Bilderbuch:Ein reiches Innenleben - viel wichtiger als das Äußere

Bilderbuch: Schlafen auf einem Bein? Der Eichelhäher kann das. Durch sein Gewicht zieht eine Sehne die Klaue in den Klammergriff.

Schlafen auf einem Bein? Der Eichelhäher kann das. Durch sein Gewicht zieht eine Sehne die Klaue in den Klammergriff.

(Foto: Arie van't Riet/Mixtvision)

Arie van't Riet und Jan Paul Schutten beeindrucken mit "Netten Skeletten" von Insekten und Säugetieren.

Von Yvonne Poppek

Das Äußere muss bekanntlich nicht immer das Besondere sein. Auch wenn man beispielsweise bei einem Chamäleon meistens genau darüber spricht. Schließlich kann es seine Farbe wechseln. "Wenn Menschen merken, dass ihr Hosenschlitz seit Stunden offen steht, wechseln sie auch sehr plötzlich die Farbe", bemerkt Jan Paul Schutten dazu. Dem Autor des Buches "Nette Skelette" kann man da kaum widersprechen. Will man auch nicht. Viel zu weit haben er und Arie van't Riet ihre Leser in dem Moment schon vom Äußeren abgelenkt und die Blicke und die Neugierde auf das Innere gerichtet.

Dabei hat dieses Innere jetzt nichts mit Werten zu tun: Van't Riet hat mit einem Röntgenapparat Tiere und Pflanzenstrukturen abgelichtet, faszinierende Bilder sind entstanden von Schmetterlingen, Seeteufeln, Fröschen, Mäusen, Füchsen. Die Sammlung geht einmal quer von den Insekten zu den Säugetieren. Autor Schutten strickt seine Texte gewitzt um die Röntgenaufnahmen herum. Siehst du jenes? Was fällt auf?, fragt er seine Leser, weist auf Besonderheiten der Natur hin, entführt einen in die Wissenswelt, ohne belehrend zu sein oder einen mit langweiligen Daten zu füttern. Vielmehr schreibt er kurz, mit Spaß an der Pointe. Beim Laubfrosch beispielsweise weist er auf die großen Augen hin, "schön nach außen gewölbt wie die Reichstagskuppel". Bekanntlich fängt der Frosch seine Beute mit der Zunge, doch wie schluckt er? "Um seine Nahrung in den Verdauungstrakt zu befördern, kneift der Frosch die Augen zu", erklärt Schutten und lässt das Röntgenbild daneben in einem neuen Licht erscheinen. Und die Pointe liefert er gleich nach: "Es hat also manchmal seine Vorteile, wenn die Augen größer sind als der Magen."

In jedem Fall hat es seine Vorteile, sich einem naturwissenschaftlichen Thema auf diese kreative Art zu nähern. Das Buch legt man nur schwer aus der Hand, gleich welchen Alters - und wahrscheinlich auch Äußerem.

Arie van't Riet, Jan Paul Schutten: Nette Skelette, Mixtvision, 128 Seiten, 24 Euro

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