Hellabrunn:Tierpark wird zur Großbaustelle

  • In den kommenden 20 bis 25 Jahren will der Tierpark Hellabrunn mindestens 100 Millionen Euro in seinen Umbau investieren.
  • Für die Besucher soll ein Zoobesuch künftig zu einer Weltreise durch die Kontinente werden.
  • Direktor Rasem Baban geht es dabei um mehr als nur die Idee eine Geozoos.
  • Sein Ziel: artgerechte Haltung auf viel Raum.

Von Günther Knoll

Der Tierpark Hellabrunn wird in den kommenden Jahren großflächig umgestaltet - für mehr als 100 Millionen Euro. Das sieht ein Masterplan vor, den der Zoo am Dienstag präsentierte und der in den nächsten 20 bis 25 Jahren umgesetzt werden soll. Damit soll nicht nur die Grundidee des Geozoos wiederbelebt werden, bei der die Präsentation der Tiere nach geografischen Gesichtspunkten erfolgt; auch sollen geänderte Anforderungen an Tierhaltung und Besucherbedürfnisse stärker berücksichtigt werden.

Nicht zuletzt will Zoodirektor Rasem Baban den Schutz bedrohter Arten mehr in den Vordergrund rücken, wie er bei der Vorstellung des Plans sagte. Und bei allen Neuerungen werde auch die Auenlandschaft im Süden Münchens als Gartendenkmal erhalten bleiben.

Artgerechte Haltung auf viel Raum

Bei der Pressekonferenz schwang sich Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) plötzlich über eine Holzbarriere, um zusammen mit Baban im neuen Giraffengelände die Tiere aus der Hand zu füttern. So frei zugänglich werden die Gehege künftig sicher nicht sein. Strobl, die Aufsichtsratsvorsitzende des Tierparks, und Baban hatten den Ort trotzdem gut gewählt.

Das neue Zuhause der Giraffen ist schließlich ein Beispiel, bei dem die Erneuerungspläne bereits verwirklicht wurden: artgerechte Haltung auf viel Raum, gute Beobachtungsmöglichkeiten für Besucher. Zudem sind die Giraffen die Vorhut der afrikanischen Tierwelt, die der Idee des Geozoos entsprechend nach und nach in den Nordteil des Parks übersiedeln soll.

Im runderneuerten Tierpark sollen die Besucher wie auf einer kleinen Weltreise durch die Kontinente und Ökozonen spazieren und deren Tierwelt teilweise hautnah erleben. Das sei kein Projekt, das sich in zehn Jahren verwirklichen lasse, sagte Baban. Die Ziele des Masterplans seien deshalb für die nächsten 20 bis 25 Jahre definiert. Der Umbau soll in einzelnen Schritten erfolgen. Ein "Fahrplan", wie Baban sagte, einer, der einen klaren Rahmen hat, für den aber auch Bedingungen erfüllt sein müssen.

Der Rahmen: Die Idee des Geozoos soll durch eine klare räumliche Trennung stärker als bisher hervorgehoben werden. Die parkähnliche Auenlandschaft mit ihrem alten Baumbestand und den Wasserläufen bietet dafür ideale Voraussetzungen.

Fünf Millionen Euro sollen jährlich investiert werden

Die Bedingungen: vor allem das Geld. Baban rechnet mit Kosten von etwa fünf Millionen Euro jedes Jahr. Dafür reiche das Eintrittsgeld nicht, sagte Strobl. Hellabrunn habe zwar im vergangenen Jahr mit 2,1 Millionen Besuchern guten Zuspruch gefunden, doch seien die Preise verglichen mit anderen Zoos eher niedrig. Und auf Schenkungen und Erbschaften allein könne man nicht vertrauen. Strobl hofft deshalb auf einen "verstetigten Investitionskostenzuschuss" der Stadt: Sie soll jährlich einen Betrag "im niedrigen siebenstelligen Bereich" überweisen.

Laut der Bürgermeisterin steht der Stadtrat dem aufgeschlossen gegenüber. Derzeit unterstützt die Stadt den Tierpark mit etwa zwei Millionen Euro im Jahr. Etwa 800 000 Euro davon sind laufende Kosten, der Rest ist für Sanierungen und Ausbau vorgesehen. Eine weitere Bedingung sind die Tiere selbst - nach ihnen müssen sich alle Umzugs- und Bauphasen zeitlich richten. "Das sind keine Mieter, mit denen ich diskutieren kann", sagte Baban. Deshalb habe man alle Veränderungen im Masterplan in Module eingeteilt, so dass der Tierpark zeitlich variabel sei. Eine Prämisse muss laut Strobl bei allem gelten: "Die Tiere stehen im Mittelpunkt."

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