Karlsfeld:Karlsfelder Nulllösung

Lesezeit: 2 min

Karlsfeld erstickt im Durchgangsverkehr auf der B304. Hilfesuchend hat sich die Gemeinde an Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gewandt. Etwas Greifbares kam dabei allerdings nicht heraus.

Gregor Schiegl

Was wurde in der Gemeinde nicht schon alles diskutiert und erfolglos gefordert: ein Tunnel für die Münchner Straße, ein Lkw-Verbot, oder wenigstens eine Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf 50. Aber die vierspurige Durchgangsstraße, über die sich tagtäglich 40 000 Fahrzeuge wälzen, ist eine Bundesstraße und liegt damit auch in der Zuständigkeit des Bundes. In seiner Not hat sich Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) an seinen Parteikollegen Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer gewandt, um Möglichkeiten für eine Entlastung auszuloten.

CSU Bezirkstag in Schrobenhausen Gespräch zwischen Bundesverkehrsminister Ramsauer und Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe beim CSU Bezirkstag in Schrobenhausen. Re: Gerda Hasselfeldt. (Foto: N/A)

Vermittelt von der Wahlkreisabgeordneten Gerda Hasselfeldt kam es am Rande des CSU-Bezirksparteitags Oberbayern in Schrobenhausen jüngst zu einem Gespräch zwischen Ramsauer und Kolbe. Doch das, was dabei herauskam, bezeichnete Kolbe auf Anfrage der SZ selbst als "nicht sensationell". Eine konkrete, wenigstens mittelfristige Maßnahme konnte der Verkehrsminister den Karlsfeldern nämlich nicht anbieten. Einer Pressemitteilung der CSU Karlsfeld zufolge sagte Ramsauer Karlsfeld aber seine Unterstützung zu, "soweit der Bund zuständig ist, sinnvolle Maßnahmen im Einvernehmen mit Landesbehörden und der Gemeinde realisierbar sind und die notwendigen Finanzmittel zur Verfügung stehen".

Die dramatische Verkehrssituation in Karlsfeld dürfte sich ohne Gegenmaßnahmen in den kommenden Jahren noch einmal drastisch verschärfen: München geht der Wohnraum aus, der Siedlungsdruck auf den Landkreis wächst. Vor allem im Dachauer Hinterland entlang der Bahnlinien von S2 und der Linie A, die in Kürze ebenfalls zu einer S-Bahnlinie umgewandelt werden soll, entstehen zahlreiche Neubaugebiete.

Die Karlsfelder sehen dieser Entwicklung mit großer Sorge entgegen: Als Verkehrsnadelöhr zwischen dem Landkreis Dachau und der Landeshauptstadt, zwängt sich der gesamte Pendlerverkehr nach München. "Bald 40 000 Fahrzeuge am Tag bedeuten für Karlsfeld eine extreme Belastung mit Lärm, Feinstaub und Stickoxiden", klagt Karlsfelds CSU-Fraktionssprecher Stefan Handl. "Die Schmerzgrenze für unsere Bürgerinnen und Bürger ist erreicht."

In den vergangenen Jahren wurden an der Münchner Straße immer wieder erhöhte Feinstaubwerte gemessen. Besonders kritisch ist die Stickstoffdioxid-Konzentration, die das Landesamt für Umweltschutz bei Messungen an der Münchner Straße ermittelte. Der europäische Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter wurde bei der letzten Messung 2007 elfmal überschritten. Die Spitzenwerte erreichten 59 Mikrogramm pro Kubikmeter. Schon eine geringe Erhöhung an Stickstoffdioxid führt zu einem nachweisbaren Anstieg an Atemwegserkrankungen, wie chronischem Husten oder chronischer Bronchitis sowie zu Herz-Kreislauferkrankungen.

Einigkeit herrschte beim Treffen der CSU-Politiker, dass Karlsfelds Verkehrsprobleme nicht alleine auf Karlsfelder Boden gelöst werden können. Es sei vielmehr "ein Gesamtkonzept nötig, zu dem ein leistungsfähiger ÖPNV ebenso zählt wie überörtliche Umfahrungsstraßen und Maßnahmen auf der B 304 selbst". Eine zentrale Forderung ist dabei der Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke. Bürgermeister Kolbe nannte diesen "zwingend".

© SZ vom 04.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: