Schneeschmelze und Regen:Dreimal mehr Wasser als sonst

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Wann kommt die Flut? Die Pegelstände wie hier in Dachau sind derzeit im ganzen Landkreis höher als sonst um diese Jahreszeit. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Tauwetter führt zu hohen Pegelständen in Glonn und Amper. In Dachau ist eine Radunterführung überschwemmt, in Bergkirchen ist die Maisach über die Ufer getreten. Für den Landkreis gilt eine Hochwasserwarnung.

Von Anna Schwarz, Dachau

Wegen des Tauwetters und Regens sind auch im Landkreis Dachau "kleine Hochwasser" entstanden, wie etwa an der Glonn, sagt der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes München, Stefan Homilius. Seine Behörde hat bereits am Freitagmittag eine Hochwasservorwarnung für den Landkreis Dachau herausgegeben. Daraufhin hat das Landratsamt die betroffenen Gemeinden informiert, damit sie notwendige Maßnahmen treffen. Am Sonntag legte der Hochwassernachrichtendienst (HND) Bayern mit einer Hochwasserwarnung der Meldestufe 1 nach, die vorerst bis Dienstagmorgen gültig ist. Darin warnt der HND vor Ausuferungen und Überschwemmungen im Landkreis. Insgesamt gibt es vier Warnstufen, so Homilius und er versichert auf SZ-Anfrage: "Wir werden die Lage weiter beobachten."

Doch derzeit sehe es danach aus, dass die Pegelstände der Gewässer wieder fallen: "Aber diese Voraussagen sind mit sehr großer Unsicherheit verbunden", sagt Homilius, schließlich wisse man nicht, wie warm es in den kommenden Tagen wird und wie viel es regnen wird. Von einer kleinen Hochwasser-Lage spricht er etwa bei der Glonn: An der Messstelle in Hohenkammer stand der Wasserpegel am Montag bei etwa 2,25 Metern - das ist etwa dreimal so hoch wie im Jahresdurchschnitt, sonst liegt der Wasserstand der Glonn zwischen 60 und 70 Zentimetern, so Homilius.

Solche Hochwasser erwartet das Wasserwirtschaftsamt sonst eher bei starken Regenfällen in den Sommermonaten. Doch in den vergangenen Wochen gab es eben besonders viel Schnee, der jetzt wieder auftaut.

Bürgermeister bestellt Planen und etwa 70 Tonnen Kies und Sand

Außerdem wurde für die Amper an der Messstelle in Ampermoching eine Hochwasserwarnung der Meldestufe 1 herausgegeben. Auch kleinere Gewässer, wie der Gröbenbach in Dachau, sind vollgelaufen. Bis es dort zu Überschwemmungen komme, fehlten aber noch zehn bis 20 Zentimeter, sagt Stefan Homilius. Der Hauptamtsleiter der Stadt Dachau, Josef Hermann, teilt mit: "In Dachau sind weder für die Amper noch für den Gröbenbach bisher Meldestufen erreicht." Sollte dies der Fall sein, würden je nach Hochwasserlage zum Beispiel Straßen gesperrt werden.

Wegen der Hochwasserwarnung hat Petershausens Bürgermeister Marcel Fath (Freie Wähler) einige Hebel in Bewegung gesetzt, schließlich liegen Teile seiner Gemeinde an der Glonn. Auf der Gemeindewebsite warnte Fath am Sonntag: "Die Anlieger von Hochwasserzonen entlang der Glonn bitte ich dringend, sich auf Überflutungen innerhalb der nächsten 24 Stunden vorzubereiten." Des Weiteren hat Fath Planen und etwa 70 Tonnen Kies und Sand, also etwa sieben Lastwagen, bei örtlichen Unternehmen vorbestellt, um damit im Falle eines Hochwassers einen künstlichen Damm bauen zu lassen.

Außerdem fuhren seine Gemeindemitarbeiter in der Nacht von Sonntag auf Montag alle zwei Stunden zur Petershausener Glonnbrücke in der Münchner Straße, um dort den Wasserstand zu kontrollieren. An der Brücke gibt es eine rote Markierung, die den Pegel beim Hochwasser im Jahr 2013 anzeigt: "Aber wir sind noch etwa zehn Zentimeter darunter", sagt Fath erleichtert, große Überflutungen blieben bislang aus. Am Montag stellte die Gemeinde lediglich Warnschilder an der Ortsverbindungsstraße nach Asbach auf, weil sich dort Wasser staute.

