Geschichtsbild:Wenn Politiker joggen

Der Außenminister läuft zu sich selbst: Joschka Fischer (mit Mütze) 1999. (Foto: bub/imago/Becker&Bredel)

Von Joachim Käppner

Olaf Scholz trägt derzeit eine Augenklappe, so wie die Piraten aus "Jim Knopf und die wilde 13", und wer der Versuchung zur Albernheit nicht widerstehen kann, wäre geneigt, den Kanzler für den Kapitän der wilden Ampel zu halten. Aber im Ernst, Scholz war beim Joggen gestürzt und hatte sich am Auge verletzt, es soll aber glücklicherweise gut heilen. Joggende Staatenlenker gibt es, seit das Laufen als Sport in Mode kam; ohne körperlichen Ausgleich wiegen die Belastungen des Amtes noch schwerer (und seine Träger auch). Auf dem Petersberg bei Bonn wurde sogar ein Bill-Clinton-Jogging-Parcours eingerichtet, in Würdigung des US-Präsidenten, der im Juli 1994 die Wälder rund um das Gästehaus der Bundesregierung durcheilte, von mitrennenden Secret-Service-Agenten bewacht. Und Deutschlands späterer Außenminister Joschka Fischer betrieb - sogar unter Berufung auf Karl Marx ("Das Sein bestimmt das Bewusstsein") - das Joggen so intensiv, dass er 1998 noch vor dem rot-grünen Wahlsieg sogar den Hamburg-Marathon schaffte. Der einstmals übergewichtige Politiker schrieb sogar ein Buch darüber, wie ihn der Sport verändert hatte: "Mein langer Lauf zu mir selbst". Er hatte für die Turnschuhe, in denen er steckte, als er 1985 den Amtseid als hessischer Umweltminister ablegte, eine zeitgemäßere Verwendung gefunden.

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