Winona Ryder:Endlich nicht mehr die fragile Jugendliche

Lesezeit: 2 min

In der eigenen Altersgruppe angekommen: Winona Ryder. (Foto: Evan Agostini/dpa)

Wie der Schauspielerin Winona Ryder mit der Netflix-Serie "Stranger Things" das Comeback gelang.

Von Susan Vahabzadeh

Ein ordentliches Comeback ist immer eine schöne Geschichte, besonders, wenn ein Mensch von einem Ort zurückkehrt, an dem man ihn schon verloren glaubte. Die amerikanische Schauspielerin Winona Ryder spielt in "Stranger Things" - einer Mischung aus Teenie-Serie, Mystery und Science-Fiction - eine Frau, die ihren verschwundenen Sohn wiederfindet, und es ist von süßer Ironie, dass sie sich selbst mit dieser Rolle wiedergefunden hat. Auf Netflix ist jetzt die vierte Staffel der Serie zu sehen, und für Winona Ryder ist das ein Triumph nach einem Karrieretief.

Winona Ryder ist inzwischen 51 Jahre alt, und Joyce Byers aus "Stranger Things" wirkt ein bisschen so, als habe sich eine ihrer frühen Figuren ein dickes Fell zugelegt. Angefangen hat sie als versponnene Vorstadtprinzessin bei Tim Burton - sie war die geisterfreundliche Lydia in seinem "Beetlejuice", zwei Jahre später spielte sie Kim in "Edward mit Scherenhänden" (1990). "Edward" katapultierte seine beiden Hauptdarsteller, die fortan ein Paar waren und in der Klatschpresse herumgereicht wurden, Ryder und Johnny Depp, ins Reich der Hollywoodstars. Man hat das damals vielleicht nicht weiter beachtet, aber Winona Ryder war da noch ein Teenager, 19 Jahre alt; und vielleicht spielte sie die labilen Mädchen, die mit großen, fragenden Augen eingeschüchtert in die Welt blickten, auch deshalb so gut, weil sie sich in ihr Erstaunen und ihre Verzweiflung sehr gut hineinfühlen konnte.

Sie stammt aus einem Künstlerhaushalt und hat als Kind in einer Kommune in Kalifornien gelebt

Das Image der Vorstadtprinzessin, die Gleichförmigkeit der Wohnanlage, in der Kim in "Edward mit den Scherenhänden" lebt, passte allerdings überhaupt nicht zu ihr. Winona Ryder stammt aus einem Künstlerhaushalt und hat einen Teil ihrer Kindheit in einer Kommune in Kalifornien verbracht, ihre Eltern waren mit dem Science-Fiction-Autor Philip K. Dick befreundet. Das machte sie in den Neunzigerjahren nur noch interessanter. Mit Anfang zwanzig war sie schon zweimal für einen Oscar nominiert, für Martin Scorseses "Zeit der Unschuld" und eine Verfilmung des Klassikers "Little Women". Es lasteten große Hoffnungen auf ihrer Filmkarriere, sie galt als besonderes Talent, weil sie kleinste Nuancen der Gefühle spielen konnte. Man konnte das besonders gut sehen, als sie 1999 in "Durchgeknallt" die psychisch kranke Susanna spielte. Aber irgendwie wurde dieser Film, den Ryder selbst koproduziert hatte, zu einem Vehikel für Angelina Jolie, die auch mitspielte - und Ryder verschwand langsam in der Versenkung. Was vielleicht daran lag, dass sie die jungen Mädchen so großartig spielte, dass sie auch dann noch in diesen Rollen besetzt wurde, als sie selbst keins mehr war.

Es ist im Nachhinein schwer zu sagen, ob es dann ein paar Jahre später daran lag, dass sie sehr schnell nicht mehr zur Elite des Kinos gehörte oder dass sie viel zu früh dazugerechnet wurde - sie wandelte sich jedenfalls schon um die Jahrtausendwende zur tragischen Figur. Sie nahm eine Auszeit von der Leinwand und machte dann doch wieder Schlagzeilen, allerdings nicht mit Schauspielerei - sie wurde 2001 festgenommen wegen Ladendiebstahls, sie hatte Kleidung für mehrere Tausend Dollar aus einem Geschäft mitgehen lassen; vor Gericht wurde ihr Drogenmissbrauch ausgebreitet; sie berichtete öffentlich von ihren Depressionen, um ihr Verhalten zu rechtfertigen. Damit können sich wiederum viele Menschen identifizieren.

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Sie hat dann auch all die Jahre kontinuierlich weitergearbeitet. Aber entweder die Filme waren klein, oder die Rollen, die sie bekam, waren es - Winona Ryder galt als schwierig. Bis zu "Stranger Things", einer der großen, teuren Netflix-Serien- da ist sie seit sechs Jahren und vier Staffeln eine der Hauptfiguren, für ein Publikum, das sich an ihre Anfänge gar nicht erinnern kann. Und sie darf endlich wieder Frauen spielen, die so alt sind wie sie selbst.

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