Schmeckt der Kuchen von einem Teller, auf dessen Unterseite SS-Runen eingraviert sind? Dürfe man, könne man von solchem Geschirr speisen, fragt Peter Heller, Sprecher des Runden Tisches gegen Rassismus Dachau. Ausgerechnet an einem Ort wie Dachau, der nicht nur ein Erinnerungs-, sondern auch ein Lernort sein will. Dazu gibt es keine Umfrage - sie würde wohl ohnehin nicht ehrlich beantwortet werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit darf man annehmen, dass in vielen Dachauer Kellern und Speichern, vielleicht auch in Wohnzimmern, heute noch neben Tellern und Vasen die Tier- und Soldatenfiguren, Kerzenleuchter, Moriskentänzer oder Teller und Vasen aus der ehemaligen Allacher Porzellanmanufaktur zu finden sind - der SS-Betrieb war ein Lieblingskind von Heinrich Himmler. Stadtrat Richard Seidl (Grüne) hat einen großen Schäferhund aus strahlend weißem Allacher Porzellan mitgebracht. Der Runde Tisch diskutiert an diesem Abend den angemessenen Umgang mit solchem Nazikitsch, ein Thema, das in Dachau lange Zeit vernachlässigt worden ist. Die Kernfrage dabei: Wie geht man mit "Kunst"-Erzeugnissen um, die von KZ-Häftlingen in Zwangsarbeit erstellt werden mussten?
Allacher Porzellan:Nazikitsch, hergestellt von KZ-Häftlingen
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Heute immer noch beliebte Sammlerobjekte, trotz ihrer hochproblematischen Herkunft: Allacher Porzellanfiguren.
(Foto: Niels P. Joergensen)Der Handel mit Allacher Porzellan ist schwunghaft und lukrativ. Ausgeblendet wird dabei bis heute, unter welchen Umständen viele der Figürchen, Tassen und Teller hergestellt wurden.
Von Helmut Zeller, Dachau
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