Bahnausbau München-Ost:Rechenspiele

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Mehr Güterzüge werden durch den Münchner Osten rauschen - wie viele mehr, das ist die Frage. (Foto: Florian Peljak)

Bahn soll aktuelle Zahlen beim Gütergleis-Ausbau zugrunde legen, fordern Anlieger

Von Nicole Graner, Daglfing

Die Deutsche Bahn AG will den Streckenabschnitt zwischen Daglfing und Johanneskirchen viergleisig ausbauen - und zwar oberirdisch. Die Stadt München dagegen will diese Strecke in einem Tunnel sehen, um die Anwohner vor Lärm und Erschütterung zu schützen - sie hat Bund und Bahn aufgefordert, die Tunnellösung zu verwirklichen. Voraussichtlich mehr als 500 Güterzüge und S-Bahnen werden in diesem Abschnitt täglich an den Wohnhäusern vorbeirattern. Auch die Bürgerinitiative (BI) für Bahntunnel von Zamdorf bis Johanneskirchen fordert den Tunnel. Immer wieder geht es in dem seit Monaten währenden Diskurs um die beste Variante und die aufzubringenden Kosten in Höhe von 2,4 Milliarden Euro (Tunnellösung mit jährlicher Teuerung) auch um die Transparenz der Zahlen.

Bei allen Variantenberechnungen (oberirdische Variante, Trog oder Tunnel) hat die Bahn Zahlen des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) 2030 zugrunde gelegt - Zahlen, die, wie im BVWP erläutert, auf das "Basisjahr 2010" zurückgehen. Die Zahlen für den Brennerzulauf, also den gerade im Bau befindlichen Brennerbasistunnel, sind jedoch, wie Stadt und BI immer wieder monieren, nicht in die Berechnung eingeflossen.

Da alle fünf Jahre der BVWP aktualisiert wird und die neue Berechnung 2021 zu erwarten ist, fordert die BI nun erneut, die Zahlen anzupassen. "Die Ausbauplanungen der Bahn für München laufen alle auf einer heute allen Beteiligten bewussten und damit vorsätzlich falschen Zahlenbasis", betont die BI. Das habe zum "finanziellen Vorteil von Bund und Bahn" zur Folge, dass die "gesetzlichen Ausbaustandards wesentlich niedriger" seien. Auch bedeute es für die betroffenen Bürger, dass bei "späterer höherer Auslastung der Strecken ohne weiteren Ausbau sich die Bahn auf Bestandsschutz berufen könne, obwohl die Lärm- und sonstigen Auswirkungen fundamental andere" sein würden. Für die neue Berechnung der Zahlen im BVWP 2035 sollten, so fordert die BI weiter, "Bundeskabinett und Bundestag wachsam sein - und jedenfalls auch München". Der BI-Vorsitzende Klaus-Walther Kröll hakt noch weiter nach: Der Schienengüterverkehr werde seitens der Bahn massiv ausgebaut. 25 Millionen Lkw pro Jahr will die Bahn von der Straße holen. Wie aber, so fragt Kröll, ändern sich dann die "Bedarfszahlen für den Knoten München und den Brennernordzulauf"?

© SZ vom 14.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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