Hellabrunn:475 Euro für ein Abendessen im Elefantenhaus

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Bevor die Elefanten wieder ins sanierte Elefantenhaus einziehen, wartet dort auf mögliche Sponsoren eine Benefiz-Veranstaltung - für 475 Euro pro Eintrittskarte. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Preise der Karten für die Benefizgala im Tierpark sind nicht nur ungewöhnlich hoch - es gibt auch nur 156 Plätze.

Von Philipp Crone, München

Ein Preis von 475 Euro für ein Abendessen im Elefantenhaus? Gut, der Ort ist exklusiv, und so schnell werd en dort nach dem Abend Anfang Oktober auch keine Menschen mehr essen, nur noch Elefanten. Trotzdem ist die Benefizgala, für die der Tierpark Hellabrunn derzeit auf seiner Homepage wirbt, nicht nur deshalb besonders, weil es so etwas noch nicht gab im Münchner Zoo.

Es sind schon auch die 475 Euro, die Fragen aufwerfen. Zum Vergleich: Im Juni lud Caroline Fürstin von Monaco zu einer Benefizgala in die Münchner Residenz, 150 Gäste speisten bei diesem Event im Kaisersaal, die Karten kosteten 250 Euro. Andere Veranstaltungen dieser Art, etwa in der Oper, liegen bei den Kosten für eine Karte oft darunter. Zwischen 100 und 250 Euro muss im Schnitt bezahlen, wer bei einer Benefiz-Veranstaltung Gutes tun will und sich dabei kulinarisch und musikalisch unterhalten lässt.

Und nun lädt also der Tierpark ins neue Elefantenhaus zu einem Fünf-Gänge-Menü, das begleitet wird von einer Radiomoderatorin und Auftritten der Münchner Symphoniker und von Ivy Quainoo, einer Sängerin, die in der Sendung "Voice of Germany" gewonnen hat - für 475 Euro. Ein derart hoher Preis für ein durchschnittliches Programm? Für eine Luxus-Veranstaltung, die in einer Familieneinrichtung stattfindet?

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Im Aufsichtsrat des Tierparks wurde deshalb kontrovers diskutiert, dies allerdings nur bis zu der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Donnerstag am Rande der Hauptversammlung der Tierpark AG. Danach sagte Christine Strobl, Aufsichtsratsvorsitzende und Bürgermeisterin (SPD): "Es gibt eben wenige Plätze, auch deshalb ist der Preis wohl so hoch." Tierparkchef Rasem Baban, bis vor zwei Jahren stellvertretender Zoo-Direktor in Leipzig, hat bereits dort so eine Gala erfolgreich ausgerichtet, berichtet Strobl. Die Aktionäre wurden auf der Hauptversammlung des Tierparks über die Gala nicht explizit unterrichtet oder eingeladen. "Wir wollen in diesem Fall Großsponsoren ansprechen", sagt Baban.

Der Zoodirektor verbindet gleich die Preise, die der Gala und des Eintritts in Hellabrunn: Wenn man weitere Großsponsoren finde, könne auch in Zukunft der Eintrittspreis günstig bleiben, was er derzeit im Vergleich zu anderen deutschen Zoos ist. "Mit dem Erlös aus der Gala möchten wir die nächsten beiden Großprojekte fördern", sagt Baban, gelernter Architekt. Das sind vor allem die Bauvorhaben an der Löwenanlage und der Bau des Mühlendorfs, der Anfang 2017 beginnen soll. "Ein Fünftel der Karten für die Gala sind bereits verkauft, das bestätigt unseren Ansatz", sagt Baban.

Insgesamt wird es 156 Plätze geben an diesem Abend. Es werde zur Eröffnung der Elefantenanlage Anfang Oktober aber nicht nur eine Gala geben, sondern am 8. und 9. Oktober auch eine große Veranstaltung "für alle", so Baban, und auch Strobl weist auf die weiteren Festivitäten hin. Die Beteiligten möchten den Eindruck vermeiden, zur Eröffnung des Elefantenhauses als Einrichtung für alle nur eine Veranstaltung für ganz wenige zu planen.

"Die Kosten sind noch nicht ganz durchkalkuliert"

Die Münchner PR-Managerin Annette Zierer, die seit vielen Jahren Feiern wie etwa Benefizgalas betreut, sagt: "Man möchte bei solchen Veranstaltungen als Gast schon auch wissen, welcher Teil des Kartenpreises in die Unkosten geht und welcher Teil eine Spende für das jeweilige Projekt ist." Allein schon, weil Spenden abgesetzt werden könnten, wenn der Veranstalter Quittungen ausstellt.

Das sogenannte Outside-Catering, also die Bewirtung außerhalb üblicher Restaurant-Räume, sei zudem teuer, sagt Zierer. "Da kommt man schnell mal auf Kosten von 250 Euro pro Person bei so einer Gala." Ob der Gast aber 250 Euro für den Abend und 225 für neue Tierpark-Projekte zahlt, oder vielleicht nur 50 Euro für den Abend, aber 425 für den Zoo, das mache einen großen Unterschied.

"Die Kosten sind noch nicht ganz durchkalkuliert", sagt Baban. Deshalb könne er auch nicht sagen, welcher Teil des Erlöses an die genannten Projekte geht und wie viel Geld für den Abend selbst aufgewendet werden muss.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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