Bundestagskandidaten:Wer das Direktmandat im Münchner Westen holen kann

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Johannes Singhammer (oben, weiter im Uhrzeigersinn) und Wolfgang Stefinger treten auch 2018 wieder an. Peter Gauweiler ging, Michael Kuffer kommt wohl. Julia Obermeier hat weniger Chancen als Stephan Pilsinger, und Hans-Peter Uhl hört auf. (Foto: Rumpf, Haas, Peljak, Hess, Fromberger)
  • Im Münchner Westen wird über die Nachfolge von Hans-Peter Uhl als Direktkandidat der CSU für den Bundestag entschieden.
  • Offenbar läuft es auf ein Duell zweier Kandidaten hinaus: Julia Obermeier und Stephan Pilsinger.
  • Offiziell stehen vier Kandidaten auf der Liste.

Von Heiner Effern

Ein Duell im Westen wird darüber entscheiden, wer das Münchner CSU-Quartett für die Bundestagswahl 2017 komplettiert. Beworben hatten sich für die Nachfolge von Hans-Peter Uhl mehr als eine Handvoll Kandidaten. Chancen werden mittlerweile aber nur noch Julia Obermeier und Stephan Pilsinger eingeräumt. Die aus Maitenbeth (Landkreis Mühldorf) stammende Obermeier, 31, zog 2013 über die Liste in den Bundestag ein. Pilsinger, 28, ist Münchner JU-Chef und Vorsitzender des Ortsverbands Obermenzing. Die Entscheidung treffen die Delegierten am 11. Juli.

Offiziell stehen zwar noch vier Kandidaten auf der Liste, doch alles läuft auf die beiden jungen Politiker hinaus. Obermeier hat einen natürlichen Vorteil, für den sie nichts kann: Sie wäre die einzige Frau neben den drei weiteren männlichen Kandidaten der CSU in München. "Das würde einer modernen Großstadtpartei gut stehen", sagt sie. Dass Bürgermeister Josef Schmids Credo für die Münchner Politik von ihr auf diese Weise interpretiert wird, hat natürlich einen Grund. Auch ihr Kontrahent Pilsinger gilt als Verfechter dieses Kurses. Er zeichnete sogar für Teile des Wahlkampfs von Schmid verantwortlich, er erfand den "Schmid Energy-Drink".

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Schmid wiederum ist Vorsitzender des entscheidenden Kreisverbands West/Mitte in diesem zusammengewürfelten Bundestagswahlkreis. Offiziell festlegen will Schmid sich nicht. Aber er hat ein Gefühl, wer das Duell gewinnen könnte: der Arzt Pilsinger. "Es zeichnet sich eine deutliche Mehrheit ab", sagt Schmid. In dieser Woche erst hatte sich auch der Ortsverband Allach, politische Heimat des Bürgermeisters, für den Münchner JU-Chef ausgesprochen. Der gilt trotz seiner erst knapp 30 Jahre als bestens vernetzt im Westen. Auch die meisten anderen Ortsverbände des Wahlkreises, der bis in die Stadtmitte reicht, sollen sich bereits auf ihn festgelegt haben. "Ich bin sehr optimistisch, dass das am 11. Juli klappt", sagt Pilsinger.

Egal, wer sich durchsetzt, die Bundestagswahlen 2017 bedeuten für die CSU einen Generationen- und auch Politikwechsel. Bei der Bundestagswahl von 2013 eroberte die CSU alle vier Münchner Direktmandate. Wieder antreten werden zwar Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (Norden) und Wolfgang Stefinger (Osten), doch mit Uhl und dem schon ausgeschiedenen Peter Gauweiler im Süden hören zwei mächtige und machtbewusste Politiker auf, die der CSU auch im Bund ein vertrautes, konservatives Gesicht gegeben haben.

Beide hatten sich zuvor als teils erbarmungslose Sheriffs im Münchner Kreisverwaltungsreferat einen Ruf als Ordnungs- und Wertehüter der CSU erworben. Für Gauweiler werden die Delegierten im Süden am 27. Juni aller Voraussicht nach Stadtrat und Fraktionsvize Michael Kuffer nominieren. Beide Kreisverbände dort haben sich auf ihn festgelegt, von einem Gegenkandidaten ist nichts bekannt.

Der Rivale ist gar keiner

Spannend wird es also nur im Westen. Doch wenn man auf das Rauschen der CSU-Granden im Hintergrund hört, gilt das nur an der Oberfläche. Wenn man so viel geeignete lokale Kandidaten habe, die bestens im politischen Leben der Stadtteile verwurzelt seien, könne man sich mit der Wahl Obermeiers viel Ärger einhandeln, heißt es von mehreren.

Die Abgeordnete zog erst vor eineinhalb Jahren zu ihrem Mann nach Aubing. Der wohne hier in dritter Generation, lässt Obermeier nebenbei ins Gespräch einfließen. Nicht ohne Grund: Mancher in der CSU stellt sie als taktische Siedlerin im Westen dar, die es just dahin zog, wo ein Direktmandat frei wurde. Zudem sei Obermeier zwar engagiert und freundlich, weise aber nicht ein politisches Format auf, das sie als Münchner Abgeordnete in Berlin unverzichtbar mache, sagt ein einflussreicher CSU-ler.

Eine Frau, noch dazu jung wie Julia Obermeier, würde dem CSU-Quartett gut zu Gesicht stehen. (Foto: N/A)

Ob das die Delegierten auch so eindeutig sehen, wird sich weisen. Obermeier will weiter werben und mit Argumenten um eine Chance kämpfen. "Ich habe bereits eine Legislaturperiode Erfahrung. Die kann ich nützen", sagt sie. Die Frauenunion unterstützt sie in ihrer Kandidatur und auch ihr Ortsverband Aubing. Das kommt für manchen CSU-Politiker überraschend, hatten doch viele Parteimitglieder mit dem dortigen Vorsitzenden Hans-Peter Hoh als härtestem Rivalen für Pilsinger gerechnet. Doch der zog sich zurück und schickt nun mit blumigen Worten Obermeier ins Duell. Die habe sich "mit viel Mut" ein neues politisches Leben in München aufgebaut, gute Kontakte gewonnen und sich inhaltlich eingebracht. "Sie hat in einem offenen Rennen gute Chancen", sagt Hoh.

Obermeier will sich in Berlin nicht nur für die äußere Sicherheit einsetzen, was sie derzeit schon im Verteidigungsausschuss tut. Die Politikwissenschaftlerin hat vor, sich auch um die innere und soziale Sicherheit zu kümmern. Und Münchner Themen wie Wohnungsnot und den Verkehr in der wachsenden Stadt zu beackern. Pilsinger sieht im Bund seine Aufgabe in der Gesundheitspolitik. Die CSU habe derzeit in Berlin keinen Arzt, sagt er. Sonst wolle er dort wie in München für Schmids liberalen Großstadtkurs kämpfen.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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