Karlsfeld:Zwischen Karlsfeld und Berlin

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Jugendkriminalität und Hallenbad: Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi äußert sich zu Problemen in der Gemeinde.

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Urlaubszeit und dann auch Pandemie mit steigenden Inzidenzwerten: Kein Wunder, dass der Bundestagswahlkampf bisher nur schleppend in die Gänge kommt. Das bekommt am Samstag der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi bei einem Besuch in Karlsfeld zu spüren. Zwei Stellen haben die örtlichen Genossen ausgewählt, um den erneut für das Parlament in Berlin kandidierenden Schrodi mit den Bürgern ins Gespräch zu bringen: den Bruno-Danzer-Platz in der Neuen Mitte und das Hallenbad. Thema sollen zum einen die Jugendkriminalität am Ort, zum anderen die millionenschwere Sanierung des Bads sein. Doch am Ende bleibt es nicht bei lokalen Themen, denn der Abgeordnete wirbt für ein gerechtes Steuersystem und den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz.

Der Ortsvereinsvorsitzende Thomas Kirmse erklärt in der Neuen Mitte, dass sich hier die Probleme mit einer kriminellen Jugendbande besonders deutlich gezeigt hätten. Doch er weist auch selbst gleich darauf hin, dass es "unterschiedliche Wahrnehmungen" gibt: "Die Meinungen gehen sehr stark auseinander." Auch unter den knapp einem Dutzend Sozialdemokraten, die sich um Kirmse und Schrodi gruppiert haben. Außer den SPDlern ist nur eine jugendliche Schülerin gekommen, die das Thema Jugendkriminalität lediglich aus der Zeitung kennt. "Jugendliche suchen ihre Räume und geraten dabei mit Erwachsenen in Konflikt", meint der Abgeordnete und will von seinen Karlsfelder Parteifreunden wissen, ob das Problem schon vor Corona bestanden habe.

"Da wird geschoben, geschoben, geschoben, dann wird's immer teurer"

Durch die Pandemie sei es verschärft worden, vorher habe es in der Neuen Mitte keine Kriminalität gegeben, erklärt Kirmse. Schrodi sieht zwei Möglichkeiten mit so einem Problem umzugehen: Zum einen vorsorgende Jugendarbeit, die er bevorzugen würde. Zum anderen Polizeipräsenz, da es keine rechtsfreien Räume geben dürfe. Doch es seien nicht nur Jugendliche, die Abfall und Scherben am Karlsfelder See hinterlassen würden. Dort hat das Landratsamt vor Kurzem das Mitbringen von Glasflaschen untersagt. Die Schülerin sagt: "Wer vorher schon seine Glasflaschen wieder mit nach Hause genommen hat, hält sich jetzt an das Verbot. Die anderen sowieso nicht."

Zweite Station Hallenbad. Hier gesellen sich dann doch einige Bürger mehr zu den SPD-Mitgliedern, darunter Susanne Bellmann, die sich massiv für den langfristigen Erhalt des Bads engagiert und die sogar bereit wäre, für die Sanierung zu spenden. Doch viel Neues erfährt sie nicht und allzu große Hoffnungen kann ihr auch Schrodi nicht machen. Zunächst schildert SPD-Gemeinderat Franz Trinkl, dass die Sanierungsbedürftigkeit seit Jahren bekannt sei, "aber Maßnahmen immer wieder verschoben wurden". Aktuell seien weitere Schäden entdeckt worden, so dass die 11,9 Millionen Euro für die Sanierung nach seiner Schätzung wohl eher auf 15 Millionen klettern dürften.

Zweimal hat es die Gemeinde nicht in Förderprogramme des Bundes zur Sanierung von Sportstätten geschafft. Susanne Bellmann will von Schrodi wissen, ob er als Mitglied im Finanzausschuss des Bundestags Einfluss nehmen könne, dass Karlsfeld doch noch Geld aus dem Fördertopf bekommt. Aber Schrodi hat von den Karlsfelder Anträgen zu spät erfahren. Anders als diese Gemeinde, sagt er, sei die Stadt Dachau frühzeitig an ihn herangetreten. So konnte er ihr drei Millionen Euro für eine Turnhallensanierung sichern. Einen Sanierungs- und Investitionsstau gebe es überall, so Schrodi, doch am schlimmsten sei er bei den Kommunen: "Da wird geschoben, geschoben, geschoben, dann wird's immer teurer."

Und damit verlässt Schrodi die örtliche Ebene und schaltet in den Wahlkampfmodus. Er verweist auf eine Studie zu den steuerlichen Aspekten der Wahlprogramme der einzelnen Parteien. Danach wollten FDP und Union jeweils Entlastungen für Reiche, was dem Staat Mindereinnahmen von 30 (CDU) oder sogar 90 Millionen Euro (FDP) bringen würde, erklärt Schrodi und wirbt für das Programm seiner Partei. Deren Ziel sei mehr Steuergerechtigkeit durch eine Vermögenssteuer und eine Erbschaftssteuerreform. Erwartungsgemäß hält er Kanzlerkandidat Scholz für den richtigen Mann dafür, habe der doch auch die Mindeststeuer für globale Unternehmen erkämpft.

© SZ vom 09.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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