Schließt die Lieblingsbar, kommt das einem kleinen Drama nahe. Und das Awi, Pop-Up-Bar in einem ehemaligen Copyshop in der Müllerstraße, nannten viele ihre Lieblingsbar. Knapp einen Monat lang irrten nach dessen Ende orientierungslose 20-Jährige auf der Suche nach einer neuen Nachtbespaßung durch das Glockenbachviertel. Bis jetzt ihre Rettung die Pforten öffnete: der Goldene Reiter.
Der Goldene Reiter ist nun weder ein ehemaliger Copyshop, noch eine ehemalige Bankfiliale - das Awi war beides -, ist aber von den gleichen Machern für die gleichen Leute eröffnet worden. Klaus Gunschmann, Manuel Kittel und Felix Ruëff wollten nicht versuchen, das alte Lokal zu reproduzieren. Das geht selten gut. "Der Laden soll seinen eigenen Drive entwickeln", sagt Kittel. Aber mit dem gesamtem Team (und dem DJ-Pult, das einmal Bankschalter war) sollte auch die Stimmung in das verwinkelte Kellerlokal in der Theklastraße, ehemaliges Downtown Flash, umziehen - und sich das gleiche Publikum dort wohlfühlen.
Dass es eine gegen Vergleiche gefeite Fortsetzung zu dem Kapitel Awi geben sollte, das war allen klar. Nicht aber, dass sich so schnell diese Gelegenheit des schließenden Downtown Flashs ergeben würde, gleich nach dem Auszug aus dem einen Lokal begannen die Umbauten in dem anderen. Minimalistischer und verschachtelter als das Awi ist der Goldene Reiter nun, das Licht orange. "Wir wollten, dass es glüht", sagt Kittel. Von diesem Glühen ist es nicht weit zu Golden, und den "Goldenen Reiter", den legt einer der Haus-DJs in seinem Achtziger-Set immer auf. Ansonsten läuft auch mal Disko, mal Funk, mal House.
Eintritt kostet auch die neue Bar nicht. "Das macht es zwangloser und entspannter", sagt Felix Ruëff. "Jeder, der möchte, soll einfach kurz vorbeischauen können." Wer dann die Treppen hinunter geht und sucht, der findet in verschiedenen Räumen zwei gut bestückte Tresen, und anders als im Awi gibt es hier Augustiner Bier (3,50 Euro). Longdrinks kosten 8,50 Euro, Cocktails wie ein Gin Fizz oder ein Whiskey Sour 10,50 Euro.
Der Goldene Reiter wird nicht die Art von Bar werden, in der man den ganzen Abend in der Ecke sitzt. Aber für den Fall der Fälle ist in einen Raum aus den Terrassenbrettern des Awi eine breite Sitzbank gebaut, auf der man gemütlich rumhängen oder sich mal kurz aus dem Getümmel zurückziehen kann. Getümmel gab es schon am ersten Eröffnungswochenende, viele waren neugierig. Schließlich waren sie wochenlang orientierungslos durch das Glockenbach gezogen, auf der Suche nach einer neuen Lieblingsbar.