Ein Projekt im Untergrund, das auch die Oberfläche stark verändern könnte: Der Planungsausschuss des Stadtrats hat den Bebauungsplan für die Tiefgarage mit 520 Stellplätzen unter dem Thomas-Wimmer-Ring, im Abschnitt zwischen der Knöbel- und der Kanalstraße, einstimmigbeschlossen. Damit können im nächsten Jahr die Arbeiten für eines der größten Neubau-Projekte in der Innenstadt beginnen. Die Bauzeit für den dreistöckigen unterirdischen Komplex soll rund drei Jahre betragen. Im Zuge dieser Aktivitäten könnten auch die Verkehrsschneisen verändert werden.
Wenn man die Straßen sowieso aufgraben muss, könnte dann nicht bei der Wiederherstellung der Oberfläche über der Tiefgarage der Altstadtring verschmälert werden? Und bietet sich dabei nicht auch die Chance, die Verkehrsschneise vor dem Isartor zu verkleinern? Vorüberlegungen dazu gibt es bereits in der Verwaltung. Der Stadtrat wird sich voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte 2017 mit der Frage beschäftigen.
Bisher hat der Thomas-Wimmer-Ring jeweils drei Spuren pro Fahrtrichtung. Erste Untersuchungen des Planungsreferats haben gezeigt, dass auch bei jeweils zwei Spuren die Leistungsfähigkeit der Straße nicht beeinträchtigt wird. Ebenfalls stutzen könnte man die enormen Dimensionen des sogenannten Verkehrsknotens mit seinem breiten Grünstreifen zwischen den Straßen vor dem Isartor, ohne damit größere Staus zu produzieren, sagen die Verkehrsplaner. Verschiedene Umbauvarianten stehen zur Diskussion. So soll etwa die eigene Rechtsabbiegespur für die Fahrzeuge, die aus der Richtung Zweibrückenstraße kommen und am Isartorplatz auf den Thomas-Wimmer-Ring wollen, wegfallen.
Damit gewänne man mehr Platz für die kleine parkähnliche Anlage am Rand der Straße. Diese bisher wenig attraktive Fläche könnte dann umgestaltet und für Passanten und Erholungssuchende aufgewertet werden. Auch die Randbereiche der Straßen am Altstadtring sollen mit Bäumen und Grün neu angelegt werden - München soll grüner und schöner werden am Isartor.
Der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel befürwortet eine Verkehrsberuhigung im Umfeld des Isartorplatzes. Vor allem sollten die Bus-Parkplätze entlang des Thomas-Wimmer-Rings verschwinden, sagt BA-Planungssprecher Wolfgang Püschel (SPD), damit der Ring auf zwei Spuren verschmälert werden kann. Im Bebauungsplan für die Tiefgarage gibt es keine Festlegung zur Zahl der Fahrbahnen an der Oberfläche. Das Thema ist im Stadtrat umstritten. Denn geklärt ist nicht, wo die Touristenbusse dann halten sollen, wenn der Standort Isartorplatz wegfiele. Zusätzlicher Druck entsteht, weil der Max-Joseph-Platz vor der Oper künftig für Busse tabu sein soll. Das zeige, wie wichtig ein Gesamtverkehrskonzept für die Altstadt sei, sagt Püschel.
Ob eine Reduzierung auf jeweils zwei Fahrspuren funktionieren kann, wird man schon im kommenden Jahr sehen. Denn während der Bauzeit für die Tiefgarage müssen die Autofahrer auf dem Thomas-Wimmer-Ring mit dem beschränkten Platz auskommen. Bevor der Stadtrat dann endgültig über die künftige Verkehrsplanung am Isartor entscheidet, sollen auch die Bürger ihre Meinung zu den Umbauvarianten äußern.
Geplant ist dazu eine Einwohnerversammlung. Eine intensive Öffentlichkeitsarbeit versprechen auch die Vertreter des Investors Wöhr und Bauer zum Tiefgaragen-Projekt selbst. Bereits im Januar soll eine Veranstaltung zum Baubeginn stattfinden. Außerdem sind ein Info-Container, eine Projekt-Website und in regelmäßigen Abständen eine Broschüre über den Verlauf der Arbeiten vorgesehen.
Die Tiefgarage unter dem Thomas-Wimmer-Ring soll das in die Jahre gekommene und städtebaulich wenig attraktive Fina-Parkhaus an der Hildegardstraße, also ganz in der Nähe des Altstadtrings, ersetzen. Wenn die neue Tiefgarage fertig ist, soll an der Hildegardstraße ein Ensemble mit zwei Häusern entstehen. Eines dieser Gebäude wird das unmittelbar benachbarte Hotel Mandarin Oriental zur Erweiterung seines Betriebs nutzen. Außerdem befinden sich in dem Ensemble Geschäfte, Gastronomie, Büros und Wohnungen. Das biete für die Stadt allemal mehr als ein marodes Parkhaus, sagt der Investor.