Historie:Vom KZ-Häftling zum Kanzler

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Historie: Er überlebt die Konzentrationslager Dachau, Flossenbürg und Mauthausen und wird nach dem Krieg Bundeskanzler und später Außenminister von Österreich: Leopold Figl. Am 5. Mai 1955 verlässt er hier nach einer Konferenz das Gebäude des Alliierten Rates und grüßt die jubelnde Menge.

Er überlebt die Konzentrationslager Dachau, Flossenbürg und Mauthausen und wird nach dem Krieg Bundeskanzler und später Außenminister von Österreich: Leopold Figl. Am 5. Mai 1955 verlässt er hier nach einer Konferenz das Gebäude des Alliierten Rates und grüßt die jubelnde Menge.

(Foto: imago stock&people/imago/ZUMA/Keystone)

Leopold Figl war nach dem Zweiten Weltkrieg der erste demokratisch gewählte Bundeskanzler Österreichs. Zuvor hatte der gläubige Katholik mehrere Konzentrationslager überlebt, unter anderem Dachau - und trotz jahrelanger Folter nie Hoffnung und Zuversicht verloren. Über einen Unbeugsamen.

Von Edgar Subak, Dachau

Sein Kopf ist kahl geschoren, die blau-weiß gestreifte Häftlingsuniform hängt von seinem Körper. Der 35-jährige Leopold Figl, Häftlingsnummer 13897, steht auf dem Appellplatz des Konzentrationslagers in Dachau. Kurz nach ihrer Deportation am 1. April 1938, einem Sonntag, müssen sich er und andere österreichische "Schutzhäftlinge" dort in Reih und Glied aufstellen. Sie werden gezwungen, dem Terror von Dachau zuzusehen. Die SS-Männer fesseln vor ihnen einen Mithäftling, einen "Delinquenten", am Bock, einem Holzgestell. Die Folterer nehmen einen Ochsenziemer, Peitschen aus geflochtenen Ochsensehnen, die zuvor im Wasser getränkt werden. Sie schlagen mit aller Wucht zu. Der Gefolterte muss nach jedem Schlag mitzählen, bis 25. Es entstehen tiefe Fleischwunden. Oft fallen Ausgepeitschte bei dieser Tortur in Ohnmacht. In diesem Fall übergießen die Nazis den Häftling mit einem Kübel kalten Wassers und warten, bis er wieder zu Bewusstsein kommt. Jeder Schlag soll schmerzen. Jeder Schlag soll das grausame Ausgeliefert-Sein verdeutlichen.

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