Radschnellweg:Karlsfeld will eigene Route für Radschnellweg

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Anders als der Dachauer Stadtrat lehnt der Gemeinderat die vorgestellte Radschnellverbindung nach München ab und verfolgt eine eigene Idee, eine kürzere und direkte Route, die das Zentrum sowie MAN und MTU einschließt.

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Komfortabel, sicher und vor allem schnell sollen sie werden. Noch sind Radlautobahnen Zukunftsvisionen, doch die Planungen laufen auf Hochtouren - nicht nur in Garching, sondern auch im Landkreis Dachau. Ohne lästige Halts möglichst rasch vom Dachauer Bahnhof in die Münchner Innenstadt radeln zu können, das wünschen sich viele Pendler. "Inovaplan" hat bereits eine sogenannte "beste Variante" für die Schnellverbindung ausgearbeitet. Die Dachauer Stadträte zeigten sich im Oktober begeistert und stimmten zu, bedeutet sie doch für die Stadt keine allzu großen finanziellen Aufwendungen. Karlsfeld hat dieser Variante am Mittwoch jedoch eine Absage erteilt. Die Gemeinde hatte schon im Herbst eine eigene Idee ins Spiel gebracht und diese nun einstimmig beschlossen.

Danach soll die Route von der Augustenfelder Straße in Dachau über die Wallbergstraße auf dem Rothschwaigeweg, der parallel zur Umgehungsstraße verläuft, in die Reschenbachstraße münden. Ein kurzes Stück müssen die Radler dann die Bayernwerkstraße entlangfahren, um auf die Nibelungenstraße zu kommen. Noch ist diese unterbrochen, doch im Zuge der Umsetzung der Pläne für das Ludl-Areal wird sie schon bald verbunden werden. An der Allacher Straße sollen die Radler die Hans-Carossa-Straße zum Würmkanal nehmen, um von dort zu MAN und MTU sowie die Dachauer Straße in München zu kommen. "Die Route ist kürzer und direkter", meinte Mechthild Hofner (Bündnis) im Vergleich zur "besten Variante", die nach Allach führen würde. Auf diese Weise könnten die Radler schneller sein als Leute, die mit dem Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr fahren. Es wäre also eine echte Alternative.

"Das Karlsfelder Zentrum wäre eingebunden, ebenso die beiden großen Arbeitgeber MAN und MTU", sagte Verkehrsreferent Bernd Wanka (CSU). Anders als bei der von Inovaplan favorisierten Variante würden auch keine Parkplätze wegfallen, argumentierte Franz Trinkl (SPD) erleichtert. Sein Postfach hätte "vor Bürgerbeschwerden geglüht", als die Anlieger von Wehrstauden-, Leinorstraße und Erlenweg mitbekommen hatten, dass 100 Parkplätze für eine Radschnellverbindung hätten geopfert werden müssen. Die "beste Variante" sollte nämlich von der Augustenfelder Straße über die Theodor-Heuß-Brücke durch die Rothschwaige geführt werden. An der Kreuzung Hochstraße sollten die Radler von der alten Münchner Straße über die Bayernwerkstraße zwischen Würm und Bahnlinie auf Erlenweg, Leinor- und Wehrstaudenstraße nach Süden geleitet werden und auf Höhe des Karlsfelder Bahnhofs in die Landeshauptstadt München.

Vorteil dieser Variante sei der Preis, so Planer Detlev Gündel. Nach einer ersten Schätzung würde sie nur 2,2 Millionen Euro auf Karlsfelder Grund kosten, die von den Gemeinderäten bevorzugte indes 3,6 Millionen Euro. Doch bei näherem Nachfragen erwies sich die Schätzung als haltlos. Der Planer hatte den Lückenschluss auf der Nibelungenstraße mit eingerechnet, dabei wird dieser längst vorher fertiggestellt werden unter finanzieller Beteiligung des Ludl-Investors. Nicht eingerechnet sind Grundstücksankäufe. Für einen Radschnellweg in der Rothschwaige, wie ihn Inovaplan favorisiert, sollte parallel zum Naturdenkmal Erlenallee ein Streifen von vier Metern Acker erworben werden, damit die Route breit genug wird.

Heftige Kritik übten die Gemeinderäte daran, dass auf der alten Münchner Straße viel zu viel Verkehr sei, als dass man dort eine Radschnellverbindung einrichten könnte. Mache man dies, müsse man die Rothschwaige vom öffentlichen Nahverkehr abtrennen, weil es sonst zu unlösbaren Konflikten käme, so Wanka. Gündel hielt dem entgegen, dass dies in München auf einigen Straßen auch unvermeidbar sei.

Die Aussicht, dass die Route auf Münchner Territorium dann über den Allacher Forst nach Osten geführt werden muss, "disqualifiziert die ganze Verbindung", monierte Trinkl. Es sei ein relativ großer Abschnitt, der weder asphaltiert noch beleuchtet sei. Da die Förster dies auch nicht wollten, müsse dies wohl auch so bleiben. "Wir wollen zwar den Radverkehr fördern, aber wenn der Preis ist, die Allee zu fällen oder den Allacher Forst zuzuteeren, dann muss ich mir schon die Sinnfrage stellen", sagte Stefan Handl (CSU). "Da würde ich mir schwer tun, dies zu unterstützen." Die von den Karlsfeldern beschlossene Variante berührt den Allacher Forst nicht. Nun wird München als dritte Kommune Stellung nehmen müssen.

© SZ vom 29.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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