50 000 Euro - das ist eine beachtliche Summe für ein Stipendium im Bereich der Kultur. Und wenn nicht nur eine derart hoch dotierte Unterstützung ausgelobt wird, sondern deren drei, wie das die Alexander-Tutsek-Stiftung nun getan hat, dann ist das mehr als bemerkenswert. Immerhin sind Förderpreise in der Regel eher mit 3000 bis 5000 Euro dotiert.
Selbst der von der Stadt München alle drei Jahre abwechselnd in den Sparten Bildende Kunst, Architektur und Design verliehene Kunstpreis ist nur mit 10 000 Euro dotiert. Der weltweit renommierte Turner-Preis bringt es auf umgerechnet nur knapp 29 000 Euro. Was private Stiftungsförderung für Kunst angeht, steht europaweit der Roswitha-Haftmann-Preis der gleichnamigen Züricher Stiftung an der Spitze. Deren Hauptpreis ist mit umgerechnet knapp 159 000 Euro dotiert.
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Dieser Tage hat die Münchner Stiftung also bekannt gegeben, dass sie den Alexander Tutsek Photography Grant ins Leben gerufen hat. Einen mit jeweils 50 000 Euro dotierten Förderpreis, der zeitgenössische Fotografinnen und Fotografen ein Jahr lang bei der Realisierung eines Projekts unterstützen soll. Die ersten Preisträger sind Sergey Melnitchenko, Robin Rhode und Wang Yimo. Alle drei sind an Fotografie interessierten Besuchern der Stiftungsausstellungen nicht unbekannt.
So waren Werke des 1991 in der Südukraine geborenen Sergey Melnitchenko in der diesjährigen Ausstellung "So much Love and Compassion" zu sehen. Wie er sich mit seinen Aufnahmen der zwischen 2017 und 2019 entstandenen Serie "Who's Here" der Beziehung von Mutter und Kind nähert - mitunter auch in schwierigen sozialen Umfeldern - ist berührend.
Der 1976 in Südafrika geborene Künstler Robin Rhode ist ein Grenzgänger zwischen Fotografie, Film, Choreografie und Street-Art. Der in Johannesburg aufgewachsene, in Berlin lebende Rhode arbeitet in seinem Werk oft auf oder mit Wänden. So auch in der Serie "School of Fish", mit der er gegen die Überfischung und Ausbeutung der Meere protestierte. Die Werkserie war im vergangenen Jahr in der Ausstellung "Wide Open. Ins Offene" der Stiftung zu sehen.
Noch Gelegenheit, sich von dem vielschichtigen Werk der 1996 geborenen chinesischen Fotografin Wang Yimo zu überzeugen, hat man bis 26. Januar in der Ausstellung "Industrial Rhapsody" in der Black Box der Stiftung in der Parkstadt Schwabing. Wang Yimo verbindet in ihren Arbeiten Fotografie, Animation, Performance und Videoinstallation. Ihre fotografische Serie "Rhapsody on Earth" von 2021 entstand in einem stillgelegten Kraftwerk in China, wo sie ehemalige Arbeiterinnen und Arbeiter in teils irritierenden Konstellationen inszenierte und die Aufnahmen mit digitalen Motiven überblendete.
Der neue Preis soll die Kulturförderung der Alexander-Tutsek-Stiftung ergänzen. Die gilt langfristig auch künstlerischen Ausbildungsstätten und Ausstellungshäusern wie dem Haus der Kunst in München. Außerdem engagiert sich die Stiftung besonders im Bereich des Materials Glas, vergibt seit einigen Jahren an der Sommerakademie Bild-Werk Frauenau im Bayerischen Wald Stipendien. Ein weiteres neues Stipendienprogramm "Künstlerinnen und Kind" richtet sich an in Deutschland lebende freischaffende Künstlerinnen, die mit dem Material Glas arbeiten und Mutter eines noch nicht schulpflichtigen Kindes sind.