Klimagipfel:Eine Allianz mit Haken

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Die USA und China wollen künftig beim Klimaschutz enger kooperieren. Für die Welt ist das eine gute Nachricht - aber sie birgt auch Gefahren.

Von Michael Bauchmüller

Ein ewiger Begleiter aller Klimadiplomatie ist das Misstrauen. Betreiben die anderen wirklich den Klimaschutz, den sie versprechen? Oder heizen sie die Atmosphäre weiter auf, während andere sie mühsam abzukühlen versuchen? Jahre-, nein, jahrzehntelang haben derlei düstere Vermutungen allen Fortschritt gebremst. Und kein Duo war dafür so berüchtigt wie die USA und China. Darin, nicht in seinem Inhalt, steckt der Wert der Erklärung, die beide beim Gipfel in Glasgow abgegeben haben. Die beiden größten Klimasünder unter der Sonne wollen beim Klimaschutz zusammenarbeiten, ungeachtet ihrer übrigen Konflikte.

Kein Wort leider zu Entwicklungsländern und Inselstaaten

An die Stelle von Misstrauen könnte Kooperation treten, wenn der gute Wille hält. Und weil sich die Beteuerungen beider Staaten auch auf die wichtigen 2020er-Jahre beziehen, wird sich leicht überprüfen lassen, wie ernst es vor allem China meint. Bisher steht Peking schließlich auf dem Standpunkt, seine Emissionen könnten in den nächsten Jahren noch munter wachsen. Wenn an diesem Freitag die Verhandlungen in die entscheidende Phase treten, wird die Erklärung ihre ganze Wucht entfalten. China und die USA werden sich nicht mehr gegenseitig blockieren. Und wenn die beiden wichtigsten Länder zusammenhalten, macht das auch Druck auf alle übrigen.

Doch darin liegt auch der größte Haken der gemeinsamen Erklärung. Denn China und die USA sind sich zwar einig, dass sie die Emissionen stärker senken wollen. Die Interessen von Entwicklungsländern und Inselstaaten aber haben sie großzügig ausgeklammert. Kein Wort verlieren sie über all die Schäden, die der Klimawandel dort jetzt schon anrichtet, über die eigene Verantwortung dafür, zu finanzieller Hilfe bei der Anpassung an solche Folgen. Es wird eine Gegenallianz brauchen, die einen Deal zulasten Dritter verhindert. Und eine andere große Macht, die sich auf ihre Seite schlägt: die Europäische Union.

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