Programmvorschau:Freiheitsliebe

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Peter Dijkstra kehrt zurück als Leiter des Chors des Bayerischen Rundfunks und stellt das kommende Programm vor.

Von Paul Schäufele

Nicht ganz wie ein verlorener Sohn, aber doch mit offenen Armen wird er empfangen: Peter Dijkstra kehrt mit der Konzertsaison 2022/2023 zum Chor des Bayerischen Rundfunks zurück. Er übernimmt damit das Amt des Künstlerischen Leiters, das er bereits zwischen 2005 und 2016 innehatte. "Mein Sechs-Jahres-Sabbatical ist jetzt vorbei", sagt er. Es sei auch eine Zeit der künstlerischen Weiterentwicklung gewesen. Mit einem bewusst anspruchsvollen Programm will der Niederländer daher zeigen, welche neuen Impulse er empfangen hat und wie er den auch in der Ära von Howard Arman auf Weltklasse-Niveau gehaltenen BR-Chor wachsen lassen möchte.

Musik von Renaissance-Meistern wie Carlo Gesualdo bis zu jungen Gegenwarts-Größen gibt dazu Gelegenheit, wobei einer der leitenden Aspekte in Dijkstras Programmgestaltung "Freiheit" heißt. Dieser sei in Zeiten des Krieges die Selbstverständlichkeit genommen und bildet so die thematische Klammer der Abonnementkonzerte. Im Zeichen der "Liberté" führt der BR-Chor am Samstag, 1. Oktober, neben Strawinskys Psalmensymphonie - dabei unterstützt vom Klavierduo aus Lucas und Arthur Jussen - auch Francis Poulencs "Figure humaine" auf, entstanden während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg. Den zeitgenössischen Kommentar steuert "While Combing Your Hair" bei, ein Chorsatz des Ukrainers Maxim Shalygin, den dieser der belarussischen Bürgerrechtlerin Maria Kolesnikowa widmete. Mit einem hoffnungsvollen Blick in Richtung "Friede auf Erden" (so der Titel des Konzerts am 13. Mai 2023) endet die Abo-Reihe.

Unter Dijkstras Dirigat wird neben Leonard Bernsteins wundersamen "Chichester Psalms" auch eine Uraufführung der slowenischen Komponistin Nana Forte erklingen. Denn, so das erklärte Ziel der Chor-Managerin Susanne Vongries: Frauen sollen im neuen Programm eine größere Rolle spielen. So wird etwa Maximilian Steinbergs "Die Passionswoche", eine faszinierende A-cappella-Komposition aus der Generation zwischen Rimski-Korsakow und Schostakowitsch, am 18. Februar 2023 von der jungen Dirigentin Julia Selina Blank aufgeführt. Für ein weiteres Gastdirigat konnte Florian Helgath gewonnen werden, der am 26. November unter anderem mit den "Musikalischen Exequien" an Heinrich Schütz' 350. Todestag erinnert. Der Vorverkauf für die Abo-Konzerte beginnt am Dienstag, 19. Juli. Doch auch unter dem neuen Künstlerischen Leiter bleibt Bewährtes erhalten, so die in Kooperation mit dem Münchner Rundfunkorchester bespielte Reihe "Paradisi gloria" oder die Sonntagskonzerte mit konzertanten Aufführungen großer Opern wie Jules Massenets selten gehörter "Ariane" (29. Januar 2023).

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