jahren abzüglich der Zuschüsse etwa 20 Millionen Euro in die Kinderbetreuung investiert. Nun gibt es 1567 Betreuungsplätze. Für die Familien, die darauf angewiesen sind, ist das eine gute Unterstützung. Auch wenn noch einige Kinder auf der Warteliste stünden, so sei er zuversichtlich, dass auch sie noch einen Platz bekommen könnten. Aber finanziell hat dieses Angebot, das die Gemeinde mit einem Defizitausgleich unterstützt, die Ausgaben der Kommune drastisch in die Höhe schnellen lassen. Karlsfeld zahlt laut Kolbe pro Kindergartenplatz bis zu 6000 Euro drauf. Eine freiwillige Leistung, die die Gemeinde sich angesichts eines Schuldenbergs von 30,6 Millionen Euro bis Ende des Jahres nicht mehr leisten kann. Michael Fritsch (Grüne) erinnerte auch daran, dass die Karlsfelder sich mit großer Mehrheit für die Sanierung des Hallenbads ausgesprochen hätten. Das bedeute aber auch, dass die Gemeinde das Geld woanders hernehmen müsse. Kolbe berichtete, dass er mit den Elternvertretern der verschiedenen Einrichtungen bereits gesprochen habe und dass der Gemeinderat am 28. Oktober über die Erhöhung noch einmal diskutieren und abstimmen werde.

Doch auch der Verkehr bewegte die Gemüter: Axel Michelet beklagte, dass im Zuge des Schulneubaus und der Erneuerung der Krenmoosstraße mehr als 60 Parkplätze weggefallen seien. Er wollte deshalb wissen, ob die Stellplätze hinter der Schule nun auch öffentlich nutzbar seien - quasi als Kompensation. Denn speziell wenn Beerdigungen im nahegelegenen Friedhof seien, fehlten die Abstellmöglichkeiten. Nur wenn das Fremdparken an der Schule nicht überhand nehme, werde es toleriert, erklärte Kolbe.

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Michelet bemängelte auch den Eingang zum Friedhof, den die Gemeinde schon einmal habe verändern wollen. Dort gebe es kaum noch Parkmöglichkeiten, weil Laster und Anhänger etwa von Gärtnereien dort alles zustellten, sagte er. Und wenn die "Mama-Taxis" in der Früh auch noch in den schmalen Friedhofsweg hineinführen, um ihre Kinder dort hinauszulassen, müsse immer einer rückwärtsfahren, erzählte Michelet. Kolbe versicherte, dass die Pläne zum Friedhof "noch nicht vom Tisch" seien. Die Gemeinde habe aber erst einmal die Schule bauen müssen.

Olaf Radtke kritisierte die Radverkehrssituation an der Kreuzung Allacher-/ Münchner Straße. Wenn man dort als Radler links abbiege, werde man von den Autos abgedrängt, sagte er. Das sei gefährlich. Zudem gebe es keine Einfahrt zum Radweg. Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU) berichtete, er habe das bereits beim Staatlichen Straßenbauamt zur Sprache gebracht, doch das habe dort niemanden interessiert. Die Gemeinde könne daran jedoch nichts ändern.

Thema waren auch die in Karlsfeld fehlenden E-Ladesäulen. "Es wäre schön, wenn es in dieser Sache weitergehen würde", sagte Radtke. Der Landkreis habe bereits ein Konzept erarbeitet, berichtete Kolbe. Doch die Gemeinde brauche einen Partner, um es umsetzen zu können. "Vor acht Jahren hatten wir schon einmal eine Ladesäule am Bahnhof. Innerhalb von zwei Jahren wurde sie acht Mal genutzt. Damals waren wir der Zeit voraus, jetzt sind wir hinten nach", bekannte der Bürgermeister. Damit die E-Ladesäulen gut platziert werden könnten, werde die Gemeinde nun mit Grundeigentümern und Geschäften reden.

© SZ vom 20.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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