Ministerpräsident Markus Söder tut es schon lange. Unter dem Hashtag "#söderisst" postet er regelmäßig auf Instagram, wie er seinen Hunger stillt: Er fotografiert dafür etwa seine Pommes rot-weiß, die er in der Pause der Sicherheitskonferenz verspeist, oder die pralle Scheidwurst mit Semmel beim Allgäuer Viehscheid. Seine Fans lieben das, tausende Herzchen bekommt er für solche Posts. Dafür rügte Hebertshausens Bürgermeister Richard Reischl seinen Parteikollegen schon einmal: Auf Facebook kritisierte er, dass Söder lieber Worte mit Haltung statt sein Essen posten sollte. Den Post versah Reischl dann aber selbst mit seinem Abendessen aus Spätzle und Buttergemüse. Kritik an seiner Partei übt Reischl gerne und immer wieder öffentlich, bleibt aber trotzdem in seiner CSU.
Der Bürgermeister von Hilgertshausen-Tandern, Markus Hertlein, versucht jetzt ebenfalls mit Kulinarik zu punkten, allerdings mit seiner eigenen Kochkunst. An diesem Donnerstag bietet er im alten Rathaus Tandern einen Kurs bei der Volkshochschule Altomünster an mit dem Titel "Mediterrane Frühlingsküche mit Bürgermeister Markus Hertlein". Zuvor habe jemand von der VHS mitbekommen, dass er ein leidenschaftlicher Hobbykoch sei, erzählt der Rathauschef. Daraufhin habe er sich für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer "einen besonderen kulinarischen Genuss ausgesucht", wie in der Kursbeschreibung nachzulesen ist. Hertlein bereitet mit ihnen ein mediterranes Drei-Gänge-Frühlingsmenü zu, wohl etwas Italienisches, wie er verrät. Was genau blieb bis zuletzt geheim, weil er beim Kochen generell eher improvisiere als sich strikt an das Rezept zu halten, sagt Hertlein.
Bleibt nur zu hoffen, dass es beim Zwiebelschnibbeln in Tandern nicht zu hitzigen Debatten über die Gemeindepolitik kommt. Allerdings bietet der Kochkurs auch eine gute Gelegenheit, um bei den Teilnehmenden, also den potenziellen Wählerinnen und Wählern, zu punkten. Schließlich geht Liebe durch den Magen, Essen wärmt von innen, sorgt manchmal sogar für Glücksgefühle. Hertlein selbst sagt, dass es lediglich ein "schöner Abend" werden soll - der mit einer kleinen Runde von sechs Teilnehmern übrigens schon ausgebucht ist. Ob seine Bürgermeisterkollegen aus dem Landkreis jetzt nachziehen werden? Schließlich stehen 2026 wieder Kommunalwahlen an. Allerdings sollten die eigenen Kochkünste schon solide sein, sonst sind die Sympathiepunkte wohl schnell wieder verdampft bei den Gourmet-Kursteilnehmern.
