Dachauer Altstadt:Dauerproblem Raser

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Die Poller sollten das Problem mit den Rasern lösen, doch die Anwohner beklagen nach wie vor viel Verkehr in der Nacht. (Foto: Toni Heigl)

Anwohner zählen nächtlichen Verkehr am Schlossberg. Die Stadt will nun handeln

Von Thomas Altvater, Dachau

Mit einer eigens durchgeführten Verkehrszählung haben Anwohner der Klosterstraße am Pfingstsonntag ihrem Ärger über den nächtlichen Verkehr, die aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen am Schlossberg Luft gemacht. Zwar ist die Auffahrt zum Schlossplatz von 23 Uhr an nur Anliegern gestattet, doch die Zahlen, die die Anwohner notiert haben, zeichnen ein anders Bild: Innerhalb von zwei Stunden, von 23 Uhr an, vermerkten sie insgesamt 41 Fahrzeuge, die illegaler weise in die Klosterstraße eingefahren sind. Sie kritisieren die aufgeheizte Stimmung unter den Auto-Posern, aber auch den fehlenden Nutzen der bisher ergriffenen Maßnahmen.

Grund für die Zählung sei der viele Verkehr am Schlossberg ein Wochenende zuvor gewesen, erzählt der Anwohner Günther B., der seinen echten Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, da es in der Vergangenheit bereits zu "direkten Angriffen in der Nachbarschaft" gekommen sei, wie er sagt. "Dann haben wir beschlossen, dass wir uns dort hinstellen und die Leute aufklären müssen." In der Nacht auf den Pfingstmontag postierten sich B. und ein Nachbar schließlich gemeinsam mit Campingstuhl, Warnweste und Klemmbrett auf dem Gehsteig der Klosterstraße.

"Wir haben die Leute dann angesprochen, warum sie denn dort hochfahren", erklärt B. Die Antwort, die Günther B. an den heruntergekurbelten Autofenstern bekam, sei immer die gleiche gewesen: "Die meisten haben gesagt, dass sie die Schilder, die nur den Anliegern die nächtliche Zufahrt erlaubt, einfach nicht gesehen hätten." B. will diese Aussagen jedoch nicht gelten lassen, bezeichnet sie vielmehr als "plumpe Ausreden": "Ich unterstelle denen, dass sie um die Schilder und auch diesen Poller wissen", sagt er.

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Dabei sind die 41 Fahrzeuge, die B. in der Nacht auf den Pfingstmontag gezählt hat, seinen Angaben zufolge nicht einmal repräsentativ. "Im Verhältnis zu den Tagen davor war das relativ wenig", sagt er. Zu dem vielen Verkehr auf den Schlossberg hat für B. auch die Corona-Pandemie beigetragen, in der die Ausgangssperre die nächtlichen Fahrten auf den Schlossberg oftmals verhindert hat. "Ich würde schon sagen, dass es aktuell schlimmer ist als um diese Zeit vor der Pandemie." Das große Problem ist laut Günther B. die gereizte Stimmung der Raser. Viele der Raser fühlten sich mittlerweile provoziert, erklärt er "die gehen dann extra aufs Gas oder hupen beim Herunterfahren."

Hinzu kommt, dass vielen Rasern die enge Klosterstraße nicht mehr genug Platz bietet: Die Autofahrer würden teilweise sogar die Fußwege entlang, so Günther B. Dabei kann es mitunter zu gefährlichen Situationen kommen: "Die, die dort wohnen, müssen teilweise ihre Haustüren abschließen, damit die Kinder nicht einfach so hinauslaufen und dann umgefahren werden."

"Dieses Problem ist uns noch nicht bekannt", erklärt indes Rathaussprecher Josef Hermann auf Nachfrage. "Wenn dort wirklich so eine Situation entsteht, dann müssen wir uns das anschauen, deshalb sind wir um jeden Hinweis dankbar."

Die Poller, die die Stadt auf Höhe der Hexengassen angebracht hat um die Zufahrt zum Schlossberg zu erschweren, erwiesen sich in der Vergangenheit bereits als nutzlos. Die Raser umgingen das Hindernis trickreich: "Ist der Poller einmal im Boden versunken, dann passen wieder vier bis fünf Fahrzeuge durch, die nach oben fahren können", sagt Günther B. Er fordert, die Poller dauerhaft im Boden zu lassen. "Dann bleiben die Autos nicht mehr davor stehen, was die Anwohner sehr entlasten würde." Und noch etwas fordert er: "Die Polizei muss auf dem Schlossplatz stehen bleiben und jeden abkassieren, der sich dort nach 23 Uhr aufhält", sagt er, "und das nicht nur zehn Minuten, sondern den ganzen Abend."

Gerade wegen der trickreichen Raser ließ die Stadt die Verkehrsschilder auf Höhe der Buchhandlung Wittmann montieren. "Aber das sind eben nur Schilder", gibt auch Hermann zu. Zwar kontrolliere die Polizei gelegentlich, wer sich nach 23 Uhr auf dem Schlossplatz befinde, doch eben auch nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Vielmehr macht Hermann deutlich, dass die Verwaltung einen neuen Ansatz verfolgt: "Wir prüfen derzeit die rechtlichen Bedingungen, ob man an den Pollern eine Videoüberwachung installieren kann."

© SZ vom 28.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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