Isarvorstadt:Restaurant Noun: Ein saugemütlicher Laden

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Im Noun an der Buttermelcherstraße sitzt man so gemütlich wie im heimischen Wohnzimmer. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Noun kann man sich problemlos wie zu Hause fühlen, die Küche ist recht gediegen und vermeidet alles Protzige.

Von Kurt Kuma

Dieser Artikel ist leider nicht mehr aktuell, das Restaurant gibt es nicht mehr.

Über den Namen des neuen Lokals an der Buttermelcherstraße kann man viel spekulieren und auch ein bisschen kalauern. Ist das englische Wort für Substantiv gemeint? Oder bedeutet es "nun" auf Sächsisch? Na, vermutlich ist es ein Akronym. Schon durch die große Fensterscheiben des ehemaligen Ladenlokals ahnt man die Wohnzimmeratmosphäre, die den Gast im Noun einfängt.

Ganze 30 Plätze hat das Lokal, im Sommer noch ein paar auf dem Gehsteig. Das Ambiente ist modern, aber nicht minimalistisch und kalt, sondern farbig und warm. Die komfortablen Stühle sind mit bunten Polstern bespannt. Sogar ein rostiges Baustahlgitter an der Decke trägt im Zusammenspiel mit der wandhohen Holzverkleidung des Barbereichs zur Behaglichkeit bei. Man sitzt wie in einem Wohnzimmer mit Blick auf das Szeneviertel am Gärtnerplatz.

Gärtnerplatzviertel
:Restaurant Noun: Wie ein zweites Wohnzimmer

Im Restaurant Noun geht es um ehrliches Essen und frische Zutaten - in einen angenehmen, fast schon familiären Ambiente.

Knuspriges Brot, Butter und ein kleiner Gruß aus der Küche machen sofort Lust auf einen Aperitif und beseitigen in Rekordzeit das natürliche Gefühl des Fremdseins in einer ungewohnten Umgebung. Einfach gesagt: Saugemütlich, der Laden. Wesentlichen Anteil daran hat auch die tiefenentspannte Art des Mitgründers und Besitzers, der sich ohne Manierismen und gleichwohl aufmerksam um jeden Gast kümmert.

Auch die Küche betreffend wird hier nicht gefinkelt und gekünstelt, man findet keine Schäumchen auf dem Teller und keinen Rotationsverdampfer in der Küche. Es wird gar nicht erst versucht, mit Hummer, Trüffel oder endlos gelagertem T-Bone-Steak zu punkten. Das wäre weder der begrenzten Räumlichkeit angemessen, noch ist es Teil des Konzepts. Es geht um ehrliches Essen, frische Zutaten in einem angenehmen, fast schon familiären Ambiente.

Je eine Handvoll Vor-, Haupt- und Nachspeisen bilden das Speisenangebot. Kühle Rechner werden sofort erkennen, dass das beliebig kombinierbare Drei-Gänge-Menü für 36 Euro ein guter Deal ist. Wir kosteten zum Auftakt eine Pasta mit Sardellen, Kapern und Parmesan (Einzelpreis 12,50). Die Nudel hatte korrekten Biss, und die Sugo-Zutaten waren zu einem würzigen Pesto gehäckselt. Eine weitere Vorspeise bestand aus einer Schnitte angebratenem Yellow-Fin-Thunfisch auf Mango, Koriander und Granatapfelkernen (14,50).

Die roten Kerne begegneten uns noch auf weiteren Gerichten, was die Sache auch optisch appetitlich macht, aber auch ein bisschen das Küchenkonzept beleuchtet: Die meisten Speisen glänzten mehr dank der Zusammenstellung frischer Zutaten als durch aufwendiges Verarbeiten derselben. Ein ambitionierter Freizeitkoch mit einem Händchen für frische Ware vom Markt könnte am heimischen Herd vergleichbare Kost herstellen - was dem Gesamterlebnis im Noun aber keinen Abbruch tut. Wer einfach mal die Beine unter den Tisch stellen, keine Arbeit haben, ordentlich essen will, das aber nicht in einem lärmenden Gasthaus, der wird seine Freude im Noun haben.

Ein genüsslicher Abend in freundlicher Umgebung

Aus dem Hauptspeisenangebot versuchten wir geschmorte Rinderbäckchen mit Kartoffel-Kürbispüree und Ofengemüse (21,00). Das Fleisch war butterzart, das Püree eine Spur zu flüssig geraten. Mehr begeistert hat uns der Spitzenreiter unter den Hauptspeisen, ein Filet vom Bayerischen Fleckvieh mit Portweinsauce, Ofengemüse und Kartoffelgratin (29,00). Das Gemüse kam superknackig daher, die Schichtkartoffeln würden auch in einer französischen Kochschule überzeugen, das Fleisch war rosa wie im Lehrbuch und zart krustig gebraten, die Sauce sämig, dunkel, wenngleich für Saucenfreunde fast etwas knapp bemessen.

Den Abschluss bildete eine lauwarme Schokoladentarte mit Ananas-Mango-Sorbet (und Granatapfelkernen). Der Kuchen war eine Wohltat wie aus einer französischen Landbäckerei, zumal wenn man sich vom Hausherrn noch einen bernsteinfarbenen Grappa aus seinem wohlsortierten Spezialfundus für Hochprozentiges servieren lässt (8,50).

Alternativ zur klassischen Menüfolge lässt sich auch ein größerer Vorspeisenteller genießen (25 Euro, 22 für die vegetarische Variante). Nachdem wir dieses optisch opulent und verlockend wirkende Potpourri auf einem Nachbartisch erspäht hatten, entschieden wir uns beim nächsten Besuch dafür. Leider waren nur zwei dargebotene Variationen selbstgekocht. Etwas Entrecote mit einem kräftigen Tomaten-Gemüse-Chutney das eine, sowie etwas Oktopus, mittelweich, das andere. Die weiteren Beigaben bestanden aus Oliven, Frischkäse, Hummus, Avocadocreme und einer Handvoll Mini-Mozzarella, alles von erkennbar hoher Qualität und Frische, keine Frage, aber preis-/leistungstechnisch nicht ganz so angemessen wie das Drei-Gänge-Menü.

Bei den Getränken kann man nichts falsch machen, außer vielleicht beim Fassbier: Heineken? Mitten in München? Tsss. Ein kühles bayerisches Weißbier, ein Gin Tonic oder die offenen Weine, vom Weißburgunder über Schiefer-Riesling bis zum toskanischen Landwein, garantieren alle großen Spaß.

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Ist das Noun eine Reise wert, wie der Michelin-Führer als Kriterium für ein Sterne-Restaurant voraussetzt? Eher nicht. Taugt es als Ziel für einen genüsslichen Abend in freundlicher Umgebung? Auf jeden Fall.

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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