Maisach überschwemmt Felder und Wiesen bei Palsweis und Eisolzried

Die Gemeinde Bergkirchen hat es härter getroffen. Dort ist die Maisach vor allem in den Ortsteilen Palsweis und Eisolzried über die Ufer getreten. Dadurch seien sogenannte Retentionsflächen, also Überflutungsflächen auf Feldern und Wiesen, überschwemmt worden, so Bergkirchens Bürgermeister Robert Axtner (CSU). In diesen Tagen überprüft er regelmäßig den Pegelstand der Maisach auf der Website des Hochwassernachrichtendienstes: Normalerweise misst der durchschnittliche Wasserstand der Maisach etwa 50 Zentimeter, derzeit sind es etwa 1,60 Meter.

Axtner ist froh, dass sich die Gemeinde in Günding zuletzt für eine Hochwasserschutzmaßnahme entschieden hat, dort wurde im Sommer unter anderem eine neue Flutmulde angelegt. "Überflutungen in Wiesen gab es dort trotzdem, aber keine Gefährdung der Bevölkerung", so Axtner. Außerdem wurden in den vergangenen zwei Tagen zwei entwurzelte Bäume in der Maisach in Günding und Eisolzried angeschwemmt, welche die Gemeinde bereits entfernt hat. Axtner will den Pegelstand der Maisach in den kommenden Tagen weiter im Blick behalten: "Wenn ein Starkregen kommt, dann könnte das die Lage wieder verändern."

An der Glonnbrücke in Petershausen gibt es eine rote Markierung, die den Pegel beim Hochwasser im Jahr 2013 anzeigt, derzeit liegt der Wasserstand noch knapp darunter. (Foto: Gemeinde Petershausen)
An der Maisachbrücke in Günding wurde ein entwurzelter Baum eingeklemmt, den die Gemeinde am Sonntag entfernt hat. (Foto: Gemeinde Bergkirchen)
Die Maisach ist bei Eisolzried über ihre Ufer getreten. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Häuser stehen in Eisolzried direkt neben der Maisach, die derzeit einen besonders hohen Wasserstand hat. (Foto: Niels P. Jørgensen)
An der Aggensteinstraße hat die Stadt einen Steg errichtet, weil die Radunterführung überschwemmt ist. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Wolfgang Reichelt, Pressesprecher der Feuerwehr Dachau, erzählt, dass auch seine Mannschaft die Lage weiter beobachte. "Die Amper hat gerade schon einen hohen Wasserstand", sagt er. Bislang habe sich die Feuerwehr aber nicht konkret auf ein Hochwasser in Dachau vorbereitet, wie es Reichelt etwa in den Jahren 1999, 2006 und 2013 erlebte. An Pfingsten 1999 lag der Pegelstand der Amper an der Messstelle in Ampermoching bei über vier Metern, derzeit sind es etwa drei Meter. Grundsätzlich sei man aber für ein Hochwasser ausgerüstet, so Reichelt: unter anderem mit einem Hartschalen- und Schlauchboot, gefüllten Sandsäcken und Hochwasserpumpen, um etwa vollgelaufene Keller leerzupumpen.

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Am Montag wurde die Feuerwehr bereits wegen einer überschwemmten Radunterführung in der Aggensteinstraße zwischen Dachau und Karlsfeld alarmiert. Doch es stellte sich heraus, dass die Stadt Dachau zuständig ist, das Wasser in der Unterführung neben der B304 abzupumpen, so Reichelt. Auf SZ-Anfrage schreibt der Dachauer Stadtbaumeister Moritz Reinhold: "Durch die starke Schneeschmelze der letzten Tage steht derzeit das Grundwasser oberhalb der Sohle der Radunterführung an." Hier würde das Abpumpen des Grundwassers keinen lang anhaltenden Erfolg bringen, so Reinhold: "Daher wurde ein Steg angeschafft, der immer wieder - so wie auch jetzt - zum Einsatz kommt."

Das Landratsamt hat bislang noch keine Vorkehrungen wegen der Hochwasserwarnung getroffen: "Nachdem es sich um eine Meldestufe 1 handelt, die sich auch über die Nacht von Sonntag auf Montag nicht zu einer Meldestufe 2 entwickelt hat, ist das Landratsamt bisher nicht weiter aktiv geworden."

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