Prostitution:Paar betreibt illegales Bordell in Einfamilienhaus

Lesezeit: 2 min

  • Die Polizei hat ein als illegales Bordell genutztes Einfamilienhaus in Neuried durchsucht.
  • Nachbarn wunderten sich über das rege Kommen und Gehen.
  • In Bayern ist Prostitution in Kommunen unter 30 000 Einwohnern grundsätzlich untersagt.

Von Martin Bernstein

Der Heimgartenweg in Neuried ist ein beschauliches Fleckchen. Zehn Einfamilienhäuser, eingebettet in viel Grün. Gleich daneben beginnt der Forstenrieder Park. Umso mehr wunderten sich seit Mai die Anwohner über das rege Kommen und Gehen im Nachbarhaus. Immer wieder andere Männer, die ein- und ausgingen. . . Am Dienstag bekam das Anwesen dann gleich massenhaft Besuch: Fast 50 Polizeibeamte durchsuchten das Einfamilienhaus.

Seither wissen die Anwohner des Heimgartenwegs, was der Grund für das lebhafte Treiben war. Ein polnisches Pärchen hatte in dem Wohnhaus ein illegales Bordell eingerichtet. Illegal, weil jede Anmeldung oder gar Genehmigung für das Freudenhaus fehlte - sie wäre auch nie zu bekommen gewesen: Neuried hat 8636 Einwohner, in Bayern ist Prostitution in Kommunen unter 30 000 Einwohnern grundsätzlich untersagt.

Die Mieter des Hauses - eine 34-jährige Zuhälterin und ihr gleichaltriger Lebensgefährte - hatten das Gebäude für die unerlaubte Nutzungsänderung ordentlich umgestaltet: Plüschmöbel zierten die Räume, in allen sechs Zimmern wurden Betten aufgestellt, die Wände in Rosarot gehalten. "Streichen wird wohl nötig sein", kommentierte Ermittlungsleiterin Eva Pooske vom Kommissariat 35, zuständig für Zuhälterei und Prostitution, das, was den bis dato ahnungslosen Vermietern jetzt bevorsteht, bevor sie ihr Haus wieder seriösen Mietern anbieten können.

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Die Polin und ihr Freund hatten den Hauseigentümern weis gemacht, sie wollten in dem Haus ein Wohnheim für Arbeiter ihres Bauunternehmens aus der polnischen Heimat schaffen. Stattdessen entstand ein illegales Dienstleistungsunternehmen der speziellen Art. Aber mit laut Pooske üblichen Münchner Preisen: die halbe Stunde für rund 50 Euro.

Im Internet warben die Damen unter ihren Arbeitsnamen für ihre Dienste im Sperrbezirk. Immer nur für ein paar Wochen blieben die Anbieterinnen, dann wechselte die Belegschaft. Auf die Annoncen wurden jedoch nicht nur interessierte Kunden aufmerksam, sondern irgendwann auch die Nachbarn, denen der ungewohnte Verkehr in der Heimgartenstraße allmählich suspekt geworden war. Schließlich informierten sie die Polizei.

Am Dienstagnachmittag trafen die Beamten neben einem Kunden, der angesichts der Razzia noch vor dem Haus umdrehte, die Zuhälterin und drei ihrer Mitarbeiterinnen an, 40, 54 und 55 Jahre alt und wie die Puffbetreiberin aus Polen stammend. Alle vier mussten auf Anweisung eines Ermittlungsrichters von Neuried in eine Haftanstalt umziehen. Und die Ermittlungen sind noch nicht zu Ende: "Da wartet noch einiges auf uns", sagt Kriminalhauptkommissarin Pooske.

Dass ein ganzes Haus heimlich zum Bordell umgewidmet wird, ist auch in München selten. Illegale Prostitution wird sonst eher in kleinen Wohnungen oder Appartements betrieben, außerdem beobachtet "die Sitte" der Polizei eine neue Straßenszene von zumeist bulgarischen Armutsprostituierten rund um den Hauptbahnhof. Legal arbeiten in München rund 2000 Prostituierte.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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