Unter den vielen bedeutenden Museen in München ist das Museum Mensch und Natur mit seinen jährlich circa 200 000 Besuchern sicher eines der erfolgreicheren. Seiner Lage im hintersten Seitenflügel des Nymphenburger Schlosses wegen ist es aber von vielen Besuchern der Stadt allzu selten entdeckt worden. Im denkmalgeschützten Ensemble des Schlosses, an dessen Fassaden keine Werbetafeln angebracht werden dürfen, hat das bei Kindern und Familien so beliebte Museum immer so gewirkt, als sei es vor der Öffentlichkeit versteckt worden.
Nun soll das Museum Mensch und Natur im Bereich des Nymphenburger Schlosses einen deutlich größeren Nachfolger bekommen, ein Naturkundemuseum, das die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahre in seine Botschaft einbeziehen und mit neuesten Techniken an die Besucher weitergeben will. Es wird den klangvollen Namen "Biotopia" tragen und soll sich einigen der drängendsten Fragen unserer Zeit widmen. Im Gründungsbuch stehen mehrere der Glaubenssätze, unter denen das Organisationsteam des Museums angetreten ist. Einer lautet so: "Die Mission von Biotopia ist es, die Beziehungen zwischen Menschen und anderen Lebewesen zu erforschen, zu hinterfragen und neu zu gestalten."
Als Gründungsdirektor des neuen bayerischen Naturkundezentrums hat das Wissenschaftsministerium den Iren Michael John Gorman berufen. Gorman war nach seinem Physik- und Philosophie-Studium an einigen der bedeutendsten Universitäten Amerikas tätig und hat im Jahr 2007 am Trinity College in Dublin die Science Gallery gegründet, ein Ausstellungsinstitut ohne Vorbild, das die Naturwissenschaften mit den Künsten in Verbindung bringt und die aktuellsten Forschungen auf den Gebieten der Life Sciences in bildhafter Weise an ein Laienpublikum weitergibt.
Schon kurz nach ihrer Gründung nahm die Science Gallery Kontakte auf zu naturwissenschaftlichen Instituten und Museen in aller Welt und begründete so ein internationales Netzwerk, in das sich das Münchner Museum Biotopia gerne einklinken möchte. Aber auch innerhalb Bayerns will das Museum ein naturkundliches Netzwerk installieren, das in gemeinsamen Aktionen "Verantwortungsgefühl für die natürlichen Ressourcen" wecken soll.
Ansprechen möchte Biotopia vor allem Kinder und Jugendliche, aber auch Menschen anderer Altersgruppen, die an ökologischen Fragen interessiert sind und wissen wollen, wie auf unserer Erde Leben entstanden ist und wie wir möglichst viel davon bewahren können. Die Dauerausstellung wird elf Themenbereiche umfassen. In einer der Abteilungen sollen die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Mensch und Tier vorgeführt werden. Eine andere kreist um die Veränderungen im Ökosystem und die daraus resultierenden "Umweltfolgen".
Um dem enorm gewachsenen Anspruch des neuen Museums auch räumlich gerecht zu werden, hat man den an der Maria-Ward-Straße gelegenen hinteren Hof des Schloss-Seitenflügels, in dem bisher Universitätsinstitute untergebracht waren, in die Planung einbezogen und für diesen Trakt einen Architektur-Wettbewerb ausgeschrieben. Diesen Wettbewerb hat der Berliner Architekt Volker Staab mit einem Entwurf gewonnen, der seit seiner Erstpräsentation viele Proteste provoziert hat und in der Zwischenzeit mehrfach abgewandelt worden ist.