ARD-Musikwettbewerb:Intensives Miteinander

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Das Amelio Trio überzeugt mit spannungsvoller Leuchtkraft. (Foto: Daniel Delang)

Im Semifinale Klaviertrio des ARD-Musikwettbewerbs hört man starke Momente und interpretatorischen Überdruck.

Von Klaus Kalchschmid

Was für ein Glück, wenn nach fünf manchmal auch mühsamen Stunden beim Semifinale Klaviertrio des ARD-Musikwettbewerbs in der Musikhochschule die letzten Musiker nochmal richtig gut und preisverdächtig spielen.

Das "Amelio Trio" aus Deutschland begann mit "kaolin", dem zeitgenössischen Auftragswerk der Schwedin Malin Bång, das alle sechs Trios spielen mussten: Kaum herkömmliche Spieltechniken gibt es da, sondern viel faszinierend vielfältig Gestoßenes, Gerissenes und Geräuschhaftes, mal mit größter Intensität, dann wieder sehr fein und sanft dargeboten, ganz dem Titel verpflichtet. Kaolin bezeichnet eine Tonerde, die Porzellan und Keramik härtet, aber auch Hautcremes geschmeidiger macht.

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Philipp Kirchner am Flügel, die Geigerin Johanna Schubert und Merle Geißler (Cello) fanden mehr als alle anderen Trios an diesem Tag zu einem lebhaften, intensiven Miteinander, das eine spannende Geschichte erzählte und das herbe Stück geradezu schillern ließ. Auch Beethovens "Geistertrio" besaß in jeder Phrase diese spannungsvolle Leuchtkraft und obwohl alle drei ihre individuelle Persönlichkeit zeigten, reagierten sie im Trio hellwach aufeinander und erzielten so eine elektrisierende Interpretation, bei der man in jeder Sekunde aufmerksam war.

Nicht minder aufregend und sehr vital viril spielten die drei Franzosen des "Trio Pantoum" das op. 70/1, vielleicht eine Spur homogener. Und auch das Auftragswerk boten sie zwingend dar. Gespannt darf man also auf ihren Schubert (D 929) im Finale sein. Ganz anders das "Trio Orelon": Sie hatten sich als Einzige das frühe Trio in c-moll aus Beethovens op. 1 gewählt. Herrlich natürlich und musikantisch war schon der Kopfsatz dargeboten, von feiner Schlichtheit der Variationensatz und überwältigend das "Prestissimo"-Finale. Judith Stapf trat mit ihrer Geige nie über Gebühr in den Vordergrund, sondern bildete mit dem sanften Cello (Arnau Rovira Bascompte) stets ein fabelhaftes Duo. Das sicherte auch ihnen den Einzug ins Finale.

Während die drei Japaner des "Trio Ex" allzu üppig im Klang schwelgten, was ihre Instrumente noch betonten, und Beethovens Es-Dur-Trio op. 70/2 permanent mit Überdruck belasteten, spielte das tschechische "Trio Bohémo" Beethovens op. 70/1 ebenso wie "kaolin" mit großer Spannkraft und Klarheit. Leider mussten sie trotzdem ausscheiden wie auch das Arabesque Trio, das freilich durchweg allzu neutral und indifferent blieb.

Beim Finale am Samstag, 9. September (16 Uhr) im Prinzregententheater sind dreimal Hans Werner Henzes Kammersonate und dazu Franz Schuberts B-Dur-Trio oder sein letztes in Es-Dur zu hören.

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