Brienner Straße:Ein Steg über den Altstadtring

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  • Der Verein Brienner Quartier fordert, die Straße vom Odeonsplatz bis zum Platz der Opfer des Nationalsozialismus zur Einbahnstraße zu machen.
  • Außerdem ist eine Brücke für Fußgänger vom Ausgang der Siemenszentrale am Oskar-von-Miller-Ring bis zur St.-Markus-Kirche an der Gabelsbergerstraße im Gespräch.

Von Alfred Dürr, Altstadt/Maxvorstadt

Keine oder zumindest weniger Autos, dafür mehr Platz für Passanten: Die Sendlinger Straße, das Tal, der Marienplatz sind Beispiele aus jüngster Zeit für neue Flanierzonen in der Innenstadt. Nun werden die Forderungen lauter, auch aus der Brienner Straße einen Großteil des motorisierten Verkehrs zu verbannen. Der Verein Brienner Quartier, in dem sich unter anderem mehr als 100 Einzelhändler, Gastronomen, Anwaltskanzleien und Grundbesitzer zusammengeschlossen haben, will eine der schönsten Meilen Münchens noch attraktiver gestalten.

Autos sollen sich, so lautet der Vorschlag, in der neuen Einbahnstraße nur noch vom Odeonsplatz hin zum Platz der Opfer des Nationalsozialismus bewegen dürfen. Der Raum, den derzeit die andere Fahrspur einnimmt, stünde dann Fußgängern und Radfahrern zur Verfügung. Die bestehenden Parkplätze an der Straße könnten erhalten bleiben, heißt es.

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"Man muss nur fünf Verkehrsschilder aufstellen, dann ergibt sich schnell und problemlos die neue Situation", sagt Eler von Bockelmann, der dem Vorstand des Brienner Quartiers angehört. Wer in Richtung Schwabing fahren wolle, könne auf dem Altstadtring die nächste Abbiegemöglichkeit nach der Brienner Straße zur Ludwigstraße nehmen.

Warum die Straße so attraktiv ist

In den vergangenen Jahren hat sich die Straße deutlich gewandelt. Der Platz der Opfer des Nationalsozialismus wurde umgestaltet, klassizistische Bauten wurden renoviert, darunter auch der Block mit dem bekannten Café Luitpold. Neue Geschäfte und Gastronomiebetriebe sind aufgetaucht. Und schon in wenigen Monaten wird die neue Siemens-Zentrale eröffnet.

Der davor liegende Wittelsbacherplatz, der unmittelbar an die Brienner Straße grenzt, wird eine deutliche Aufwertung erfahren. Die Stadt und auch Siemens hatten immer betont, dass man mit Passagen durch das neue Hauptquartier des Unternehmens auch eine bessere Verbindung zwischen der Altstadt und dem Museumsviertel mit seinen Pinakotheken und anderen Kultureinrichtungen schaffen will.

Der Verein Brienner Quartier beteiligt sich an diesem Thema mit der Idee eines, im wahrsten Sinn des Wortes, tatsächlich spektakulären Brückenschlags. Vom Ausgang der Siemenszentrale am Oskar-von-Miller-Ring bis zur St.-Markus-Kirche an der Gabelsbergerstraße soll sich elegant über die breite und für Fußgänger nur schwer zu überwindende Straßenkreuzung hinweg ein Steg für Fußgänger schwingen.

Wie die Brücke aussehen könnte

Entworfen hat die Brücke der Münchner Architekt Peter Haimerl, der sich mit einigen unkonventionellen Projekten einen Namen gemacht hat. Zum Beispiel hat er die oberen Stockwerke der Salvator-Parkgarage, die gleich um die Ecke von der Brienner Straße liegt, mit einer Fassade aus einem bizarren Geflecht von Stahlstäben versehen. Die Garage, in die auch Teile der alten Stadtmauer kunstvoll integriert sind, zählt zu einem der architektonischen Höhepunkte in München.

Der stützenfreie Steg über den Altstadtring soll die Form eines kunstvoll gefalteten Bandes haben, erklärt Haimerl. Mit einer speziellen Licht- und Farbentechnik werde die Anmutung eines "zauberhaften Regenbogens" entstehen. Damit könne der Weg zwischen der Altstadt, der Brienner Straße, Siemens und der Pinakothek der Moderne zu einem "Erlebnis" werden.

Ein möglicher Umbau der Brienner Straße war Anfang Dezember vergangenen Jahres Thema im Stadtrat; damals dämpfte die Verwaltung die Erwartungen deutlich. Schon seit Langem diskutiert man über eine neue Straßenführung im Bereich der überbreiten Schneise an der Rampe zum Altstadtring-Tunnel, die dann ja die Ausweichroute für die Brienner Straße wäre.

Wie weit die Umsetzung bislang ist

Frühestens 2022 könne dieses Projekt realisiert werden, heißt es. Solange man nicht weiß, wie die Fahrbahnen angelegt werden, klingt auch die Brücken-Idee utopisch. Außerdem liegt kein Finanzierungsplan vor. Inzwischen haben Vertreter des Brienner Quartiers beim Zweiten Bürgermeister Josef Schmid (CSU) vorgesprochen. Der äußerte großes Verständnis für das Anliegen, konnte aber keine Zusagen machen.

Noch steht der erste Schritt aus, der das gesamte Verkehrskonzept in Bewegung bringt - nämlich die Sanierung des Altstadtring-Tunnels. Das Baureferat strebt an, dass der Stadtrat die Projektgenehmigung für das neue Straßenkonzept mit einem Kreisverkehr am Oskar-von-Miller-Ring und die Umbauten im Tunnel noch vor der Sommerpause erteilt.

Jetzt noch so viele Jahre zu warten, bis an der Brienner Straße etwas passiere, sei unmöglich, sagt Eler von Bockelmann. Wie gesagt, ein paar Schilder aufzustellen würde schon einen großen Effekt haben. Und für die Brücke lasse sich bestimmt auch noch ein Geldtopf finden.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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