Was läuft in den Clubs?:Die heißesten Nächte im Frühling

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Er ist Klimaschutzaktivist und offen schwuler Rapper: Maurice Conrad tritt in der Roten Sonne auf. (Foto: Katrin Binner)

Queerer Rap mit Maurice Conrad und Pferdetrance mit Luis Ake - das sind die spannendsten Münchner Club-Events im April.

Von Martin Pfnür

Es war schon eine kleine musikalische Revolution, als Brian Eno Mitte der Siebziger an einem Sound zu feilen begann, den er ob seiner sanft wogenden Unaufdringlichkeit in einem Gespräch mit der Zeit mal als "eine Art Landschaft" bezeichnete. Die Rede ist vom Ambient, den der Brite nach seinem Abschied von der Art-Rock-Band Roxy Music erfand und im Titel des Albums "Ambient 1: Music For Airports" auch als solchen taufte.

Heute haben diese tiefenentspannenden Klänge längst Eingang in die Wellness-Welt gefunden, was sie aber auch nicht zwangsläufig im Kommerz versanden lässt. Bestes Beispiel: das unbedingt hörenswerte und zu weiten Teilen beatlose neue Album der russischen DJ und Produzentin Dasha Rush mit dem bezeichnenden Titel "Contemplating". Wer nach diesen neun luftig und feinteilig dahinflirrenden Ambient-Tracks nicht mindestens seine Nackenverspannungen loswird, dem bleibt wohl nur der Dancefloor des Blitz-Clubs, den Dasha Rush als ungleich energetischer agierende DJ am 6. April beschallte.

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Eine Premiere gibt es wiederum in der Roten Sonne zu feiern, denn dort startet mit "Garry Klein #queerconcerts" das Konzert-Pendant zur queeren Clubreihe "Garry Klein", die nach dem Ende des Harry Klein in der Roten Sonne fortbesteht. Zum Auftakt kommt am 10. April mit Maurice Conrad einer, der zuvor bereits als Klimaschutzaktivist und Grünen-Politiker in Erscheinung trat, und nun als offen schwuler Rapper eine erstaunliche Ausnahmestellung im Hip-Hop-Betrieb einnimmt. Die stolze Art und Weise wie Conrad in Tracks wie "Männersex" oder "Homosexuell" für seine Sexualität eintritt, wie er battlerappend die Konfrontation mit den Machisten im Hip-Hop sucht, all das ist ziemlich singulär und unbedingt unterstützenswert.

Die goldenen Jahre des Minimal Techno mögen indes schon eine Weile zurückliegen, und doch wohnt dieser futuristischen Techno-Spielart, die von Koryphäen wie dem Briten Richie Hawtin populär gemacht wurde, noch immer derselbe Zauber inne. Mit der polnischstämmigen DJ Magda, die lange Jahre auf Hawtins Label "M_nus" veröffentlichte, legt am 12. April nun die weithin bekannteste Minimal-Techno-Spezialistin im Blitz-Club auf - Ehrentitel "Queen of Minimal".

Während im Blitz also die Königin des Minimal zur Audienz bittet, kommt am 17. April mit Luis Ake der selbst ernannte "Horse Trance Ambassador" ins Import-Export. Als solcher reitet Ake einerseits auf der neu anbrandenden Comeback-Welle des günstig produzierten Trance-Sounds der frühen Neunziger, taucht gleichzeitig aber auch tief in jene ironietriefende Schlagerseligkeit 2.0 ein, für die ihm Seelenverwandte wie Alexander Marcus den Weg bereitet haben. Eskapistischen Spaß dürften seine liebesdusseligen Songs live aber allemal bereiten, wenn man von seiner neuen EP "Horse Trance: Melodien der Freiheit" ausgeht.

Und wo wir schon mal beim Trance sind, sei zum Abschluss mit DJ Sonnenbrand jemand empfohlen, der nicht nur namentlich gut in die Rote Sonne passt, sondern dort am 26. April auch beweisen wird, dass sich die Wiederkehr des Trance auch ohne Pferde und Schlager zelebrieren lässt. So mag seine jüngst erschienene Debüt-EP "Came For The Fun Stayed For The Sun" zwar eine Trance-Hommage aus der Retro-Kiste sein - den Zustand, der in diesem Genre steckt, wird man bei ihm jedoch schneller erreichen als auf jedem wilden Ritt Richtung Schlagerhimmel.

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