Bauausschuss Karlsfeld:Streit um eine Buche

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Grabenkämpfe in Karlsfeld: Das Bündnis will eine 60 Jahre alte Buche als Naturdenkmal ausweisen lassen. CSU und SPD sehen das ganz anders.

Melanie Staudinger

Mechthild Hofner kann auch zwei Tage nach der Bauausschusssitzung nur den Kopf schütteln. Die Fraktionssprecherin des Bündnisses für Karlsfeld hatte beantragt, die Buche an der Grundschule in der Krenmoosstraße als Naturdenkmal auszuweisen - und stieß damit auf heftigen Widerstand seitens SPD und CSU.

Die Buche an der Grundschule in Karlsfeld ist eine der wenigen ihrer Art in der Gemeinde. (Foto: Toni Heigl)

Dennoch bleibt sie bei ihrer Meinung. Der Baum sei einzigartig und sollte besonders geschützt werden. Gründe dafür gibt es für sie einige: In der Gemeinde stehen nicht mehr allzu viele Buchen, und wenn, dann sind sie nicht so prächtig und naturbelassen gewachsen. "Sie hat einen wirklich außerordentlich schönen Wuchs", sagt Hofner.

Mehr als 60 Jahre stehe der Baum schon auf dem Pausenhof. "Er war schon da, als ich zur Schule ging", sagt Hofner auf Nachfrage der Süddeutschen Zeitung. Bevor sie ihren Antrag stellte, hatte sie mit den Experten der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Dachau gesprochen. Auch die beurteilten den Baum als schützenswert.

Dennoch lehnte eine Mehrheit aus CSU und SPD Hofners Ansinnen ab. "Es wäre eine Überdehnung des Gesetzes, wenn man diesen Baum als Naturdenkmal anweist", erklärte CSU-Fraktionschef Wolfgang Offenbeck.

Er fürchtet einen Präzedenzfall. Seine Argumentation: Würde die Buche an der Grundschule zum Naturdenkmal erklärt, könnten auch viele andere Bäume in der Gemeinde mit gleichem Recht dazu gemacht werden. Für ihn ist Hofners Antrag daher willkürlich.

Irgendwann hätte Karlsfeld "Dutzende, wenn nicht Hunderte Naturdenkmäler" herumstehen. Außerdem, so Offenbeck weiter, ist die Buche auch überhaupt nicht gefährdet. "Wir sind uns alle einig, dass sie schön, wertvoll und schützenswert ist. Niemand hat vor, sie zu fällen", sagte er.

Das Ansinnen des Bündnis-Vorstoßes könne er aber sehr wohl nachvollziehen: Grünflächen und Bäume müssten erhalten werden. Offenbeck will aber dabei eine andere Strategie verfolgen.

Der Kommunalpolitik müsse es gelingen, in den Bürgern die Freude und Liebe zur Natur zu wecken. "Mit Zwang erreichen wir da gar nichts", sagte er. Karlsfeld sei - im Vergleich zu früher - sehr grün geworden. "Die Menschen erkennen das als Wert", erklärte Offenbeck.

Hofner hingegen - und mit ihr auch Peter Reiz, stellvertretender Vorsitzender des Bundes Naturschutz in Karlsfeld - vermuten hinter der vehementen Ablehnung des Antrags einen ganz anderen Grund. "Ich kann mir das nur so erklären, dass die Reaktionen von SPD und CSU noch immer vom Bürgerentscheid beeinflusst sind", sagt Hofner.

Im Dezember hatten die Bürger sich gegen ein von CSU und SPD geplantes Gewerbegebiet an der Schleißheimer Straße ausgesprochen. Reiz schreibt in einer Stellungnahme an die SZ, dass die Gräben, die der Bürgerentscheid aufgerissen habe, wohl noch nicht überwunden seien.

© SZ vom 22.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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