"Wie andere begann er sich zu fragen, ob die Verrohung unseres Lebens nicht vielleicht ein Akt der Befreiung war, ein notwendiges Ätzmittel, der Anbruch einer neuen Ära politischer Wahrhaftigkeit", schrieb der pakistanisch-amerikanische Autor Ayad Akhtar in dem sensationellen Roman "Homeland Elegien", der die psychisch-affektiven Tiefen der Trump-Verehrung auslotete wie kaum ein Text sonst. Genau diese verklärende Umdeutung von Verrohung in Befreiung war ja allenthalben zu hören seit dem Wahlsieg Donald Trumps im November 2016. Jede verbale Verätzung, jede lustvoll ausgestellte Brutalität, jede sexistische, rassistische Entgleisung wurde als emotionale Entlastung gefeiert und als vermeintlich politische Wahrhaftigkeit aufgewertet. Als seien alle demokratischen Grundrechte, als sei der Anspruch auf Freiheit und Gleichheit für alle Bürgerinnen und Bürger irgendwie nur unauthentischer, verlogener Neusprech, nur aufgezwungenes Tabu, keine verbindliche demokratische Kultur.
MeinungRadikalisierung:Politik des Zorns

Kolumne von Carolin Emcke
Lesezeit: 3 Min.

Die Anhänger Trumps oder der AfD sind nicht die Vergessenen oder Abgehängten der Gesellschaft. Nein, sie missachten die Demokratie.
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