Ministerinnenbesuch:Neuer Stundenplan, alte Probleme

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Anna Stolz, bayerische Staatsministerin für Unterricht und Kultus (l.), ist zu Besuch in der Grund- und Mittelschule Bergkirchen. Hier drückt sie mit Schulleiterin Daniela Artmann kurz die Schulbank. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die neue Kultusministerin Anna Stolz kommt in die Grund- und Mittelschule Bergkirchen. Von Pisa-Offensive bis Lehrkräftemangel gäbe es genug Themen zu besprechen. Doch die wollen die Freien Wähler lieber ohne die Presse diskutieren.

Von Greta Kiso, Bergkirchen

In den Schulen ist die Aufregung groß. Der "Pisa-Schock" ist noch nicht überwunden, die Gegenoffensive aber schon in Planung. Die Einladung des Landtagsabgeordneten Johann Groß (Freie Wähler) aus Bergkirchen an die Parteikollegin und Kultusministerin Anna Stolz war freilich schon vor dem schlechten Abschneiden deutscher Schüler beim jüngsten Pisa-Test verschickt. Anlass für Diskussionen bot es dennoch - wenn auch unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Schon beim Schulrundgang am Montag kamen vonseiten der Lehrkräfte besorgte Nachfragen zu Bayerns geplanter "Pisa-Offensive". Dagmar Wagner, zweite Bürgermeisterin von Bergkirchen und Büroleiterin von Johann Groß, bat jedoch darum, die Diskussion später in kleiner Runde ohne Presse zu führen. Auf Nachfrage begründet Wagner das damit, dass unter Ausschluss der Öffentlichkeit eher ein offenes Gespräch möglich gewesen sei.

Lehrermangel in den Schulen

In einer Mitteilung hat die Kultusministerin die grobe Richtung vorgegeben: "Durch eine Neuausrichtung der Stundentafel geben wir den Schulen einerseits einen festen Rahmen bei den Basiskompetenzen und schaffen andererseits Freiräume für unsere Schulleitungen und Lehrkräfte als die Profis vor Ort." Eine Stunde Deutsch soll in jeder Jahrgangsstufe hinzukommen, ebenso wie eine Stunde Mathematik in der ersten und dritten Jahrgangsstufe der Grundschule. Musik, Kunst und Werken sollen dafür zu einem Fächerverbund zusammengelegt werden, und auch am Englischunterricht könne gespart werden.

Wie genau jede Grundschule das neue Konzept ab dem nächsten Schuljahr umsetzt, ist der jeweiligen Schulleitung überlassen. Daniela Artmann, Schulleiterin der Grund- und Mittelschule Bergkirchen, sagt dazu: "Wir werden uns damit auseinandersetzen, wenn es so weit ist." Viel mehr beschäftigt sie der Mangel an Lehrkräften an ihrer Schule.

Beim Rundgang durch die Grund- und Mittelschule Bergkirchen kam Kultusministerin Anna Stolz auch mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Kultusministerkonferenz (KMK) geht davon aus, dass bis 2025 20 000 Lehrkräfte bundesweit fehlen, andere Forschungsergebnisse gehen teils auch von einem viel größeren Mangel aus. In der fünften und sechsten Klassenstufe müssen an der Mittelschule Bergkirchen Grundschullehrkräfte eingesetzt werden. "In der Krankheitswelle haben wir keine Reserve. Das erhöht den Druck auf das Kollegium", sagt Schulleiterin Artmann. Auf Lehramtsstudierende als Aushilfen sei die Schule dringend angewiesen. "Seit Jahren ist Thema, dass das Studium nicht wirklich auf den Beruf vorbereitet, da fehlt der Realitätsbezug", fügt Artmann hinzu. Darüber hätte sie auch mit der Kultusministerin gesprochen. Von der Ministerin hätte sie sich in der Diskussion "sehr ernst genommen und gehört gefühlt".

Dass es auch viel Gutes aus dem Schulalltag zu berichten gibt, zeigten die Schülerinnen und Schüler bei der Vorstellung. Seit diesem Schuljahr darf sich die Bergkrichener Grund- und Mittelschule offiziell Umweltschule nennen. Michael und Anna aus der zweiten und vierten Klasse erzählen von ihren Projekten im Umweltrat. "Jeder kann ein bisschen mitbestimmen", sagt Anna aus der vierten Klasse. "Müll gehört in die Tonne" ist Titel des Projekts für einen sauberen Pausenhof. Dort sorgen jetzt neue Mülleimer und der eingeführte Mülldienst für mehr Ordnung. Im Technik-Raum erzählt Fachlehrer Christian Riedlberger von den Vorteilen der Schule in einer kleinen Gemeinde wie Bergkirchen. Man sei gut vernetzt, er habe auch schon Schüler gehabt, die ihr Praktikum auf dem Bauernhof des Landtagsabgeordneten Johann Groß gemacht hätten.

Den Abschluss der Mittleren Reife können die Schülerinnen und Schüler mit der zehnten Klassenstufe erreichen. Damit stehen ihnen mehr berufliche Möglichkeiten offen als mit dem Abschluss nach der neunten Klasse. Klaus Nefzger, Lehrer der M10, erzählt von einer neuen Chance für die jungen Leute mit diesem Abschluss. Hannah und Elias wissen schon genau, wie es danach bei ihnen weitergehen soll: Hannah möchte Fachlehrerin werden und Elias bei der Raiffeisen Bank in Dachau anfangen. Drei Stunden in der Woche hätten sie Wirtschaft, erzählen sie. Hier lernen sie beispielsweise die Grundlagen der Buchführung. Die Abschlussprüfung ist dann eine Gruppenarbeit zum Oberthema "Mega Brands". Elias' Gruppe beschäftigt sich mit der Firma Nestlé. "Wir analysieren Aktienkurse und nehmen die Firma kritisch unter die Lupe", erzählt er. Schulleiterin Daniela Artmann betont: "Wir haben wahnsinnig Glück mit unserem Schülerklientel."

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