Hochwasser in Karlsfeld:Schluss mit Spekulation

Lesezeit: 2 min

Im August 2010 liefen den Karlsfeldern die Keller voll und noch immer rätseln sie, warum das wirklich geschah. Nun sollen Experten die Sache klären.

Gregor Schiegl

Die Gemeinde Karlsfeld plant umfassende Maßnahmen für einen besseren Schutz vor Hochwasser. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) kündigte an, eine Studie zur Grundwasssersituation in Karlsfeld in Auftrag zu geben. Die entsprechenden Mittel seien im Haushalt bereits eingestellt, erklärte er am Montag im Hauptausschuss. Im August 2010 waren Hunderten von Karlsfeldern die Keller vollgelaufen.

Derzeit gibt es kein Problem, doch im vergangenen August waren entlang der Würm, die nach starken Regenfällen im gesamten Flusslauf Hochwasser führte, in Karlsfeld viele Keller voll gelaufen. (Foto: DAH)

Nach tagelangen starken Regenfällen hatte der Grundwasserpegel Rekordwerte erreicht: An der bislang einzigen Messstelle im Ortsteil Rothschwaige stieg der Pegel auf ein Niveau, das nur mehr 20 Zentimetern von der Oberfläche entfernt war. Bis heute mutmaßen viele Bürger, dass nicht allein die Wetterlage, sondern Bauarbeiten der Gemeinde zur Verlegung ihrer Fernwärmeleitungen, die ausbetonierte zwei Hektar große Baugrube der Neuen Mitte oder verschüttete Entwässerungsgräben letztlich verantwortlich gewesen sein könnten.

Das Wasserwirtschaftsamt München hat diesen Vermutungen auf der vergangenen Bürgerversammlung zwar entschieden widersprochen. Es konnte aber weder Karlsfelds Bürger noch deren politische Vertreter restlos überzeugen. Denn der Wasserhaushalt in der Gemeinde scheint insgesamt aus den Fugen geraten zu sein. Wolfgang Offenbeck, CSU-Gemeinderat, Landwirt und Mitglied des Wasserverbands, berichtete, dass im Oberlauf von Reschen- und Entenbach kaum mehr Wasser vorhanden sei, nachdem der Waldschwaigsee angelegt wurde. Dafür scheint sich das Wasser anderswo zu sammeln. Den Anwohnern der Krenmoosstraße ging es im August derart nass rein, dass hier kaum mehr einer an eine natürliche Ursache glauben mag.

Es bringe nichts, "wild herumzuspekulieren", sagte Bürgermeister Kolbe. "Wir müssen Fachleute mit ins Boot holen." Eine Studie soll daher Klarheit bringen, inwieweit verschiedene Entwicklungen im Grundwassersystem miteinander zusammenhängen und inwieweit die Gemeinde "aktiv werden" könne. Darüber habe die Gemeinde auch noch einmal mit dem Wasserwirtschaftsamt gesprochen. Sollte sich herausstellen, dass eine Räumung alter Entwässerungsgräben tatsächlich keinen nennenswerten Erfolg bringe - wie dies das Wasserwirtschaftsamt Forderungen der Bürger entgegenhält - könne sich die Gemeinde solche kostspieligen Maßnahmen sparen.

Holger Linde (CSU) forderte, gleich alle Zuständigkeiten für die Flächen in Karlsfeld zu klären, damit man gegebenenfalls "die Pflegemaßnahmen auch anmahnen kann". Viele Grundstücke sind in Privatbesitz von Bürgern, Landwirten oder Unternehmen. Für den Rathauschef ist das ein weiteres Argument für ein wasserdichtes Gutachten. "Mit entsprechenden Unterlagen kann man da ganz anders auftreten", sagte Kolbe.

Dabei hat er nicht zuletzt die Bahn im Blick; sie sei "ein schwerfälliger Apparat". So mussten Bund Naturschutz und Gemeinde lange Druck machen, bis die Bahn sich endlich bequemte, sich um die Pflege ihrer ökologischen Ausgleichsflächen in Karlsfeld zu kümmern. In jedem Fall will Kolbe neben der Rothschwaige weitere Messpunkte im gesamten Gemeindegebiet einrichten. Die Daten sollten im Sinn eines "Frühwarnsystems für die Bürger" online abrufbar sein.

Kolbes Pläne decken sich weitgehend mit einem Maßnahmenkatalog, den die CSU-Fraktion vorgeschlagen hat. Über den CSU-Antrag wolle er aber erst später - "zu gegebener Zeit" - beraten.

© SZ vom 12.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: